Erfreut über die Folgestudie: Rudolf Mattern, Dr. Antje Hebestreit und DR. Johann Böhmann.Foto: Konczak Erfreut über die Folgestudie: Rudolf Mattern, Dr. Antje Hebestreit und DR. Johann Böhmann. Foto: Konczak
Gesundheitsstudie

Weitere Präventionsideen für die Praxis sammeln

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Delmenhorster Lebenstile sind wieder exemplarisch für Deutschland im Europavergleich.

Delmenhorst wird wieder zum Hotspot der Forschung: Im Januar ist die Gesundheitsstudie IDEFICS (Identification and prevention of Dietary- and lifestyle-induced health EFfects In Children and infantS) in die nächste Runde gegangen. In der Folgestudie soll herausgefunden werden, ob sich der Lebensstil der Jugendlichen und jungen Erwachsenen in den vergangenen Jahren verändert hat.

„Wir sind sehr stolz, dass wir das Projekt fortführen können“, sagt Rudolf Mattern, städtischer Fachbereichsleiter für Jugend, Soziales und Gesundheit. Besonders daran ist, dass Delmenhorst wieder gemeinsam mit Wilhelmshaven stellvertretend für ganz Deutschland unter die Lupe genommen wird.

Die Folgestudie setzt bei den teilnehmenden Kindern von 2007 an, die heute unter anderem in einem Ausbildungsverhältnis stehen oder bereits selbst Kinder haben. Die Forscher des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen wollen herausfinden, ob der Lebensstil der Teilnehmer möglicherweise das Wohlbefinden, die Gesundheit und das Krankheitsrisiko beeinflusst. Befragt werden die Mitwirkenden unter anderem in den Kategorien „Ernährung“, „Bewegung“, „Essen“, „Schlaf“, „Wohlbefinden“, „Erkrankungen“ und  „Sozialer Status“.

Fragebögen an die Teilnehmer von „damals“

„Wir laden alle Jugendlichen und jungen Erwachsenen ein, die bereits bei den bisherigen Studien dabei waren und bitten sie, an der aktuellen Befragung teilzunehmen“, sagt Studienkoordinatorien Dr. Antje Hebestreit. Dies könne dieses Mal online erfolgen. „Wir können die Fragebögen aber auch direkt zu den Teilnehmenden schicken“, erklärt sie. Eine ärztliche Untersuchung, wie bei den ersten beiden Studien-Abschnitten erfolge dieses Mal nicht.

„Aus unseren früheren Studien wissen wir bereits, dass Lebensgewohnheiten, wie körperliche Aktivität und Essverhalten die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen beeinflussen. Diese jungen Menschen treten nun in eine neue Lebensphase ein und wir möchten erforschen, welchen Einfluss das auf ihre Gesundheit hat“, sagt Hebestreit. Alle Teilnehmenden erhielten zudem ein persönliches Feedback.

Besonders an IDEFICS sei die Intervention, denn aus den Studienergebnissen konnten viele Ideen entwickelt und kommunal in die Praxis umgesetzt, sowie Präventionsprogramme zielgerichtet zugeschnitten werden. „Das Bewusstsein ist dadurch geschärft worden“, erläutert Mattern.

Präventionen anschieben, Zusammenhänge ermitteln

Das IDEFICS-Family-Projekt hat von 2007 bis 2016 untersucht, wie sich Familien in Europa ernähren und wie dies ihre Gesundheit langfristig beeinflusst. An der Studie nahmen rund 16.000 Personen in neun europäischen Ländern teil. „Delmenhorst ist dadurch weltweit sichtbar geworden“, sagt Hebestreit. Letztlich gehe es darum Zusammenhänge zu ermitteln und die Daten international zu nutzen, um Präventionen anzuschieben und politische Forderungen formulieren zu können.

In den ersten Studien-Modulen hat sich zum Beispiel herausgestellt, dass die gesunde, Gemüse reiche „medierrane Kost“ vor allem von den Skandinaviern konsumiert wird und nicht, wie vermutet, von Menschen aus Südeuropa. Denn insbesondere viele Kinder aus Italien leiden an krankhaftem Übergewicht. „In Italien haben rund 40 Prozent der Kinder Adipositas, in Schweden sind es vier Prozent und in Deutschland 16 Prozent“, erklärt Hebestreit.

Dr. Johann Böhmann hatte die Studie seinerzeit nach Delmenhorst geholt. Für den ehemalign Chefarzt der Kinderklinik in Delmenhorst, ist vor allem der Interventionseffekt dieser Studie interessant. So könne man sehen, ob die Interventionen von damals auch heute noch bei den Teilnehmern funktionieren. „Denn mittlerweile entwickeln sie eigene Lebensgewohnheiten, die sich auf ihre zukunftige Gesundheit und die ihrer Kinder auswirken können“, sagt Böhmann.

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