Der gefräßige asiatische Marienkäfer verdrängt zunehmend den heimischen Siebenpunkt-Marienkäfer. Foto: Nabu Bremen
Krabbel-Inventur

Start in den Insektensommer

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Die erste Zählrunde hat begonnen. Noch bis zum 7. Juni ist Zeit, die Insekten im heimischen Garten zu zählen.

Es kann so einfach sein, den Insekten zu helfen: Nichts tun und eine Stunde lang zählen, bringt Marienkäfer & Co. gewaltig weiter, beteuert zumindest der Naturschutzbund (Nabu). Noch bis zum 7. Juni sind die Bürger aufgerufen, die Insekten in ihrem Garten oder am Lieblingsplatz in der Natur zu zählen. An einem möglichst sonnigen und windstillen Tag im Zählzeitraum werden alle Insekten im Umkreis von zehn Metern in das Formular unter Insektensommer.de eingetragen.

„Der Wert der Insekten hat sich herumgesprochen und ihre Gefährdung durch unseren Lebensstil auch“, betont der Bremer Nabu-Geschäftsführer Sönke Hofmann, „deshalb sollten wir ihnen helfen.“ Ein giftfreier Garten mit dem Mut, auch Unkräuter wachsen zu lassen, sei der erste Schritt zu mehr Insektenvielfalt. „Wer blaublütige Vertreter wie den Kriechenden Günsel oder die Gundelrebe im Rasen bekämpft, hat es immer noch nicht begriffen.“

Reichlich Nervpotenzial

Natürlich gebe es unter den rund 33.000 Insektenarten allein in Deutschland auch reichlich Nervpotenzial, räumt der Hobbyimker ein, doch Nutzen und Faszination überwiegen für ihn. „Klar könnte ich gut auf Mücken verzichten, dann fiele aber die Nahrungsgrundlage für Wasserfledermäuse weg und auch die viel geschmähten Wespen sind eigentlich Hygienepolizisten.“

Ausgeräumte Landschaften, exotische Gärten und zuviel Chemie haben die Insekten auf breiter Linie dezimiert. „Es geht längst nicht mehr um die Spezialisten, die ganz besondere Bedingungen brauchen. Wir haben ein Massensterben selbst bei Allerweltsarten“, beklagt der Nabu. Doch wie sieht es tatsächlich in den Bremer Gärten und Parks aus? Die Trends bei Käfer, Wanze und Zikade sollen per „Citizen science“ ermittelt werden, was bei der Stunde der Gartenvögel ja auch bei der Vogelwelt schon hervorragend klappt.

Weil die enorme Vielfalt selbst Kenner schnell an ihre Grenzen bringt, reichen auch „unscharfe“ Beobachtungen. Selbst wenn es beispielsweise nur die Ordnung wie Schmetterlinge statt die Art Tagpfauenauge ist, helfen die Daten. Außerdem hat der Nabu für die beiden Zählzeiträume jeweils charakteristische Top 8 ausgewählt, die dann auch aktiv und weit verbreitet und dazu leicht zu bestimmen sind.

Marienkäfer im Fokus

Besonderes Augenmerk gilt diesmal den sympathischen Marienkäfern. Die besonders gefräßige asiatische Variante entkam aus Gewächshäusern, wo sie als Bio-Waffe gegen Blattläuse eingesetzt wurde. Nun fühlen sich die Asiaten auch in Europa wohl und verdrängen den bekannten Siebenpunkt-Marienkäfer – zumindest glauben Forscher das, und deshalb sollen beide Arten unbedingt gemeldet werden.

„Bei den Insekten gibt es nichts, was es nicht gibt“, zeigt sich Naturfreund Hofmann fasziniert, „von bedingungsloser Opferbereitschaft bis zur selbstsüchtigsten Brutalität, von zartester Schönheit bis zur plumpen Hässlichkeit ist alles dabei.“ Dabei seien die Insekten ein Spiegel dessen, was Menschen an Lebensräumen zulassen, oder: „Der durchschlagende Erfolg des Buchsbaumzünslers kommt nicht von ungefähr.“

Zwei Zählzeiträume

Beim ersten Zählzeitraum vom 29. Mai bis 7. Juni stehen Tagpfauenauge, Admiral, Asiatischer Marienkäfer, Hainschwebfliege, Steinhummel, Lederwanze, Blutzikade und Gemeine Florfliege im Fokus.

Der zweite Zählzeitraum geht vom 31. Juli bis 9. August und konzentriert sich auf Schwalbenschwanz, Kleiner Fuchs, Ackerhummel, Blaue Holzbiene, Siebenpunkt-Marienkäfer, Streifenwanze, Blaugrüne Mosaiklibelle und Grünes Heupferd. Weitere Infos und das Meldeformular gibt es unter Insektensommer.de im Internet.

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