Werders historisch miese Serie gegen die Bayern ist noch ein bisschen schlechter geworden. Foto: Nordphoto Da war schon längst alles klar: Nach dem 5:1 durch den eingewechselten Thomas Müller (2. v. re.), stellte sich nur noch die Frage, wie hoch die Werder-Pleite ausfallen würde. Foto: Nordphoto
Werder 1:6 gg Bayern

Kurzer Traum, großes Debakel

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Bis zur 45 Minute liegt Werder in München vorne, dann kippt die Partie durch Bayerns Doppelschlag.

Geführt, gehofft, schließlich aber doch bitter vorgeführt: Werder Bremen ist bei Bayern München mit 1:6 (1:2) untergegangen und schlittert immer tiefe in die Krise. Das Team steht mittlerweile auf Rang 15, kann am Samstagabend sogar auf den Relegationsplatz zurückfallen. Auch der erste direkte Abstiegsplatz ist nur noch drei Punkte entfernt. In München hatte Milot Rashica zunächst das 1:0 für Werder vorgelegt, die Bayern drehten die Partie durch Tore von Philippe Coutinho (45.) und Robert Lewandowski (45.+4) aber noch vor der Pause. In der zweiten Halbzeit brach es über nun völlig überforderte Gäste herein. Der überragende Coutinho (63./78.) sowie Lewandowski (72.) und Thomas Müller (75.) sorgten nach zuvor zwei Niederlagen in der Liga für ein Bayern-Schützenfest.

Hinten-rein-und-auf-Rashica-hoffen

Die Serie, die Werder als Rucksack mit in die Partie nahm, war so schwarz wie die Bremer Trikots. 20 Duelle mit den Bayern hatten sie in Folge verloren, seit 25 Pflichtspielen warteten sie schon auf einen Sieg über den Rekordmeister. Und zu diesen niederschmetternd schlechten Zahlen gesellten sich auch noch frische Personalprobleme. Kapitän Niklas Moisander war zwar mit nach München gereist, wegen erneut aufgetretener Probleme an der Wade kam er jedoch nicht zum Einsatz. Auch Philipp Bargfrede (Oberschenkelprobleme) und Sebastian Langkamp (Rücken) fehlten.
Ohne diese Routiniers schraubte Werder-Trainer Florian Kohfeldt ein System zusammen, das die Bezeichnung defensiv absolut verdient hatte. Fünferkette, davor drei Mittelfeldleute sowie die zwei Offensiven Yuya Osako und Milot Rashica. „Aktives Verteidigen“ hatte Kohfeldt als Devise ausgegeben. Tatsächlich war es dann eine „Hinten-rein-und-auf-Rashica-hoffen“-Taktik. Die lange aufging.

Knallhart zur Führung

Die Münchner, die zuletzt zweimal in Folge in der Liga verloren hatten, bestimmten die Partie, waren klar überlegen und kamen auch zu Chancen. Aber Werder hielt dagegen. Mit Torhüter Jiri Pavlenka, der gegen Robert Lewandowski drei Top-Paraden zeigte (9., 14., 39.), und mit Rashica. In der achten Minute war der Kosovare durch, lief 50 Meter auf Bayern-Keeper Manuel Neuer zu und verstolperte dann den Ball. Das sah – freundlich formuliert – ungeschickt aus.
Wer nun lästerte, wieso dieser Mann im Sommer 40 oder 50 Millionen Euro wert sein soll, dem wurde in Minute 24 gezeigt, dass diese Summe nicht zu hoch gegriffen ist. Nach einem Pass von Davy Klaassen legte Rashica den Ball kunstvoll an Bayern-Verteidiger Jerome Boateng vorbei in den eigenen Lauf und ging auf und davon. Aus 16 Metern zog der Bremer dann ab –nicht sonderlich platziert, aber knallhart. 1:0 für Werder – die Bremer führten in der Allianz Arena.

