Viele Bremer, die in den kommenden Tagen innerhalb Deutschlands in den Urlaub fahren wollten, müssen ihre Koffer wieder auspacken. Foto: Martina Meyer
Risikogebiet Bremen

Streit um Corona-Tests

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Bremer Urlauber haben kaum eine Chance, das Beherbergungsverbot durch einen negativen Corona-Test auszuhebeln.

Einige Urlauber versuchten noch, am Freitag anzureisen und in einem Hotel an der Nordsee unterzukommen. Denn erst seit Samstag ist es Hotels und Pensionen in Niedersachsen untersagt, Gäste aus Corona-Risikogebieten aufzunehmen. Schleswig-Holstein erließ solch ein Verbot schon am Donnerstag – kurz vor Beginn der Herbstferien an den Bremer Schulen.

„Das Beherbungsverbot spaltet die Gesellschaft“, schimpft Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte. Es sei nicht sinnvoll, rational nicht zu begründen und reine Symbolik. Vor allem trifft es die Bürger der Hansestadt. Denn die gilt seit Mittwoch als Risikogebiet. Da stieg der Inzidenzwert erstmals über die kritische Marke von 50. Binnen sieben Tagen hatten sich 57 Bremer je 100.000 Einwohner neu mit dem Corona-Virus infiziert. Am Freitag schoss der Wert sogar auf 66,4 hoch.

Verstärkte Kontrollen

Noch am selben Tag beschloss der Senat, die Corona-Vorschriften zu verschärfen (siehe Kasten). Und die Innenbehörde kündigte an, die Kontrollen in der Stadt zu verstärken. Gelockert werden die neuen Regeln erst, wenn „der Inzidenzwert stabil unter 50“ liegt, wie Bovenschulte sagt. Wie tief der Wert unter 50 fallen und wie lange er dann auf dem niedrigeren Niveau bleiben muss, legte der Senat nicht fest.

Probleme bereitet der Gesundheitsbehörde die Suche nach Personen, die mit Corona-Infizierten Kontakt hatten. Vom 15. Oktober an will Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard die Zahl der Scouts „auf 50 bis 80“ aufstocken. Außerdem schickt die Bundeswehr weitere Soldaten nach Bremen, 40 sind bereits in der Corona-Ambulanz in der Messehalle im Einsatz. Künftig sollen die Soldaten auch im Lagezentrum der Gesundheitsbehörde aushelfen.

Hausärzte haben keine Zeit für Urlauber

Um Infizierte möglichst früh entdecken zu können, will die Gesundheitssenatorin „die Testkapazitäten ausbauen, wenn es geht“. Reisewilligen Bremern hilft das nicht. Dabei dürften sie in Niedersachsen und Schleswig-Holstein urlauben, wenn sie ein negatives Testergebnis nachweisen können, das nicht älter als 48 Stunden ist. Doch die Ambulanzen in Bremen dürfen nur Menschen testen, die coronatypische Symptome aufweisen oder vom Gesundheitsamt geschickt werden.

Das Gesundheitsressort rät Reisewilligen deshalb, sie sollten „den Hausarzt kontaktieren und dort erfragen, ob ein Test möglich ist“. Ist er nicht, wie Jörg Hermann sagt, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Bremen und selber Mediziner. „Der Rat, zum Hausarzt zu gehen, ist falsch. Da werden falsche Hoffnungen geweckt“, betont Hermann. Die Hausärzte müssten sich um ihre Patienten kümmern und hätten keine Zeit, Gesunde auf Corona zu testen, nur weil die verreisen wollten.

Viele Gäste müssten deshalb die gebuchten Zimmer absagen, klagt der Borkumer Hotelier Hubert Rummeni. „Ich habe dann Verluste.“ Und nicht nur er.

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