Die 15-jährige Madlin Rother ist seit acht Jahren im Kunstradfahren aktiv. Ihre Eltern haben schon eine Vitrine mit Auszeichnungen voll. Fotos: Konczak
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Der Sattel ist Lava

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Die Sportart Kunstradfahren lebt beim RV Adelheide weiter

Es ist ein typischer Montagabend in der Sporthalle am Blücherweg. Gerade räumen die Nachwuchskicker der dritten D-Jugend vom TV Jahn den großen Raum, schon stehen am anderen Ende der Halle junge Menschen mit Springseilen und machen sich für ihr zweimal die Woche stattfindendes Training warm. Nicht, dass die jungen Menschen das Seilspringen für irgend etwas anderes als zum Aufwärmen nutzen würden. Die Mitglieder des Radsportvereins (RV) Adelheide trainieren in einer Sportart, die nach langen Phasen der Popularität fast nur noch einem Nischenpublikum bekannt ist: dem Kunstradfahren.

Das Werkzeug der Sportler

Anders als übliche Drahtesel verfügen die Räder über keine Gänge, die Sitze sind nicht gefedert, Bremsen gibt es nicht. Dabei ist das Utensil der Kunstradfahrer gleichzeitig stabil und dennoch leicht. Jonny Schröder hebt eines der Fahrräder mit einer Hand an. 1955 fing er mit dem Kunstradfahren an, heute bezeichnen ihn andere als „die gute Seele des Vereins“. Er berichtet, zu seiner aktiven Zeit habe es zahlreiche Vereine für den Kunstradsport gegeben, nach dem zweiten Weltkrieg sei aber die Faszination verloren gegangen. Heute hilft Schröder beim Traning den jungen Nachwuchstalenten.

Die sind derweil dabei, auf ihren Rädern Kreise durch die Sporthalle zu drehen. Mal vorwärts, mal rückwärts, mal synchron, mal in ungewöhnlicher Form auf dem Rahmen des Fahrrads stehend.

Die Jagd nach Erfolgen

Eine, der man scheinbar nicht mehr viel beizubringen braucht, ist Madlin Rother. Die 15-jährige betreibt seit acht Jahren des Sport des Kunstradfahrens und ist das derzeit erfolgreichste Mitglied des Vereins. Am 7. März wird sie an der Landesmeisterschaft im Harz teilnehmen. In Neuenkirchen wohnt die Landestrainerin, zu ihr fährt Madlin an einigen Wochenenden für jeweils etwa drei bis vier Stunden, um ein fortgeschrittenes Training zu absolvieren.

Eine, die auch auf die jungen Radkünstler in der Sporthalle aufpasst, ist Michelle Doig. Auch sie gehört zu jenen, die schon Erfolge auf Meisterschaften erreichen konnten. An diesem Montag besteht ihre Aufgabe darin, auf die anderen Sportler aufzupassen, ihnen Ratschläge von der Perspektive der Außenstehenden zu geben. „Am Anfang stellen sich schnell Erfolge ein, doch auf dem Hinterrad zu fahren, dafür braucht man schon etwa ein Jahr“, erzählt Doig über ihren Sport. Auf Körperbeherrschung, Koordination und die Fähigkeit zum Multitasking komme es an, sagt sie weiter und ruft zwischendurch Empfehlungen in den Raum: „Achte auf deine linke Schulter.“ Oder: „Du musst dich nicht zum Boden orientieren, sondern hoch.“

Das Suchen nach Nachwuchs

Wie so viele Sportvereine ist auch der RV Adelheide auf der ständigen Suche nach Nachwuchs. Wer einmal ausprobieren möchte, wie es sich auf einem Fahrrad rückwärts fährt, oder seine eigene Koordination einer Probe unterziehen möchte, ist vom Verein eingeladen, freitags zwischen 17 und 18 Uhr zu einem Probetraining zu kommen. Der Verein stellt hierzu Rad und Gymnastikschuhe zur Verfügung.

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