Grundwasser sollte nur zum Wässern des Gartens genutzt werden. Foto: Holz Grundwasser sollte nur zum Wässern des Gartens genutzt werden.Foto: Holz
Wasser sparen

Bau privater Brunnen boomt

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Immer mehr Bremer wollen selbst Grundwasser entnehmen. Es lauern allerdings auch Gefahren.

Kaum hatte der Energieversorger SWB zum Wassersparen aufgerufen, stiegen die Anfragen an Stephan Albers. Denn immer mehr Bremer wollen einen eigenen Brunnen anlegen und so das Grundwasser anzapfen. Dabei soll ihnen Albers helfen.

Er ist Geschäftsführer des Unternehmens Garten- und Grundwasser-Service. „Dieses Jahr ist die Nachfrage sehr hoch. Wir und alle Kollegen in der Branche sind über mehrere Wochen ausgebucht“, sagt Albers.

An nur einem Vormittag treffen bei ihm mehr als zehn Anfragen ein von Bremern, die auf ihrem Grundstück einen Brunnen spülen lassen wollen.

Spülbrunnen amortisieren sich

Auch Marco Cobabus, Geschäftsführer der Firma M.C. Garten, erlebt den Boom. „Die Leute waren wegen Corona zu Hause und haben ihren Garten schön gemacht. Das brachte noch mehr Anfragen“, sagt Cobabus.

Seine Mitarbeiter sind bereits auf Wochen im Voraus ausgebucht.

Im Schnitt kostet ein Spülbrunnen, wie ihn die beiden Experten empfehlen, 300 Euro. Nach zwei bis drei Jahren sind die Ausgaben wieder drin, rechnen sie vor. Denn wer auf das Trinkwasser aus der Leitung verzichtet, spart Geld.

Keine Genehmigung erforderlich

Grundsätzlich darf sich in Bremen zwar jeder Grundstückseigentümer einen Brunnen spülen oder schlagen lassen, ohne dass es einer Genehmigung bedarf. „Man sollte seinen Brunnen aber bei der untersten Wasserbehörde anmelden“, rät Cobabus.

Doch nicht überall ist eine Entnahme von Grundwasser technisch einfach möglich. So liegt der Bremer Norden schlichtweg zu hoch.

Risikogebiete sind ausgewiesen

An 28 Stellen im Stadtgebiet stuft zudem das Umweltressort das Grundwasser als risikoreich ein und rät von der Nutzung ab. Dazu gehören Gebiete in der Neustadt, Hastedt, Hemelingen, Woltmershausen, Findorff und Farge.

Die Verunreinigungen im Grundwasser dort stammen von Altlasten im Boden, etwa auf ehemals industriell genutzten Flächen oder sind noch Folgen des Krieges.

Gesundheitsschädliches Wasser

Die meisten Verunreinigungen werden durch sogenannte leichtflüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe hervorgerufen. Diese Stoffe können über die Atemluft aufgenommen werden, wenn beispielsweise das Wasser verdunstet. Auch über den Magen-Darm-Trakt oder durch Hautkontakt können sie in den Körper gelangen.

Die Folge können Reizungen der Augen oder Schleimhäute sein, in schlimmeren Fällen auch Schädigungen von Leber und Nieren. Manche Einzelstoffe können laut Umweltbehörde Krebs erzeugen.

Das Umweltressort überwacht das Grundwasser in den betroffenen Gebieten, seit Anfang der 1990er Jahre werden auch Sanierungen durchgeführt.

Grundwasser nicht für Pools und Planschbecken nutzen

Eine Alternative für Pools und Planschbecken ist das Grundwasser auch in unbelasteten Gebieten nicht. „Das Wasser ist in Bremen sehr eisenhaltig. Wer wissen will, was noch alles im Wasser ist, kann es in Laboren testen lassen“, sagt Albers.

Das Umweltressort rät zudem, nur an den Stellen zu gießen, wo es wirklich erforderlich ist. „Es ist für das Klima sehr sinnvoll, Bäume und Büsche zu wässern, möglichst aber nicht mit wertvollem Trinkwasser. Und der Rasen wird auch ohne tägliches Sprengen überleben“, sagt Jens Tittmann, Sprecher der Umweltbehörde.

Verboten ist es zudem, Oberflächenwasser aus Fleeten und Gräben mittels elektrischer Pumpe zum Gießen zu entnehmen.

Unter umwelt.bremen.de ist eine detaillierte Karte der Gebiete mit belastetem Grundwasser einsehbar.

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