Stürmer Josh Sargent (links) ging gegen Köln leer aus. Foto: Nordphoto Nur drei gute Chancen hatte Werder aus dem Spiel heraus - eine davon vergab Josh Sargent (links) in der Nachspielzeit. Foto: Nordphoto
Analyse Köln-Spiel

Offensiv-Mittel sind begrenzt

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Werder steht beim 1:1 gegen Köln hinten sicher, kommt vorne aber 87 Minuten lang zu keiner einzigen Torchance.

Das Internet kann sehr böse sein. So schrieb ein Nutzer bei Twitter nach Werders langweiligen 1:1 am Freitagabend gegen Köln: „Jetzt ist auch klar, warum Amazon heute den Eurosport-Player für einen Cent verramscht hat.“ Zum absoluten Schnäppchen-Preis gab es dort den Auftakt des siebten Spieltags live zu sehen. Mit Bundesliga-Fußball hatte die Offensiv-Leistung beider Teams wenig gemein. Gleiches gilt für das Eigentor und die Entstehung des Hand-Elfmeters.

Florian Kohfeldt genervt

Während Werder-Coach Florian Kohfeldt bei der digitalen Pressekonferenz ziemlich genervt von den Fragen nach dem Warum und der Bitte um Einordnung des vierten 1:1 in Folge wirkte, redete ausgerechnet der sonst zurückhaltende Theodor Gebre Selassie Klartext: „Es waren zwei verlorene Punkte zu Hause. Wir wissen ja auch, was jetzt nach der Länderspielpause auf uns zukommt. Es ist okay, dass wir stabil stehen und gut verteidigen, aber unser Offensivspiel muss deutlich besser werden“, forderte der 33-jährige Vize-Kapitän und lenkte den Blick auf die nächsten Partien gegen Bayern, Wolfsburg, Stuttgart, Leipzig und Dortmund. Da kann sich die gute Bremer Ausgangslage mit zehn Punkten aus sieben Spielen schnell verändern.

67 Prozent Ballbesitz aber kaum Torgefahr

Ein Sieg gegen eine Kölner Mannschaft, die seit 16 (!) Partien nicht mehr gewonnen hatte, wäre da durchaus hilfreich gewesen. Doch die Bremer kamen mit der Defensivtaktik der Gäste überhaupt nicht klar. „Wir haben heute keine Lösungen gefunden“, gestand Leo Bittencourt, betonte aber zugleich: „Bis auf Bayern München ist es schwierig, eine Mannschaft zu finden, die gegen einen so tief stehenden Gegner Lösungen hat. Wir sind es nicht gewohnt, gegen Mannschaften zu spielen, die so tief stehen.“ Als einzige Erklärung für diese fast erschreckende Harmlosigkeit reicht das aber nicht aus. Werder fehlte es an Mut, Tempo, Ideen, Kreativität und Klasse, um die Kölner trotz 67 Prozent Ballbesitz ernsthaft in Gefahr zu bringen.

„Man kann mit Reifeprozess der Mannschaft zufrieden sein“

Zwei frühe Chancen von Manuel Mbom (1.) und Josh Sargent (5.) sowie ein später Sargent-Kopfball (90.+2) – mehr Szenen schafften es nicht auf den Notizblock. Das Tor bekam Werder von Kölns Sebastiaan Bornauw geschenkt, der eine Hereingabe von Tahith Chong ziemlich ungeschickt mit der Hand gestoppt hatte. Bittencourt verwandelte den Elfer (82.) und glich damit das Eigentor von Niklas Moisander (68.) aus. Immerhin: Es war der einzige echte Fauxpas in der Bremer Abwehr. Die Defensive stand sehr sicher, auch nach dem Rückstand, als Werder das Risiko etwas erhöhte. „Man sieht einen deutlichen Reifeprozess der Mannschaft, und damit kann man zufrieden sein“, meinte Kohfeldt und forderte: „Denkt mal bitte alle an das Heimspiel aus der letzten Saison gegen Union Berlin zurück. Das war genauso ein Spiel, und wir haben es 0:2 verloren.“

Fast-Absteiger bleibt Fast-Absteiger

Nun schaffte Werder noch ein 1:1 und wollte anschließend den Sieg wesentlich mehr als der Gegner. Allein die Mittel dafür fehlten auch weiterhin. „Ganz ehrlich: Es kann doch keiner erwarten, dass wir den Gegner hier nach Strich und Faden auseinanderspielen. Das ist einfach unrealistisch“, stellte Kohfeldt noch einmal klar, der schon im Vorfeld davor gewarnt hatte, seine Mannschaft nach fünf Spielen ohne Niederlage zu überschätzen. Der Fast-Absteiger möchte weiter wie ein Fast-Absteiger wahrgenommen werden. Was nach dem personellen Aderlass im Sommer nicht ganz verwundert.

Im Rahmen der Möglichkeiten gut gemacht

Gerade die Besetzung des Mittelfelds ist nach dem kurzfristigen Weggang von Davy Klaassen speziell. Mbom und Christian Groß machen ihre Sache im Rahmen ihrer Möglichkeiten gut: Der 20-jährige Mbom steht am Anfang seiner Karriere – der 31-jährigen Groß darf am Ende seiner Laufbahn plötzlich noch Bundesliga spielen. Das ist Werder 2021, das zudem auch in dieser Saison einen Ausfall von Sturmführer Niclas Füllkrug (Wadenverletzung) nicht verkraften kann.

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