Niedergelassene Ärzte wollen die Notaufnahmen der Krankenhäuser entlasten. Symbolfoto: av Patienten sollten sich zunächst telefonisch bei ihrem Hausarzt melden. Foto: Archiv
Coronavirus

Schutzkleidung bei Bremer Ärzten wird knapp

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Die Kassenärztliche Vereinigung Bremen (KVHB) fordert staatliche Unterstützung für niedergelassene Ärzte.

Die Schutzkleidung in Bremer Arztpraxen geht zur Neige. Aus diesem Grund appelliert die KV Bremen an die Politik, die Mediziner mit staatlichen Beständen auszurüsten. Im Handel sei nicht mehr genügend Schutzkleidung vorhanden, um nach den Vorgaben des Robert-Koch-Instituts alle Praxen ausstatten zu können.

„Die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte sowie das Praxispersonal stehen bei der Bekämpfung de Coronavirus in vorderster Front. Sie können allerdings nur helfen, wenn sie sich selbst schützen. Voraussetzung ist, dass staatliche Stellen im Rahmen einer Nothilfe umgehend Schutzbekleidung aus ihren Beständen zur Verfügung stellen“, sagt Jörg Hermann, Vorstand der KVHB. Gemeint sind etwa Bundeswehr oder THW.

Patienten sollen sich telefonisch melden

Bei der Entnahme der sogenannten PCR-Abstriche zur Diagnostik auf das Coronavirus setze das Robert-Koch-Institut klare Vorgaben bezüglich der Schutzausrüstung. Die KV Bremen habe die Senatsverwaltung daher in der vergangenen Woche aufgefordert, den niedergelassenen Ärzten schnellstmöglich die notwendige Schutzausrüstung wie zum Beispiel FFP2-Masken, Mund-Nasen-Schutz, Schutzkittel und gegebenenfalls auch Schutzbrillen zur Verfügung zu stellen, wie die KVHB mitteilt. Eine positive Antwort stehe jedoch noch aus.

Die niedergelassenen Ärzte im Land Bremen indes appellieren an Patienten, die meinen, am Corona-Virus erkrankt zu sein, sich zunächst telefonisch mit der Praxis in Verbindung zu setzen und zu Hause zu bleiben.

Sich selbst befragen

Die derzeit hohe Zahl von Menschen mit einfacher Erkältung und grippalem Infekt erschwere die Situation, wie die KV mitteilt. So sollten beunruhigte Patienten zunächst für sich selbst feststellen, ob sie zur Risikogruppe für eine Corona-Infektion gehören:

Bestehen Symptome wie Husten, Schnupfen, Durchfall, Halsschmerzen und Fieber gepaart mit Atemnot?

UND hat sich der Patient jüngst in einem der Risikogebiete aufgehalten oder Kontakt zu einer Person gehabt, die an Corona erkrankt ist?

Erst wenn beide Fragen mit Ja beantwortet werden, ist laut KV eine genaue ärztliche Abklärung erforderlich. „Da Praxen durch die Grippewelle ohnehin stark belastet sind und eine Übertragung des Coronavirus in den Praxisräumen nie ganz auszuschließen ist, sollten Patienten nicht ohne telefonische Anmeldung eine Praxis oder den Bereitschaftsdienst aufsuchen“, sagt Frank Völz, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KV Bremen.

Hygienemaßnahmen einhalten

Die KV weist zudem auf allgemeinen Hygienemaßnahmen zum Schutz gegen das Coronavirus hin:

1.) Händehygiene einhalten (gründliches Waschen der Hände mit Wasser und Seife),
2.) Hustenetikette einhalten (Husten, Niesen in die Armbeuge),
3.) Einwegtaschentücher nutzen und
4.) nach Möglichkeit ein bis zwei Meter Abstand zu hustenden bzw. niesenden Personen halten.

KVHB in den Krisenstab aufnehmen

Um künftig auch weiterhin allen Patienten helfen zu können und auf mögliche weitere Fälle in Bremen reagieren zu können, fordert Völz zudem eine Aufnahme der KVHB in den Krisenstab des Landes Bremen.

Frank Völz: „Es kann nicht sein, dass die Sicht der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte nicht gehört wird. Immerhin sind es die Praxen, die täglich mit besorgten Patienten zu tun haben und einen Großteil der Versorgung übernehmen und koordinieren.“

Zentrale Aufnahmestelle soll kommen

Unterdessen kündigte Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) an, dass eine zentrale Aufnahmestelle für Verdachtsfälle eingerichtet werden soll. Dort sollen demnach alle Personen hingehen, die sich als gefährdet sehen. So soll verhindert werden, dass potenziell Infizierte in verschiedenen Arztpraxen untersucht werden, wo es dann zu weiteren Infektionen kommen könnte.

Wo die Aufnahmestelle entstehen soll, soll in den nächsten zwei Tagen festgelegt werden.

 


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Eine Antwort

  1. Gunnar-Eric Randt sagt:

    Prävention statt deklamierender Polemik

    So kennen Bremer ihren Präsidenten der Kassenärztlichen Vereinigung. Erst wenn es zu spät ist für Patienten, geht er mit Kritik an die Öffentlichkeit. Vollkommen überfordert damit, der unüberschaubaren Vielzahl von Ärzten im kleinsten Bundesland vorsorgerisch gerecht zu werden, wurde schlichtweg verpennt, Vorräte an Schutzmitteln anzulegen. Dabei gab es in Bremen die ersten Verdachtsfälle bundesweit. Aber schon da wurde in der Berichterstattung deutlich, wie unprofessionell auch Bremer Klinikärzte ohne ausreichend hoch qualifizierten Schutz, mit Corona-Patienten umgehen wollten.

    Für Bremer Ärzte und die Kassenärztliche Vereinigung hat die Bild heute noch einmal ein Schaubild veröffentlicht, wie Insolationsstationen aufgebaut sein sollten und sich medizinisches Personal schützen soll. Da tuen sich nie gekannte Welten auf für schlecht ausgebildete Mediziner aus Bremen, die davon ausgehen, dass die Skandal-Klinik Bremen-Mitte geeignet ist, mit solchen Patienten umzugehen und über die man lacht, sprechen sie von einer Isolierstation im Klinikum Bremen-Ost, wo auch die Klappse untergebracht ist.

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