Valentini Steinhoff (hinten Mitte) vom Laden „Kauf dich glücklich“, testet gerade, wie lange sie öffnen soll. „Die Kundinnen müssen die Scheu ablegen“, meint sie. Foto: Schlie
Date and Collect

Stöbern erlaubt, kein Kaufzwang

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Wie Einzelhändler die ersten Tage des neuen Terminshoppings erleben.

„Wir hatten viele Anrufe“, sagt Indera Kumuthan, die im Trollbeads Flagship-Store in der Innenstadt arbeitet. Denn seit dieser Woche dürfen Kunden auch wieder Boutiquen, Schmuckläden, und Schuhgeschäfte betreten. Alle jene Geschäfte, die Mitte Dezember wegen der Corona-Pandemie schließen mussten. Vorausgesetzt, die Kunden vereinbaren vorher telefonisch oder online einen Termin, halten im Laden die Abstände ein und lassen sich dort von jeweils einer Verkäuferin begleiten.

Doch Kumuthans Kunden ging es „weniger ums Einkaufen, sondern vor allem um den Umtausch von Weihnachtsgeschenken oder um Uhrenreparaturen“, berichtet Kumuthan. Wie lange ein Kunde im Laden bleiben darf, ermittelt die Verkäuferin im Gespräch mit ihm. „Eine halbe Stunde hat aber jeder“, versichert Kumuthan.

Glückliche Kunden

Im Schuhshop Gabor in der City trafen schon am Wochenende Buchungen für diese Woche ein. „Wir hatten acht Anfragen und dann sind noch Leute vorbeigelaufen, die dann anrufen mussten, um einen Termin zu vereinbaren“, sagt Inhaberin Tabea Hüncken. Insgesamt drei Mitarbeiter sind gleichzeitig im Laden.

Auch das Modegeschäft Studio A in Weyhe konnte schon Termine für den ersten Öffnungstag vergeben. „Unsere Kunden sind überglücklich, dass sie endlich wieder in Läden hineingehen dürfen“, sagt Geschäftsführerin Stefanie Hauser.

Shopping im Weserpark

Auch im Weserpark lief das Terminshopping gut an. Geschäftsführerin Monika Mehrtens berichtet: „Auf unserer Website gibt es eine Liste, die wir immer aktualisieren. Dort können sich die Kunden bei dem Geschäft ihrer Wahl für einen Termin eintragen.“ Sie könnten aber auch spontan vorbeischauen und vor Ort einen Termin vereinbaren. „Auch im Weserpark an sich gibt es eine Personenobergrenze. Aber die wird mit den wenigen Besuchern momentan nicht erreicht“, sagt Mehrtens.

Georg Gersberg verkauft fair gehandelte Kleidung, Lebensmittel und Kunsthandwerk in Georgs Fairkauf in Findorff. Für die erste Woche „Date und Collect“ stehen schon mehrere Termine in seinem Kalender. „Es ist hauptsächlich für kleinere Geschäfte ein Lichtblick, auch wieder Kunden in den Laden lassen zu dürfen“, sagt Gersberg. Er öffnet nun fast wieder zu seinen regulären Zeiten.

Verkürzte Öffnungszeiten

Viele Händler bleiben aber zunächst noch bei verkürzten Öffnungszeiten. Je nachdem wie sich die Nachfrage entwickelt, wird angepasst. So auch bei Kauf-dich-glücklich im Viertel. „Wir testen das aus. Die Kundinnen müssen auch erst einmal die Scheu ablegen. Viele denken, sie müssten etwas kaufen. Einfach nur zu stöbern ist aber kein Pro­blem. Es muss ja irgendwie wieder losgehen“, sagt Geschäftsführerin Valentini Steinhoff. Maximal fünf Kunden dürfen bei ihr gleichzeitig in den Laden, Termine können auch spontan an der Tür verabredet werden.

Nicht alle Einzelhändler werden von Terminanfragen überschwemmt. Beim Bremen-Shop Schnoortreppe geht es nur langsam los. „Am Montag hatten wir noch gar keine Terminanfragen“, sagt Inhaberin Anke Bischoff. Ihrer Erfahrung nach sei es für viele Kunden noch eine Hürde, telefonisch einen Termin zu vereinbaren. „Das Angebot wird genutzt, um konkrete Dinge zu kaufen, aber nicht um zu stöbern“, meint Bischoff.

Sie beschäftigt im Laden auch eine Angestellte. „Das lohnt sich zwar finanziell nicht, aber wir wollen unserer langjährigen Mitarbeiterin die Möglichkeit geben, weiter zu arbeiten“, sagt Bischoff.

Ruhige erste Tage

Tina von Lührte, Inhaberin des Wäschefachgeschäfts Fesche Wäsche in der Neustadt, erlebte die ersten Tage genauso ruhig. „Es ist nicht einfach, den Kunden die Angst zu nehmen“, sagt sie. Derzeit kommt von Lührte nur für die vereinbarten Termine ins Geschäft. Vor allem für ältere Kundinnen bietet sie montags die telefonische Terminvergabe an.

Auch die Bremer Baumärkte dürfen Termine vergeben. Bei Hornbach an der Duckwitzstraße und im Weserpark etwa reservieren Privatkunden online einen Besuch. Das Gartencenter dürfen sie sogar ohne Terminabsprache betreten.

Buchläden offen

Buchläden und Blumengeschäfte lassen Kunden inzwischen ohne Termin hinein. „Wir hatten heute schon volles Haus und alle hatten gute Laune“, freut sich Stefanie Bux, Inhaberin der Buchhandlung Balke an der Pappelstraße am Montag. Vier Kunden lässt sie gleichzeitig ins Geschäft, obwohl mehr erlaubt wären. „Wir wollen“, sagt sie, „niemanden gefährden.“

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