Schafft Johannes Eggestein den Durchbruch, oder bleibt er ein ewiges Talent? Foto: Nordphoto Johannes Eggestein (rechts) soll in Bremen den letzten Schritt zum etablierten Bundesligaspieler machen. „Er war ja schon mal so kurz davor“, sagt Trainer Florian Kohfeldt. Foto: Nordphoto
Jojos zweite Chance

„Und jetzt setz‘ dich durch!“

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Die Umschulung von Johannes Eggestein ist ad acta gelegt. Nun soll er wieder Tornetze kaputtschießen.

Johannes Eggestein und der SV Werder Bremen – die Zeichen standen eigentlich schon auf Abschied. In der Schlussphase der vergangenen Saison hatte Trainer Florian Kohfeldt den 22-Jährigen nicht mal mehr in den 20er-Kader für die Spiele berufen. Warum sollte Johannes Eggestein also bleiben? Doch beide Seiten haben sich inzwischen auf einen Neustart geeinigt – und auf einen erneuten Positionswechsel. Eggestein kehrt in den Sturm zurück, mit einem klaren Auftrag von Trainer Kohfeldt im Gepäck: „Und jetzt setz‘ dich durch!“

Torriecher fast völlig verloren

Johannes Eggestein ist ein ganz besonderes Werder-Talent. In der Jugend schoss der Stürmer die gegnerischen Tornetze kaputt. Werder musste ihn mit einem lukrativen Vertrag ausstatten, um ihn nicht an einen größeren Club zu verlieren. Interessenten gab es reichlich – aus dem In- und Ausland. Doch im Herren-Bereich stellte der kleine Bruder von Mittelfeld-Mann Maximilian Eggestein plötzlich das Toreschießen fast ein. Er konnte sich im letzten Drittel nicht mehr so leicht durchsetzen wie noch gegen gleichaltrige Gegner. Vor einem Jahr reagierte Kohfeldt, gab bekannt, aus dem Stürmer einen Mittelfeldspieler machen zu wollen, „der wie ein Stürmer denkt“. Das Projekt scheiterte.

Wichtige Erfahrungen gesammelt

„Ich habe bei ,Jojo‘ in der letzten Saison oft gedacht: Wann kommt die Aktion, wann passiert was, wann ist der Input aufs Spiel da“, erinnert sich Kohfeldt und gibt sich durchaus selbstkritisch: „Ich muss auch sehen, was war letzte Saison richtig, was nicht.“ Das habe er mit Johannes besprochen. „Wir haben gesagt: Das ist jetzt deine Position – vorne in der Dreier-Reihe oder als zweiter Stürmer.“
Die vergangenen Jahre seien aber keineswegs verlorene, der immer noch junge Profi würde von diesen Erfahrungen profitieren und sich viel besser in den unterschiedlichen Räumen bewegen können. Dazu käme seine Stärke im Abschluss, so Kohfeldt, und das gute Gefühl, wie er sich bei Flanken und Hereingaben zu verhalten habe.

Größe und Austrahlung fehlen

Der erste Eindruck ist gut, gerade im Zillertal konnte Johannes Eggestein auf sich aufmerksam machen – nicht nur durch seine beiden Toren in den Tests gegen den Linzer ASK und Austria Lustenau. Als Stürmer war er viel unterwegs, arbeitete gut gegen den Ball. Ein Stoßstürmer im Stile eines Niclas Füllkrug oder Davie Selke will Kohfeldt allerdings nicht aus Eggestein machen. Dazu fehlt dem Angreifer einfach das Körperliche – und Größe kann nun mal nicht trainiert werden. Anders sieht das bei der Ausstrahlung aus. Die bleibt weiterhin ein Problem. Da ist der U21-Nationalspieler, der für die nächsten Partien allerdings nicht berufen wurde, immer noch zu viel Jugendlicher und zu wenig Profi. Eggestein muss ekeliger werden auf dem Platz.

„Persönliches Verhältnis in keinster Weise belastet“

Wie es ihm sein Bruder Maximilian vorgemacht hat. Der wirkte lange Zeit auch zu weich. Jetzt kommt der 23-Jährige auf dem Platz gerne auch mal arrogant daher, hält in Zweikämpfen noch mehr dagegen und geht auch mal ins Wortgefecht mit dem Gegner.
Bruder Johannes Eggestein ist da noch zu brav. Ob Kohfeldt mit ihm darüber gesprochen hat, lässt der Werder-Coach offen. „Wir haben gemeinsam einen Fahrplan für die Vorbereitung festgelegt. Dazu gehören verschiedene Dinge, die ich öffentlich machen kann wie die Position. Aber auch Dinge, die unter uns bleiben“, sagte Florian Kohfeldt und betonte: „Unser persönliches Verhältnis ist in keinster Weise dadurch belastet, was Ende der letzten Saison passiert ist. Wir beide wünschen uns, dass er jetzt den richtigen Durchbruch schafft. Er soll den letzten Schritt hier machen, gerne auch unter mir. Er war ja schon mal so kurz davor.“

Jetzt oder gar nicht

Das war in der Saison 2018/19, da hatte sich Jojo Eggestein fast einen Stammplatz erarbeitet. Doch letztlich fehlte die Konstanz. Vier Tore und zwei Assists in 23 Spielen reichten nicht, sich gegen die Konkurrenz im eigenen Team dauerhaft durchzusetzen. Um ihm eine Perspektive bei Werder Bremen zu geben, schulte ihn Kohfeldt um. Nun ist das Praktikum im Mittelfeld definitiv beendet. Jetzt muss es im Sturm klappen, ansonsten dürfte es noch vor Vertragsende 2022 zu einer Trennung kommen.

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