Ömer Toprak steht im Duell gegen den VfL Wolfsburg vor der nächsten Bewährungsprobe. Foto: Nordphoto Ömer Topraks Auftritt gegen die Bayern lobte Werders Leiter Profi-Fußball, Clemens Fritz, als beeindruckend. Foto: Nordphoto
Hoffnungsträger

Der große Stabilisator

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Bayerns Robert Lewandowski hat Ömer Toprak bereits ausgeschaltet, jetzt wartet Wolfsburgs Wout Weghorst.

Seit zehn Jahren spielt Robert Lewandowski in der Bundesliga, seit zehn Jahren schießt der Pole dabei Tore am Fließband. Früher hat Clemens Fritz als Gegenspieler auf dem Platz nach Kräften versucht, den Polen daran zu hindern. Seit dem eigenen Karriereende schaut er nur noch zu, wie andere es probieren. Oft erfolglos, wie es Lewandowskis 247 Bundesliga-Tore in 328 Partien beweisen. Am Samstag hatte Fritz aber etwas gesehen, was ihn staunen ließ.
„Ich kann mich an kein Spiel erinnern, in dem Robert Lewandowski so untergegangen ist und kaum zu sehen war“, sagte der Leiter Profi-Fußball beim SV Werder nach dem 1:1 der Bremer bei den Bayern und machte damit das, was schon viele andere vor ihm seit dem Wochenende gemacht hatten: Er klopfte Ömer Toprak auf die Schultern.
„Ömer hat uns sehr viel Stabilität gegeben – sowohl in den Luft- als auch in den Bodenzweikämpfen“, lobte Fritz, ehe sein Blick schon wieder auf das nächste Spiel und die nächste große Herausforderung für Toprak und Co. gelenkt wurde. Am Freitag muss Werder beim VfL Wolfsburg antreten. Dann heißt die besondere Herausforderung nicht mehr Robert Lewandowski, sondern Wout Weghorst.

Weghorst hat große Bedeutung für die Wölfe

Natürlich ist die Kragenweite der beiden Stürmer nicht wirklich gleich. Lewandowskis Marktwert liegt bei 60 Millionen Euro, der von Weghorst bei der Hälfte. In den jeweiligen Teams sind die Rollen aber dieselben. Der eine wie der andere ist der Torschütze vom Dienst. Zwar geizen die in dieser Bundesliga-Saison noch ungeschlagenen Wölfe insgesamt mit Toren, haben in acht Spielen nur neun (und damit eins weniger als Werder) erzielt, auf Weghorsts Konto gehen aber vier davon. Was seine Bedeutung für die Mannschaft gut beschreibt. Und damit auch die Aufgabe für die Bremer Defensive. Den 1,97 Meter langen Niederländer so aus dem Spiel zu nehmen, wie es mit Lewandowski gelungen ist, muss das Ziel sein. Ein Job für Toprak – aber auch für andere, wie Fritz verdeutlicht.

„Nie in Ruhe lassen“

Angesichts von Weghorsts Kopfballstärke und körperlicher Wucht sei „es wichtig, die Flanken von außen zu verhindern und immer nah am Mann zu sein. Wir dürfen ihn nie in Ruhe lassen und müssen ihn immer stören. Wenn wir das so umsetzen, wie wir es in München umgesetzt haben, dann werden wir das ganz gut im Griff haben.“
Im Rückspiel der vergangenen Saison war das nicht geglückt. In Abwesenheit von Toprak köpfte Weghorst acht Minuten vor Schluss den Wolfsburger Siegtreffer zum 1:0 und revanchierte sich damit für die 2:3-Heimpleite in der Hinrunde, bei der er zwar auch getroffen, Werder aber im zweifachen Torschützen Milot Rashica den an diesem Tag besseren Stürmer hatte.

Toprak zum zweiten Mal über 90 Minuten

Dass Rashica am Freitag wieder an dieses Niveau anknüpft, ist die Bremer Hoffnung. Dass Toprak wieder zu seiner Form finden würde, ist mittlerweile zur Realität geworden. Unter seiner Regie lieferte Werder am Samstag eine Abwehrleistung ab, die Fritz „beeindruckend“ fand. Der in den vergangenen Monaten immer wieder von Verletzungen betroffene Toprak stand dabei zum zweiten Mal in Folge in der Startelf und ging zum ersten Mal über 90 Minuten. Dies sind Marken, die Hoffnung schüren, dass bei dem 31-Jährigen nach der langen Pechphase nun eine Phase der Kontinuität und Stabilität anschließt. Doch Fritz möchte am liebsten gar nicht über das Thema Verletzungen bei dem erfahrenen Innenverteidiger sprechen, um ja „nichts zu beschreien“, wie er es mit einer Portion Aberglaube ausdrückt.

Selbstverständnis und Selbstsicherheit

Topraks Wert für die Mannschaft besteht dabei nicht nur aus gewonnenen Zweikämpfen und aus dem Strafraum geköpften Flanken, sondern auch aus Erfahrung und Ausstrahlung. Bestes Beispiel Bayern: Viermal schon in seiner Karriere hatte der ehemalige türkische Nationalspieler mit Leverkusen und Dortmund gegen die Münchner gewonnen – und auf dem Platz versprühte er dann ein Selbstverständnis aus, dass kein anderer Bremer, der mit ihm in der Startelf stand, mangels entsprechender Vorerfahrungen haben konnte. Was Toprak den Kollegen mit Herangehensweise, Leistung und vermutlich auch Worten mitteilte, war dies: Nein, es ist nicht aussichtslos, gegen die Bayern zu spielen! Und ja, man kann gegen sie etwas holen! So geschah es dann auch. Unter dem 1:1, dem ersten Bremer Teilerfolg gegen die Münchner nach zuvor 22 Niederlagen in Serie, stand ganz deutlich auch Topraks Unterschrift.

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