Maximilian Eggestein jubelte0 kurz vor der Halbzeit über seinen Führungstreffer für Werder. Foto: Nordphoto
1:1 in München

Werder knackt die Horror-Serie gegen Bayern

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Der SV Werder Bremen hat nach 22 Pflichtspiel-Pleiten am Stück gegen den FC Bayern München ein 1:1 geschafft.

Die wohl schwärzeste Serie im deutschen Fußball ist Vergangenheit und das alles andere als unverdient. Das 1:1 (0:1)  war der erste Punkt gegen die Bayern seit zehn Jahren. Die Bremer zeigten in München nicht nur großen Kampfgeist und taktische Disziplin, sondern setzten auch spielerische Akzente, hatten am Ende sogar große Chancen zum Siegtreffer.

Es blieb allerdings beim 1:0 durch Maximilian Eggestein (45.) und dem 1:1 durch Kingsley Coman (62.). Werder ist damit seit sieben Spielen unbesiegt und hat mit dem fünften 1:1 in Folge einen Bundesliga-Rekord eingestellt.

Florian Kohfeldt hatte vor seinem 100. Bundesliga-Spiel für eine kleine Überraschung gesorgt: Kevin Möhwald durfte erstmals seit dem 18. Mai 2019 von Beginn an ran und nach seiner schweren Knieverletzung nun auch sein Startelf-Comeback feiern.

Moisander auf der Bank

Für den Mittelfeldspieler musste erstmals nach sechs Spielen in Folge Nachwuchsmann Jean-Manuel Mbom auf die Bank. In der Abwehr erwischte es Kapitän Niklas Moisander, für ihn rückte der wiedergenesene Ludwig Augustinsson ins Team.

Noch größer waren die Veränderungen bei den Bayern. Bis auf Manuel Neuer fehlten in der Startelf zum Beispiel alle Münchner, die unter der Woche mit der DFB-Auswahl die historische 0:6-Klatsche gegen Spanien kassiert hatten.

Bayern schont Nationalspieler

Aber auch ohne Serge Gnabry, Leon Goretzka und Leroy Sane konnte Hansi Flick in seinem 50. Bundesligaspiel als Bayern-Coach eine Topelf ins Rennen schicken und vertraute dabei erstmals von Beginn dem erst 17-jährigen Jamal Musiala.

Werder startete extrem mutig, attackierte die Münchner schon in deren Hälfte. Doch das ließen sich die Gastgeber nicht lange gefallen, übernahmen schnell das Kommando. Doch sie kamen nicht durch, weil Werder extrem geschickt verteidigte – mit einem Ömer Toprak in Topform. Der 31-Jährige agierte als Chef einer Dreierkette (mit Christian Groß und Marco Friedl) und nahm Bayern-Torjäger Robert Lewandowski fast komplett aus dem Spiel.

Werder stellte sich aber nicht nur hinten rein, sondern versuchte, selbst den Ball zu halten und Akzente zu setzen. Und wie! Josh Sargent brachte eine feine Rashica-Hereingabe aus fünf Metern mit der Fußspitze irgendwie noch aufs Tor, wo aber Manuel Neuer glänzend parierte (16.). Und der Nationalkeeper reagierte beim Nachschuss von Ludwig Augustinsson sogar noch besser, was wegen einer Abseitsposition aber gar nicht nötig gewesen wäre. Doch diese Szenen zeigten: Werder kann den Bayern tatsächlich wehtun. Den Eindruck verstärkte Leonardo Bittencourt kurz darauf mit einem Schuss ans Außennetz (24.).

Eggestein trifft für Werder

Und die Bayern? Die kamen trotz 68 Prozent Ballbesitz vor der Pause zu keiner erwähnenswerten Torchance. Im Gegensatz zu den Bremern, die kurz vor dem Wechsel tatsächlich jubeln durften. Nach einem Einwurf von Theodor Gebre Selassie ließ Sargent den eingewechselten Goretzka (für den verletzten Lucas Hernandez) einfach stehen, passte auf Maximilian Eggestein, der per Flachschuss Neuer diesmal keine Chance gab – 1:0 (45.).

Das Verrückte daran: Die Führung war nicht einmal unverdient und hätte direkt nach der Pause von Rashica sogar ausgebaut werden müssen. Doch dem stark verbesserten Kosovaren fehlte nach tollem Steilpass von Sargent etwas der Mut, als er eigentlich allein auf Neuer zustürmte, etwas abstoppte und sich dadurch von Jerome Boateng noch entscheidend stören ließ (46,). Was für eine vergebene Chance!

Auf der anderen Seite wurde es nun aber auch mal gefährlich. Erst klatschte ein abgefälschter Schuss von Douglas Costa an die Unterkante der Latte (52.), dann entschärfte Keeper Jiri Pavlenka einen Versuch von Kingsley Coman (53.). Bayern-Coach Flick überzeugte das offenbar nicht, er bereitete einen Dreifach-Wechsel vor.

Selassie passt einmal nicht auf

Doch kurz davor köpfte Coman nach einer langen Goretzka-Flanke das 1:1, Gebre Selassie hatte nicht aufgepasst (62.). Wie ärgerlich aus Bremer Sicht. Und die Aussichten waren nicht gut, denn Flick brachte wie vor dem Ausgleich geplant gleich drei Stars auf einen Streich: Sane, Gnabry und Eric Maxim Choupo-Moting ersetzten Coman, Costa und Musiala (63.). Die Bayern wollten es nun wissen und die Partie drehen.

Auch Kohfeldt reagierte: Für den offenbar angeschlagenen Bittencourt schickte er Felix Agu aufs Feld (66.). Es war die Bundesliga-Premiere für den Neuzugang vom VfL Osnabrück, der nach seiner Corona-Infektion wieder fit ist. Wenig später kam Mbom für den ausgepumpten Möhwald (72.).

Werder kämpfte – inklusive Trainer Kohfeldt am Spielfeldrand, der aus Sicht von Schiedsrichter Gudio Winkmann einmal zu heftig reklamierte und dafür die Gelbe Karte sah (80.). Auch seine Spieler wirkten wie aufgedreht, Sargent düpierte Boateng, wurde dann aber doch noch vom Ex-Nationalspieler beim Schuss geblockt (83.). Im Gegenzug verpasste Choupo-Moting aus drei Metern das sicher 2:1, wahrscheinlich auch, weil ihn Toprak von hinten bearbeitet hatte.

Sargent hat Siegtreffer auf dem Fuß

Es wurde immer dramatischer. Wieder stand Sargent dabei im Blickpunkt, lief alleine auf Neuer zu und scheiterte erneut am besten Torwart der Welt (87.). Was für ein Spiel! Der Punkt war für die Bremer mehr als verdient, dabei verdienten sich Ömer Toprak und Christian Groß ein Sonderlob. Mit elf Punkten aus acht Spielen steht Werder im Mittelfeld und am Freitagabend selbstbewusst in Wolfsburg antreten.

Bayern München: Neuer – Pavard, Boateng, Alaba, Lucas Hernandez (19. Goretzka) – Javi Martinez – Douglas Costa (63. Gnabry), Müller, Musiala (63. Choupo-Moting), Coman (63. Sane) – Lewandowski
Werder Bremen: Pavlenka – Gebre Selassie, Toprak, Friedl, Augustinsson (66. Agu) – Groß – M. Eggestein, Möhwald (72. Mbom) – Bittencourt – Sargent, Rashica (90.+1 Chong)

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