Der promovierte Jurist Torsten Köhne kam 1997 zu SWB, seit 2013 ist er Vorstandsvorsitzender. Das Unternehmen beschäftigt rund 2.200 Mitarbeiter und 111 Auszubildende. Foto: swb
SWB-Bilanz

Strompreis in Turbulenzen

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Wie SWB unter den Coronafolgen leidet und welche Projekte jetzt starten.

Der Strompreis ist stark gesunken – an der Europäischen Strombörse EEX in Leipzig. Doch die Privatkunden merken davon nichts. Im Gegenteil: Hält der Preisverfall an, könnte der Strom für sie im nächsten Jahr sogar teurer werden. Das liegt an der EEG-Umlage, mit der Windkrafträder und Solaranlagen gefördert werden. Sie steigt, wenn der Preis an der Börse fällt. Zahlen müssen die Umlage die Stromkunden.

„Ob es so kommt, ist schwer zu sagen, aber ziemlich wahrscheinlich“, sagt Torsten Köhne, Vorstandschef des Bremer Energieunternehmens SWB. Viele Firmenkunden reduzieren wegen Corona ihre Produktion und verbrauchen deshalb weniger Strom. Das drückt den Preis.

Drei große Vorhaben

Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart fordert deshalb schon einen Umbau der EEG-Förderung. „Sinkende Strompreise müssen bei Verbrauchern ankommen“, sagt der FDP-Politiker.
Trotz Corona – SWB treibt gleich mehrere Projekte voran. Rund 800 Millionen Euro will das Unternehmen in den nächsten vier Jahren investieren. Allein drei große Vorhaben stehen unmittelbar bevor.

Noch vor den Sommerferien erwartet Köhne die finale Genehmigung für den Bau eines gasbetriebenen Blockheizkraftwerks in Hastedt. Von dort soll eine Fernwärmeleitung zum Müllheizkraftwerk Oken verlaufen. „Wir hoffen, dass wir im Spätsommer mit dem Genehmigungsverfahren durch sind“, sagt Köhne.

2022 soll die Leitung liegen

2022 soll die Leitung liegen. Und im Hafen will SWB gemeinsam mit dem Wasserverband OOWV, Hansewasser und EWE Wasser eine Anlage für die Verarbeitung von Klärschlamm errichten. Sie könnte 2022 in Betrieb gehen. Von 2023 an darf Klärschlamm nicht mehr auf die Felder gebracht werden.

Auch den Kohleausstieg möchte Köhne vorantreiben. Den Block 6 des Kraftwerks im Hafen hat SWB Ende Februar abgeschaltet. Aber das sei ein „saisonaler Stillstand“, erklärt Köhne. Im Sommer verdiene man mit solchen Kohleanlagen kein Geld. „Ob wir die Anlage im Herbst wieder anfahren, hängt im Wesentlichen davon ab, wie weit dann die Kohleausstiegsgesetze gediehen sind“, sagt der SWB-Chef.

Außerdem bereitet er sich auf die neue Ausschreibung für die Straßenbeleuchtung in Bremen vor. Der aktuelle Vertrag mit der Stadt endet 2024. SWB möchte sich auch danach noch um die Straßenlaternen kümmern. Vorab wirbt Köhne schon mal: „Es gibt ein paar Themen innerhalb des laufenden Vertrags, da können wir eher etwas machen. Wir können uns auch vorstellen, die Umstellung der Straßenlaternen auf LED zu beschleunigen.“

Schwierige Prognose für 2020

Wie das Unternehmen im laufenden Corona-Jahr abschneiden wird, möchte er nicht prognostizieren. „Es ist davon auszugehen, dass das Planergebnis wegen der Coronakrise unter Druck ist“, sagt er nur. Zahlen möchte er nicht nennen. Zu Beginn des Jahres hatte er gehofft, dass das Ergebnis 2020 etwa so ausfällt wie 2019.

Im vergangenen Jahr erreichte SWB ein Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von rund 76,5 Millionen Euro, etwa so viel wie 2017. Im Jahr 2018 lag es aufgrund von Sonderfaktoren nur bei 40,3 Millionen Euro. Der Umsatz fiel 2019 von 1,3 Milliarden auf 1,2 Milliarden Euro.

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