In der Partie gegen den VfB Stuttgart könnten die Grün-Weißen einen vorentscheidenden Schritt in Richtung Klassenerhalt machen. Foto: Nordphoto Yuya Osako musste mit den Grün-Weißen im Hinspiel eine schmerzhafte Niederlage gegen Aufsteiger Stuttgart einstecken, der in der Tabelle drei Plätze besser steht. Foto: Nordphoto
noch nicht gerettet

Null Entspannung

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Frühlingserwachen bei den Vereinen im Tabellenkeller der Bundesliga setzt Werder unter Druck.

Am Samstag hat der Frühling begonnen – jedenfalls kalendarisch. Obwohl die Temperaturen noch nicht besonders kuschelig sind und das Winter-Feeling nicht vertreiben können, hat im Tabellenkeller der Fußball-Bundesliga doch das Frühlingserwachen eingesetzt. Und das ist für Werder Bremen keine gute Nachricht.
Denn während der Tabellenzwölfte mit dem 1:2 gegen den VfL Wolfsburg die erwartete Niederlage kassierte (und nach dem 1:3 gegen den FC Bayern zum ersten Mal in diesem Jahr mit zwei Pleiten in Folge dasteht), zeigten die Teams von unten mit teils unerwarteten Punktgewinnen, dass sie Werder nicht mir-nichts-dir-nichts aus dem Abstiegskampf entkommen lassen werden. Coach Florian Kohfeldt hat allerdings nichts anderes erwartet. „Wir wissen, wie schwer es noch wird“, sagt er: „Entspannung bei mir? Null! Und bei der Mannschaft auch.“

Unerwartete Punktgewinne der Konkurrenten

Wie auch bei diesen Ergebnissen? Hertha BSC (3:0 gegen Bayer Leverkusen) und Mainz 05 (2:1 bei 1899 Hoffenheim) feierten wichtige Siege, der 1. FC Köln gab beim 2:2 gegen Borussia Dortmund einen dreifachen Punktgewinn erst spät noch aus der Hand. Es waren Resultate, wie sie immer wieder auf der Zielgeraden einer Saison zustandekommen: Auf einmal geht, was wochenlang und auch kurz vorher noch unmöglich erschien.
Werder kennt das, hat in der vergangenen Saison selbst gerade noch rechtzeitig ein solches Aufbäumen gezeigt. Nun werden Club und Team mit einigem Unbehagen zur Kenntnis nehmen, was auf den Plätzen hinter ihnen passiert. Denn es zeigt sich, dass es keine falsche Vorsicht von Trainer Kohfeldt war, nach dem wichtigen 2:0-Sieg bei Arminia Bielefeld vor zwei Wochen nicht in Euphorie zu verfallen. „Wir sind noch nicht durch. Wir brauchen noch Punkte“, hatte er gesagt.

Polster ist auf 7 Punkte geschmolzen

Vom einst elf Punkte großen Vorsprung auf den Relegationsplatz sind aktuell noch sieben übrig – das mag man weiterhin komfortabel nennen, aber bei einem Blick auf die kommenden drei Spieltage wird deutlich, dass dieses Polster schnell aufgebraucht sein kann. Läuft es nach der Länderspielpause ganz dumm für Werder, gerät der Club binnen drei Partien noch mal in Schlagdistanz zum Relegationsplatz.
Das liegt zum einen an den eigenen Aufgaben. Nach dem Null-Punkte-Doppelpack gegen die Spitzenteams aus München und Wolfsburg wird es nun nämlich nur um Nuancen leichter. Der starke Aufsteiger VfB Stuttgart (4. April), der Tabellenzweite RB Leipzig (10. April) und Champions-League-Viertelfinalist Borussia Dortmund (noch nicht terminiert) sind die kommenden Gegner der Grün-Weißen. Es wäre vermessen, zu erwarten, dass es in diesen Partien Punkte regnet für Bremen.

Spiel gegen Mainz könnte zum Thriller werden

Im Gegenteil: Selbst eine Ausweitung der bislang noch sehr kurzen Niederlagenserie auf fünf Partien ist möglich. Zeitgleich kommt es im unteren Tabellendrittel zu interessanten Direktvergleichen der Verfolger – mit Mainz 05 in der Hauptrolle: Der Liga-15. empfängt erst den Vorletzten Arminia Bielefeld, tritt dann beim aktuellen 16. 1. FC Köln an und empfängt im Anschluss die Berliner Hertha (Rang 14).
Der erste Gedanke angesichts dieses Programms ist dieser: ,Prima, dann nehmen sie sich da unten ja gegenseitig die Punkte weg.’ Ganz so prima muss das aber nicht sein. Denn sollte in diesen Partien jeder der Bremer Verfolger einen Sieg einfahren und Köln überdies noch einen weiteren Punkt ergattern, Werder aber an den drei Spieltagen leer ausgehen, wäre alles wieder offen. Dann wären sieben Punkte auf drei zusammengeschmolzen, vielleicht sogar auf noch weniger. Und die Partie gegen Mainz 05 am 30. Spieltag würde zum absoluten Thriller.

Chance zur Gefahrenabwehr

Viel Theorie, viel Hätte, Wenn und Aber – zugegeben. Aber das Denkmodell zeigt, was Werder im April zustoßen kann. Und es zeigt, wie wichtig das Spiel beim VfB Stuttgart als vermeintlich am wenigsten schwere Aufgabe sein wird. Es ist gewissermaßen die Chance zur Gefahrenabwehr; es ist die Möglichkeit, allen bedrohlichen Theorien die Kraft zu nehmen. „Gegen Stuttgart wollen wir unbedingt Punkte holen. Dass das schwer wird, ist klar“, meint Kohfeldt, der sein Team aber sowohl für die Partie beim VfB als auch für die folgenden Aufgaben gerüstet wähnt: „Ich sehe bei uns absolute Wachsamkeit. Die Spannung wird hoch sein.“

Kohfeldt sieht kein Nachlassen in Sachen Mentalität

Was er meint, ist die Spannung innerhalb der Mannschaft. Wie hoch die Spannung für Werder in der Tabelle noch wird, zeigen die kommenden Wochen, in denen der Frühling an Fahrt aufnehmen wird. Dass das alles erneut in einen für Werder zähen Abstiegskampf münden könnte, glaubt der 38-Jährige jedoch nicht. „Ich sehe da keine Gefahr“, sagt er und beschäftigt sich statt mit Rechen- und Ergebnismodellen lieber mit dem, was ihm seine Mannschaft auch gegen den FC Bayern und den VfL Wolfsburg gezeigt hat. Seine Analyse ist gleichermaßen ein Versprechen für die kommenden Spiele: „Wir waren komplett da. Was die Mentalität angeht, haben die Jungs nicht ein bisschen nachgelassen. Das werden wir auch weiterhin so machen.“ Gegen Stuttgart, gegen Leipzig, gegen Dortmund. Und dann –vermutlich ganz, ganz wichtig – gegen Mainz 05.

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