Der Parkplatz an der Friedrich-Rauers-Straße soll ab April als Standort für Container als Zwischenlösung für einen Drogenkonsumraum dienen. Foto: Schlie
Zwischenlösung

Drogenkonsum erstmal im Container

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Bremen hat noch keine Immobilie für einen Drogenkonsumraum gefunden. Container dienen als Zwischenlösung.

Die Suche nach einer geeigneten Immobilie für die Einrichtung eines Drogenkonsumraumes (DKR) in Bremen gestaltet sich offenbar weiterhin schwierig. Man habe noch nichts passendes gefunden, erklärte Jörg Utschakowski, Leiter des Referats Psychatrie und Sucht bei der Senatorin für Gesundheit jetzt im Beirat Mitte.

Ein Standort für eine Zwischenlösung ist demgegenüber gefunden: Auf einer bisher als Parkplatz genutzten Fläche neben dem Jakobushaus („Papageienhaus“) sollen Container aufgestellt werden, die als DKR und als Kontaktstelle für die Mitarbeiter der Drogenhilfe genutzt werden können. Ziel der Maßnahme ist die Reduzierung des öffentlichen Drogenkonsums rund um den Bahnhof und die Schaffung eines Anlaufpunktes für die Szene.

Konsum unter Aufsicht

Geplant ist, die Drogenkonsumplätze in zwei durch einen Anmeldebereich verbundenen Containern unterzubringen. Sechs Plätze für intravenösen und vier für inhalativen Konsum sind vorgesehen. Alle Plätze sind vom Anmeldebereich aus durch Glasscheiben einsehbar. Das müsse sein, schließlich übernehme man mit so einem Angebot auch gewisse Sorgfaltspflichten, erläuterte Utschakowski. Als Eröffnungstermin strebt die Gesundheitsbehörde den April an.

Die Zahl der potenziellen Nutzer schätzen die Experten auf 400 bis 600 pro Tag. Zusätzlich zum Konsumraum soll ein zweiter Container als Kontaktraum dienen. Dort könnten Beratungsgespräche geführt werden. Außerdem sollen Speisen und Getränke angeboten werden. Zudem werden getrennte Toilettencontainer für Mitarbeiter und Nutzer aufgestellt. Rings um das Gelände soll ein Bauzaun gezogen werden, einerseits als Sichtschutz und andererseits um zu verhindern, dass Dealer auf das Gelände gelangen.

„Das wird kein rechtsfreier Raum“, unterstrich Jens Körber, Projektkoordinator „Sichere und saubere Stadt“ beim Senator für Inneres.  Gleichzeitig müssten die Konsumenten darauf vertrauen können, dass sie den DKR erreichen, ohne von der Polizei abgefangen zu werden. „Der Weg soll stressfrei sein“, formulierte Körber. „Die Süchtigen sind nicht unser Ziel.“ Drogenhandel im Umfeld werde man jedoch konsequent unterbinden, stellte er klar.

Klare Regeln

Auch innerhalb der Einrichtung sollen klare Regeln gelten. Minderjährige bekommen keinen Zutritt, ebenso Erstkonsumenten. Die Nutzer dürfen sich nicht gegenseitig helfen, etwa um einen Schuss zu setzen. Die Herkunft wird abgefragt. Die Dokumentation erfolgt jedoch anonym. Der Aufenthalt im Konsumraum soll auf 20 Minuten begrenzt werden.

Ziel der Gesundheitsbehörde bleibt die Schaffung einer zentralen Anlaufstelle für Drogensüchtige mit Konsumraum, ambulanter medizinischer Versorgung und Café. Angestrebt wird eine Eröffnung im Jahr 2021. Gesucht wird ein Objekt im Bereich des Bahnhofs. Neben der Höhe der Miete sind Nachbarschaft und Brandschutz nach Angaben von Utschakowski wesentliche Entscheidungskriterien.

Kritik von der CDU

Abgesehen von den Vertretern der CDU nahm der Beirat die Ausführungen sehr wohlwollend zur Kenntnis. Lob gab es insbesondere für die erkennbaren Kooperationsbemühungen zwischen Gesundheitsbehörde, Polizei und der gemeinnützigen Gesellschaft Comeback als Träger der anonymen Drogenhilfe. „Wir haben ein Problem und finden gerade eine Lösung“, kommentierte Ortsamtsleiterin Hellena Harttung die Präsentation.

„Sie sehen das rosarot“, warf hingegen Dirk Paulmann (CDU) den Behördenvertretern vor. Insbesondere die Nähe zum Alten Gymnasium und zum vielfach als Schulweg genutzten Findorfftunnel kritisierten Paulmann und seine Fraktionskollegin Ingrid Kreiser-Saunders. „Der Ort ist nicht gut.“ Außerdem behindere die Einrichtung die Stadtentwicklung, etwa in Bezug auf das ehemalige Bundeswehrhochhaus, gab Paulmann zu bedenken. „Die Superlösung habe ich aber auch nicht“, gab er zu.

Gegen die beiden Stimmen der CDU begrüßte der Beirat schließlich die Planungen und forderte eine ausreichende personelle Ausstattung. Aufgrund der Erfahrungen aus anderen Städten gehen die Verantwortlichen von Comeback davon aus, dass mindestens fünf Mitarbeiter gleichzeitig vor Ort sein müssen. Dazu zählen medizinische Fachkräfte, Sozialarbeiter und studentische Hilfskräfte.

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