Heiko Dornstedt (61) ist seit 2008 Ortsamtsleiter in Vegesack. Foto: Harm
Interview

Heiko Dornstedt: „Es reicht eben nicht“

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Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt spricht im Interview über den Kita-Ausbau, das Kontor und Pläne für 2020.

Weser Report: Erst kürzlich wurde bekannt, dass in Vegesack besonders viele Kita-Plätze fehlen. Etwa 150 sind es. Ist das die Negativ-Schlagzeile für 2019 für den Stadtteil?

Heiko Dornstedt: Das kann man so sehen. Aber ich möchte das gerne differenzierter betrachten. Denn das Ressort für Kinder und Bildung arbeitet intensiv daran, auch in Vegesack Kita-Plätze zu schaffen. Wir haben eine neue Kita im Ulrichs Helgen bekommen, die Kita in der Dobbheide ist im Bau, die Kita in Grohn ist im Bau – es tut sich was. Das muss man feststellen, aber es reicht eben nicht. Das nächste Problem ist ja, dass die Räume allein nicht ausreichen. Denn die Kinder müssen eine angemessene Betreuung erhalten. Erzieherinnen und Erzieher wachsen nicht auf Bäumen.

Bei welchen anderen Projekten hätten Sie sich mehr Fortschritte erhofft?

Das nächste Thema ist der Schulausbau. Ich weiß, dass ein Kind, das heute geboren wird, in sechs Jahren zur Schule geht. Man muss rechtzeitig aufgestellt sein, damit die Plätze dann auch vorhanden sind. Aber auch da sind wir mit dem Bebauungsplan 1568 auf einem guten Weg. Der ermöglicht eine Schule auf dem ehemaligen Sportplatz Fährer Flur. Nach meiner Einschätzung wird es so sein, dass wir das bestehende Gebäude Fährer Flur behalten müssen, um den Bedarf auch tatsächlich decken zu können.

Wie steht es denn zurzeit um die Sporthalle an der Ludwig-Jahn-Straße?

Still ruht der See. Da hat sich nichts mehr getan. Es ärgert mich massiv und es ist ein Zustand, der nicht hinzunehmen ist. Die Verantwortlichen bei Immobilien Bremen sind mit dem Kita- und Schulausbau so beschäftigt, dass andere Dinge hintenüberfallen. Ich werde nicht müde daran zu erinnern und zu mahnen.

Für das marode Spielschiff am Vegesacker Museumshaven gab es dieses Jahr eine Lösung. Wie geht es 2020 weiter?

Ich habe die Zusage, dass das neue Spielschiff bis Ostern 2020 stehen soll. Das ist ein Zeitraum, der hinnehmbar ist, weil im Frühjahr wieder mehr Kinder dort spielen werden. Die Planungen laufen dafür, Aufträge sind meines Wissens noch nicht erteilt.

2019 wurde auch die Bremische Bürgerschaft neu gewählt. Welche wegweisenden Entscheidungen erhoffen Sie sich von dem Parlament?

Wir haben zahlreiche Haushaltsanträge an die Ressorts gerichtet, damit die Mittel für die Projekte hier im Haushalt eingestellt werden. Und da erwarte ich einerseits, dass die Senatsressorts das auch der Bürgerschaft vorlegen, und andererseits dass die Bürgerschaft entsprechende Beschlüsse fasst. Wir haben beispielsweise beschlossen, das Mittel für den Neubau des Fritz-Piaskowski-Bades, für die Bezirkssportanlage am Oeversberg, für den Hochwasserschutz am Vegesacker Hafen und für die Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes bereitgestellt werden. Dort sollen die Wege zwischen Bus und Bahn attraktiver werden.

2019 wurde das Kontor eröffnet und es gibt Pläne für das Hartmannsstift. Welche anderen Projekte sind 2019 gut vorangekommen?

Das sind die beiden wichtigsten Projekte. Gerade das, was am Alten Speicher passiert, ist in enger Kooperation mit Beirat und Ortsamt passiert. Ich halte das für einen großen Schritt, da haben wir 2019 richtig gut gearbeitet. Jetzt gilt es das, was planungsrechtlich vorgesehen ist, Realität werden zu lassen. Ich erwarte, dass Anfang 2020 der Bauteil B abgerissen wird. Das wird uns noch begleiten, genau wie das Hartmannstift. Dann wird der B-Plan 1550 auf der Fläche des ehemaligen Vulkan-Verwaltungsgebäudes öffentlich diskutiert werden. Die Probleme zwischen Gewerbe und der geplanten Wohnbebauung müssen geregelt werden.

Gab es ein persönliches Highlight?

La Strada war nach vielen Jahren wieder im Stadtteil und ich hoffe, dass sich das etabliert. Das Festival Maritim ist immer ein Highlight. Nach meiner Kenntnis ist es inzwischen das drittgrößte Seamusic-Festival weltweit. Darauf kann man mit Recht stolz sein. Aber auch, dass es gelungen ist, den Oeversberg für den Sport zu erhalten, ohne der Jacobs Universität die Möglichkeit zu verbauen, die erforderliche Erweiterung durchzuführen, war schon ein richtiges Highlight. Da haben viele Dinge hinter den Kulissen stattgefunden und es mussten viele Leute mitgenommen werden.

Was wird 2020 noch wichtig für den Stadtteil?

Die Grohner Düne wird weiter ein Thema bleiben. Unter Federführung der Senatskanzlei haben wir schon große Fortschritte erzielt. Dort – wie auch in vielen anderen Bereichen – gilt: Stillstand ist Rückschritt. Da müssen wir am Ball bleiben. Die Kita-Versorgung, die Spielplätze auch das sind Themen. Gemeinsam mit dem Vegesack Marketing gilt es, daran zu arbeiten, die Situation der Fußgänger nachhaltig zu verbessern und sie interessanter zu machen. Politik kann nicht dafür sorgen, dass irgendjemand irgendwo ein Geschäft eröffnet. Aber Politik kann die Rahmenbedingungen schaffen, die es für Geschäftsleute attraktiv macht, an einen Standort zu gehen und eine Gewinnerwartung damit zu verbinden.

Was wünschen Sie sich für 2020 für den Stadtteil und für die Vegesacker?

Ich wünsche mir für die Vegesacker für 2020 Optimismus. Mit Optimismus an die Entwicklung unseres Stadtteils heranzugehen und mehr daran zu glauben, dass wir hier gute Sachen machen. Die brauchen zwar auch ihre Zeit, aber optimistisch zu sein und daran zu glauben, dass wir Erfolge haben werden, ist wichtig. Mit Optimismus kommt man immer weiter.

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