Spezielle Bewegungen und Atemübungen, wie sie hier eine Lungensportgruppe unter Leitung von Gaby Rebolledo Henriquez‘ (rechts) ausführt, gehören auch zum Reha-Programm der Long-Covid-Kurse.Foto: Lenssen
Langzeitfolgen

Genesen, aber nicht gesund

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Premiere in Bremen: So finden Corona-Erkrankte zurück in den Alltag.

Sich eine Corona-Infektion einzufangen und danach wieder zu genesen, ist eine Sache. Doch was sich erst einmal sehr positiv anhört, ist es auf den zweiten Blick oft noch nicht. Denn wer genesen ist, muss noch lange nicht gesund sein und genauso leistungsfähig wie vor der Erkrankung. Experten schätzen, dass bis zu 20 Prozent der Patienten unter dem sogenannten Long-Covid leiden, also selbst viele Wochen oder sogar Monate nach der eigentlichen Erkrankung mit Beschwerden und Einschränkungen kämpfen müssen. Unabhängig davon, ob die mild oder schwer verlief.

Das Bremer Netzwerk Selbsthilfe kann ein Lied davon singen. Als Betroffene vor etwa zwei Monaten eine Corona-Selbsthilfe-Gruppe auf die Beine stellten, war die Nachfrage sofort so groß, dass schnell eine zweite Gruppe gegründet wurde. Und weitere werden sicher folgen, davon sind die Organisatoren überzeugt. Denn auch wenn Corona seit mehr als einem Jahr die Welt in Atem hält, so sind Angebote für die Nachsorge und Rehabilitation nur schwer zu finden.

Spät- und Langzeitfolgen

Gaby Rebolledo Henriquez kann das bestätigen. Die Rehasport-Übungsleiterin hat als Vorsitzende mit ihrem Verein „Reha- und Gesundheitssport Bremen“ nun zwei Reha-Kurse für Menschen eingerichtet, die nach überstandener Corona-Infektion immer noch unter Spätfolgen oder Langzeitfolgen leiden.
„In den Kursen geht es um viele unterschiedliche Beeinträchtigungen“, erklärt Rebolledo Henriquez. Zunächst nichts mehr schmecken oder riechen zu können, damit könnten die meisten ja zumindest vorübergehend irgendwie zurecht kommen.

„Aber viele Patienten leiden auch unter Gedächtnisverlust, sehr viele natürlich unter Atembeschwerden oder nach einem längeren Krankenhausaufenthalt auch unter Muskelabbau“, berichtet Rebolledo Henriquez.
Da sie sowohl eine Ausbildung im neurologischen als auch im orthopädischen und internistischen Bereich besitzt, steckt die Expertin das gesamte Beschwerdespektrum ihrer Kursteilnehmer ab.

Spezielles Training

Von ihnen hätten viele schon eine stationäre Reha absolviert, berichtet sie. Was die Patienten dann aber auf dem Weg zurück in ein normales Leben noch bräuchten, das sei eine ambulante Fortsetzung der Reha, also ein spezielles Atemtraining, Übungen für den Muskelaufbau und Entspannung sowie ein neurologisches Training, um die Leistung des Gehirn wieder steigern zu können.

„Neben der fachlichen Seite sind Empathie und Motivation gerade für die Menschen mit Long-Covid-Symptomen für uns genau so wichtig“, meint die erfahrene Reha-Expertin.

Wie neu das Thema auch für die Krankenkassen sei, das erkenne sie daran, dass in deren Computersystemen oft noch gar keine Long-Covid-Kurse hinterlegt seien, berichtet Rebolledo Henriquez. Trotzdem übernähmen in der Regel die Krankenkassen die Kosten für solch eine Behandlung, so sei ihre Erfahrung, sagt die Reha-Expertin.

Infos

Die beiden ersten Long-Covid-Reha-Kurse des Vereins finden jeweils montags um 11.30 Uhr und dienstags um 13 Uhr statt. Informationen gibt es per Mail an Reha-und-Gesundheit@gmx.de oder per Telefon unter 69546072 (bitte auf den Anrufbeantworter sprechen).

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