In Stoßzeiten stehen die Fahrgäste in den Bahnen und Bussen dicht an dicht. Vielleicht hilft ein Konzept aus Nordrhein-Westfalen.Archivfoto: WR
Angebot optimieren

„Das volle Programm“

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Wie die BSAG und die Nordwestbahn ihre Fahrgäste besser vor Corona schützen wollen.

„Mehr geht nicht“, beteuert Steffen Högemann, der Sprecher der Nordwestbahn. „Es gibt keine Freiräume mehr.“ Die Bahnstrecken von und nach Bremen sind rund um die Uhr ausgelastet, fast. In einigen Randzeiten könnten vielleicht noch mehr Züge verkehren, aber da wolle fast niemand fahren, sagt Högemann.

In den Zügen können die Fahrgäste trotz Corona keinen Mindestabstand halten, müssen sie auch nicht. Das Gesetz schreibt dort keinen vor. Auch in den Straßenbahnen und Bussen der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) sitzen und stehen die Menschen morgens und abends schon mal dicht an dicht.

Kürzere Abstände

Zwar nutzen 25 Prozent weniger Menschen Bus und Straßenbahn als vor einem Jahr, doch „wir fahren das volle Programm“, versichert BSAG-Vorstand Matthias Zimmermann. Mit dem Beginn des Winterplans am vergangenen Montag führen Busse und Bahnen sogar in kürzen Abständen. Auf der Linie 63 etwa komme alle drei bis vier Minuten ein Fahrzeug, sagt Zimmermann.
Dennoch versucht die BSAG, den Zustrom an Fahrgästen noch weiter zu entzerren. In zwei Dritteln der Busse und einem Drittel der Straßenbahnen werden die Passagiere automatisch gezählt. Zusätzlich stellt das Unternehmen Mitarbeiter ab, die dort zählen, wo noch keine Registrierautomaten stehen. Auch die Anfragen und Kommentare von Kunden wertet die BSAG aus. Auf der Grundlage all dieser Erkenntnisse versucht sie, ihr Angebot weiter zu optimieren.

Mit den Betrieben im Güterverkehrszentrum etwa will die BSAG darüber sprechen, ob die Schichten zu unterschiedlichen Zeiten beginnen und enden könnten, damit sich die Fahrgäste auf mehrere Fahrzeuge verteilen. Auch der Unterricht in den Schulen könnte gestaffelt beginnen. „Die Jüngeren könnten früher kommen und dann gehen, die Älteren später“, schlägt Zimmermann vor.

Anmietung von Reisebussen

Als letztes Mittel sei die Anmietung von Reisebussen inklusive Fahrern möglich, meint Zimmermann, weist aber gleich auf Probleme hin. Ein Rollstuhlfahrer komme allein nicht in einen Reisebus, der Einstieg sei wegen der Gepäckfächer nicht barrierefrei. Zudem sind Reisebus heute höher als Linienbusse. Deshalb können sie Straßen mit niedrigen Brücken nicht nutzen. Auch dürfen Fahrgäste in Reisebussen nicht stehen, alle müssen während der Fahrt sitzen.
Noch hat die BSAG mit keinem Reisebus-Unternehmer gesprochen. BSAG-Vorstandssprecher Hajo Müller und Mobilitätssenatorin Maike Schaefer redeten aber bereits über mögliche finanzielle Folgen.

In Nordrhein-Westfalen sicherte die Regierung den Kommunen schon finanzielle Hilfe für die Anmietung von 1.000 zusätzlichen Busse zu.
Die Nordwestbahn will in den nächsten Tagen zumindest eines verstärken: die Kontrolle der Fahrgäste. „Wir werden“, kündigt Bahnsprecher Högemann an, „häufiger mit der Bundespolizei unterwegs sein, um notorische Maskenverweigerer ausfindig zu machen.“

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