Bayern eiskalt in der Nachspielzeit

Überraschend war das, keine Frage. Und es war auch ein Spiegelbild der letzten beiden Bayern-Partien. Viel Ballbesitz, gute Chancen, keine Tore. Dabei blieb es jedoch nicht. Denn Werders Defensive hielt eben doch nicht, was sie zunächst versprochen hatte. Coutinho musste nach Vorlage des Ex-Bremers Serge Gnabry nur noch einschieben (45.). Und weil ein Übel selten allein kommt, fiel auch nach das 2:1 für die Bayern. Lewandowski tauchte erneut frei vor Pavlenka auf, legte den Ball diesmal überlegt am Tschechen vorbei (45.+4). Die lange Nachspielzeit war nötig geworden, weil sich Gebre Selassie beim 1:1 am linken Oberschenkel verletzt hatte und nach Behandlungspause ausgewechselt werden musste. Für ihn kam der Ex-Münchner Marco Friedl.

Alabas Zuckerpass und Coutinhos erste Sahne

Rückstand statt Führung zur Pause – das Bremer Spiel war binnen weniger Minuten zu Bruch gegangen. Ärgerlich und unnötig war das aus Bremer Sicht, aber das 2:1 entsprach letztlich doch mehr dem Spielverlauf, als es ein 0:1 getan hätte.
In Halbzeit zwei machten die Bayern dann einfach weiter. Die Champions-League-Rekordler (gewannen als erstes deutsches Team alle sechs Gruppenspiele) drängten gegen nun merklich angeknockte Bremer auf die zeitnahe Entscheidung. Pavlenka rettete zunächst noch gegen Coutinho (47.) und sah, dass der eingewechselte Ivan Perisic deutlich verzog (59.). Doch nach einem genialen Bayern-Moment stand es dann doch 3:1. David Alaba überspielte die Bremer Abwehr mit einem Zuckerpass auf Coutinho, der Brasilianer hob den Ball dann über Pavlenka ins Tor. Erste Sahne von den Bayern.

Bremer hilflos und überfordert

Und die Bremer? Sie mutierten mehr und mehr zu dem, was sie schon in vielen Spielen in vielen Jahren zuvor in München gewesen waren: hilflose, überforderte Statisten. Leon Goretzka (65.) und Perisic (68.) vergaben weitere gute Möglichkeiten, ehe erneut Lewandowski zuschlug – 4:1 nach 72 Minuten. Thomas Müller erhöhte wenig später auf 5:1 (75.) und Coutinho mit dem nächsten Zauberschuss sogar auf 6:1 (78.). Das, was bis kurz vor der Pause noch nach Sensation ausgesehen hatte, wurde jetzt zur bitteren Klatsche.

Moral und Mutmacher gesucht

Die Bayern ballerten ihre Mini-Krise in der Liga einfach weg, die Bremer ließen es geschehen und verschärften damit die eigene Notlage.
Wo war die Moral, die diese Mannschaft angeblich so auszeichnet? Spätestens nach dem 1:3 war davon nichts mehr zu sehen. Bedenkliche Auflösungserscheinungen machten sich breit, und es stellt sich die Frage, wie Kohfeldt diese Mannschaft bis zum Heimspiel gegen Mainz 05 am Dienstag (18 Uhr) wieder auf die Beine bringen will. Kleiner Mutmacher: Mainz erging es am Samstag mit dem 0:4 gegen Borussia Dortmund nicht sehr viel besser.

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Eine Antwort

  1. Gunnar-Eric Randt sagt:

    Weiter so. Da hat es gegen Bayern 6 Mal gescheppert und wieder „13“ geschlagen.

    Platz 15 in der Tabelle ist an diesem Wochenende für Werder sicher. Aber so richtig Freude bereitet Werder erst, sollten sie heute Abend auf dem Relegationsplatz stehen. Bremer drücken Düsseldorf heute Abend also die Daumen für ihren Heimsieg und Mainz für ihren nächsten Auswärtssieg am Dienstag. Beide haben zuletzt leider gegen Dortmund zu Hause verloren und sollten hoch motiviert in die nächsten Partien gehen.

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