Ist seit 30 Jahren als Chansonnier und Schauspieler aktiv: Tim Fischer. Foto: Sebastian Busse
Interview

Herzen zum Schlagen bringen

Von
Tim Fischer über Zeitreisen, die Macht der Musik und sein kommendes Konzert

Delme Report: Herr Fischer, mit Ihrem aktuellen Programm „Zeitlos“ geht es einmal mehr zurück nach Delmenhorst…

Tim Fischer: Nach Delmenhorst zu kommen ist für mich immer ein besonderes Vergnügen! Ich kenne sehr viele nette Menschen in meiner Geburtsstadt und sie kennen mich auch seit langer Zeit. Meine Musiker und ich werden in Anschluss an das Konzert wieder Spenden für die Kinderwunschbaumaktion sammeln. Eine tolle Einrichtung! Bei dieser Gelegenheit erzählen mir die Leute die wahnsinnigsten Geschichten, wie zum Beispiel „Timi, weißt du noch, wie wir im Fabrikhof Murmeln gespielt haben?“. Das erfreut mich richtig und fühlt sich wie eine Reise in die Vergangenheit an.

Das Publikum bleibt also das gleiche?

Es kommen natürlich auch Leute von außerhalb, aber es gibt glücklicherweise einen festen Delmenhorster Fankreis, der sich keines meiner Konzerte entgehen lässt.

Jetzt haben Sie das ganze Jahr hindurch ein straffes Programm mit einigen wenigen freien Tagen dazwischen. Was sind Ihre Inseln der Ruhe?

Die sind momentan sehr rar. Ich genieße es schon, wenn ich abends nach der Show mit Freunden und meinen tollen Musikern zusammensitzen, noch ein gutes Glas Wein trinken kann und vielleicht noch was Kleines zu essen bekomme. Das ist für mich dann mein Ruhepol. Ich entspanne mich bei interessanten Gesprächen. Für mehr bleibt keine Zeit. Momentan spiele ich ja im Hamburger Hansa Varieté Theater den Conférencier im Musical „Cabaret“. Der Montag ist spielfrei und wird für sonstige Termine genutzt. Ich bin also ständig busy! Aber das Tolle ist, dass ich in einem Beruf arbeiten darf, der mir große Freude macht. Die Anstrengung wird vom Publikum belohnt.

Und seit 30 Jahren arbeiten Sie in einem Beruf, den Sie lieben…

Ja, ich kann es selbst kaum fassen!

Gab es für Sie mal eine Alternative in der Berufswahl?

Ja, ich konnte mir viele Berufe vorstellen. Ich wollte unbedingt mit Menschen zu tun haben und habe schon immer ältere Leute sehr gemocht. Also habe ich mit 15 Jahren ein Praktikum in einem Oldenburger Pflegeheim absolviert und ernsthaft mit dem Gedanken gespielt, Altenpfleger zu werden. Dann kam mir jedoch der künstlerische Beruf in die Quere. Es hat mich fasziniert, wie Menschen durch Lieder und Chansons bewegt werden, wie man versteinerte Herzen wieder zum Schlagen bringt. Den Weg auf die Bühne muss man sich dann natürlich erst einmal erkämpfen.

Was Sie mit Erfolg geschafft haben. Jetzt sind Sie auch in der kommenden Staffel von „Babylon Berlin“ dabei.

Ja, unglaublich, oder? Das hat mich auch ein bisschen überrascht. Für die dritte Staffel habe ich gemeinsam mit meinem musikalischen Leiter Oliver Potratz einen Song im Stil der 30er Jahre kreiert, den wir natürlich auch performen und der auf dem aktuellen Soundtrack zur Serie zu hören ist. Er heißt „Heut’ Nacht in Peru“.

Es ist eine große Produktion. Man betritt eine Kulisse und befindet sich plötzlich im Berlin der 1920er Jahre?

Genau so ist es! In Babelsberg wurden ganze Straßenzüge dem Berlin der 1920er Jahre nachgebaut. Nach wenigen Sekunden ist man in eine völlig andere Zeit zurück gebeamt.

Stelle ich mir schön vor.

Ja, das war es auch. Ich habe immer schon den Wunsch gehabt, das Berlin der 20er Jahre erleben zu dürfen, wobei wir uns diese Zeit auch oft verklärt vorstellen mit ihrer Musik, ihren Bars… Tatsächlich war es aber eine sehr harte Zeit für die Menschen. Man hatte gerade den ersten Weltkrieg hinter sich, es gab viel Armut und viel Elend, nicht nur Flitter und Glitter.

Auch das Musical „Cabaret“ spielt im Berlin der Vergangenheit, in den späten 1920er Jahren. In einer aktuellen Produktion im Hansa-Theater spielen Sie eine tragende Rolle.

Ja, und die Geschichte, die erzählt wird, bewegt mich zutiefst. Zudem enthält das Musical mitreißende Songs, die stimmungsmäßig ein enormes Spektrum abdecken. Ein Besuch im Hansa Theater lohnt sich auf jeden Fall!

Worauf können sich die Zuschauer im Theater „Kleines Haus“ freuen?

Unter dem Titel „Zeitlos“ habe ich ein Programm zusammengestellt, das ebenso „Tim Fischer-Hits“ wie auch neue Chansons versammelt. Klassiker wie „Rinnsteinprinzessin“ und „Stroganoff“ dürfen ebenso wenig fehlen wie Ludwig Hirschs sehnsüchtiges „Komm großer schwarzer Vogel“. Ich habe mich entschlossen, 15 alte und 15 neue Lieder zu singen. Den Text des Titelsongs „Zeitlos“ habe ich geschrieben, mein Bandleader Oliver Potratz hat die Musik dazu komponiert. Ich komme in Begleitung meiner vier Musiker und des schaupielernden Tänzers Florian Korty, mit dem ich eine flotte Sohle aufs Parkett legen werde. Wir lassen es richtig krachen und servieren die ganze Skala von bewegendend bis durchgeknallt.

Es gibt auch das Album „Zeitlos“, das im vergangenen Jahr erschienen ist.

Ja, sogar mit einem 108-seitigen Booklet. Hierin sind viele Fotos und alle Text der 30 Lieder enthalten, die wir im Kleinen Haus präsentieren.

 

Zur Person

Der gebürtige Delmenhorster Chansonnier und Schauspieler Tim Fischer kommt am 14. März mit seinem aktuellen Programm „Zeitlos“ ins „Kleine Haus“. Tickets gibt es bei EVENTIM, sowie bei der Konzert- und Theaterdirektion an der Max-Planck-Straße 4, Telefon 04221 / 16 56 5.

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