Seiner Luchs-Dame mag Zoobesitzer Dieter Seedorf gerade erzählen, dass der Tiergarten Ludwigslust aufgrund der Corona-Schutzmaßnahmen bis auf weiteres geschlossen bleiben wird. Foto: Möller
Kein Zoobesuch

„Wer würde denn sonst unsere Tiere versorgen?“

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Der Tiergarten Ludwigslust hat schon vor einer behördlichen Anordnung seine Winterschließzeit verlängert.

So viele Storchenpaare hatte Dieter Seedorf noch nie in seinem Tiergarten. Vier Nester sind schon belegt, „das sind alles Westzieher aus Spanien, wir erwarten bald die Ostzieher, die aus den Winterquartieren in Afrika zurückkommen“, erzählt der 75-Jährige beim Rundgang über das etwa vier Hektar große Terrain. Meister Adebar kommt gerne als Gast und schätzt den kleinen Privatzoo in Bargten als Brutplatz und Kinderstube. Gleich neben dem Affengehege beginnt lautes Geklapper, mit dem Krach richten sich die Störche gegen einfliegende Konkurrenz. Noch sind nicht alle Reviere fest vergeben.

Seedorf schaut sich die neue Volliere für seine buntesten Vögel an: 25 Flamingos bilden eine Gruppe gleich hinter dem großen Teich. Insgesamt rund 200 Tiere 50 verschiedener Arten warten im Tiergarten Ludwigslust auf kleine und große Zoobesucher. Traditionell zum Frühlingsanfang beendet der Zoo seine Winterschließzeit. Am Montag, noch bevor es dafür auch eine behördliche Anordnung gab, entschied Familie Seedorf, den Saisonstart zu verschieben: „Wir können die Verantwortung nicht übernehmen, auch wir oder unsere Mitarbeiter könnten vom Corona-Virus angesteckt werden – wer würde in einem solchen Fall unsere Tiere füttern?“, fragt Dieter Seedorf.

Finanzielle Einbußen sind die Folge

Dafür nimmt er erhebliche finanzielle Einbußen in Kauf: „Bei schönem Wetter rennen uns die Besucher zu Ostern die Bude ein“, weiß Seedorf. Darauf muss er dieses Jahr verzichten. Ohnehin dauert die Öffnungszeit nur bis Ende Oktober. Lediglich in dieser Spanne kann der Tiergarten Einnahmen erzielen, für die laufenden Kosten sowie für Reparaturen und Investitionen. Kurzarbeit für seine Angestellten kann Seedorf nicht beantragen, „die Betreuung der Tiere gönnt uns, ob mit oder ohne Gäste, keine Pause“.

Überall breiten sich gerade Frühlingsgefühle aus. Das Luchsenpaar liegt müde im Gehege, „die sind nachts aktiv, da bin ich aber nicht dabei“, schmunzelt Seedorf. Für seine Mandarinenten stellt Seedorf gerade Nisthilfen zur Verfügung. Auch bei den silber-grauen Streifengänsen ist die Paarbildung in vollem Gang.

Ohne Winterwetter lag man bei der Saisonvorbereitung gut in der Zeit

Im Streichelzoo langweilen sich derweil die kleinen Ziegen. Es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis wieder Kinder mit Futtertüten zu ihnen kommen. Frischen Sand haben die Zoomitarbeiter auf der großen Spielfläche aufgebracht. „Mit unseren Saisonvorbereitungen lagen wir sehr gut in der Zeit, es hat ja keinen Winter gegeben“, sagt Seedorf. Nun gibt es, bis auf weiteres, aber gar keinen Saisonstart.

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