Insgesamt 196.000 Gas-Geräte haben Wesernetz-Mitarbeiter in Bremen für die Umstellung erfasst. Foto: Pixabay/Magnascan Insgesamt 196.000 Gas-Geräte haben Wesernetz-Mitarbeiter in Bremen für die Umstellung erfasst. Foto: Pixabay/Magnascan
Gasumstellung

Eine Woche ohne heißes Wasser

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Ärger bei der Gasumstellung: Wesernetz musste die Therme einer Bremerin stilllegen.

Sechs Tage lang mussten Nina Kast­ner und ihr Mitbewohner die gemeinsame Wohnung verlassen, weil Wesernetz ihnen den Gashahn für die Heißwassertherme abgedreht hatte – in Zeiten von Corona, Kontaktbeschränkungen und Homeoffice.

„Anscheinend war die Therme nie bei der Wesernetz-Muttergesellschaft SWB gemeldet worden und der Monteur musste sie stilllegen“, sagt Kastner. Wie es dazu kommen konnte, dass das Gerät für die Gasumstellung von L- auf H-Gas nicht erfasst wurde, ist unklar.

Erfassung und Anpassung unabhängig voneinander

Mitte Februar übernahm ein Wesernetz-Monteur die Anpassung des Gasherdes und fragte Kastner, ob es weitere Gas-Geräte im Haushalt gebe. Sie wies auf die Therme und die Heizung hin. Der Monteur erklärte ihr, für beide Geräte müsse ein Kollege kommen.

„Es ist normal, dass mehrere Monteure kommen müssen, es sind ja auch unterschiedliche Geräte. Das ist aber auch abhängig von der Erfassung, die nichts mit der Anpassung an sich zu tun hat“, erklärt Christoph Brinkmann, Sprecher von Wesernetz.

Nicht mehr rekonstruierbar

Bei dieser Erfassung muss etwas schief gelaufen sein, wie Brinkmann vermutet. Denn laut Wesernetz erfasste ein Mitarbeiter Herd und Heizung im März 2019 – nicht jedoch die Therme. „Entweder hat er nicht nach weiteren Geräten gefragt oder die Frage danach wurde verneint“, sagt Brinkmann.

Anfang März 2020 klingelte es bei Kastner, inzwischen wegen der Corona-Pandemie im Homeoffice. „Es war niemand angekündigt, und ich hatte von Betrugsmaschen gelesen. Außerdem lasse ich in Zeiten von Corona keine fremden Menschen in unsere Wohnung“, sagt Kastner. Tatsächlich soll sie laut Brinkmann ein Schreiben mit einem Sicherheits-Code erhalten haben. Kastner kennt keines.

Gerät wurde sofort stillgelegt

Sie wurde schließlich gebeten, einen neuen Termin zu vereinbaren. „Vereinbaren ging nicht. Mir wurde vorgeschrieben, wann ich da zu sein hätte, ansonsten würde mir das Gas abgestellt werden“, sagt Kastner, die ihren einzigen Außer-Haus-Termin verschieben musste.

Als der Monteur die Heizung umgestellt hatte, sprach sie ihn auf die Therme an. „Er wusste von nichts und sagte, sie sei nie gemeldet worden“, sagt Kastner. Das Gerät wurde sofort stillgelegt. „Es geht um die Sicherheit. Es können sich erhebliche Mengen Kohlenmonoxyd bilden, wenn die Geräte nicht für das H-Gas angepasst sind“, erklärt Brinkmann.

Hersteller musste tätig werden

Kastner rief sofort bei Wesernetz an. Dort erfuhr sie, der Hersteller müsse zunächst die Therme anpassen und sei bereits benachrichtigt. Ein Anruf beim Hersteller ergab, dass sie etwa zwei Wochen auf einen Termin warten müsse.

„Mit Bitten und Betteln konnte ich dann einen Termin für den 14. April bekommen“, sagt die 37-Jährige. Sie rief erneut bei Wesernetz an. „Man kam mir kein Stück entgegen, obwohl wir nichts falsch gemacht haben“, sagt sie.

Gespräch mit Wesernetz eskalierte

Interne Recherchen ergaben laut Brinkmann, dass das Gespräch so eskalierte, dass die erfahrene Mitarbeiterin keinen anderen Weg mehr sah, als das Gespräch zu beenden.

Kastner indes bemängelt den Umgang mit ihr und der Situation. „Ich bin erschüttert darüber, denn hier könnten ja auch Kinder leben“, sagt sie.

Hilfe bei der Verbraucherzentrale

Wesernetz will jetzt Kontakt zu Kastner aufnehmen, den Sachverhalt erklären und sich für die Unannehmlichkeiten entschuldigen.

Auch bei der Verbraucherzentrale Bremen gehen Beschwerden zur Gasumstellung ein. „Jeder Fall ist hoch komplex, meistens können wir ihn aber positiv lösen“, sagt Inse Ewen, Energieberaterin der Verbraucherzentrale.

Infos:

Insgesamt haben Wesernetz-Mitarbeiter in Bremen rund 380.000 Hausbesuche absolviert. Dabei wurden 196.000 Geräte erfasst, 135.000 angepasst. 2,7 Prozent der erfassten Geräte mussten komplett ausgetauscht werden. Derzeit finden die Arbeiten in Huchting statt.


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