Im Heimspiel gegen Leverkusen bekommt es Werder-Verteidiger Milos Veljkovic mit einer flinken und spielstarken Offensivabteilung zu tun. Foto: Nordphoto Milos Veljkovic lief nach seinem Nasenbeinbruch gegen Leipzig mit einer Gesichtsmaske auf und wird diese auch noch bis Saisonende weitertragen müssen. Foto: Nordphoto
Pokal-Spirit zeigen

Mehr Wille statt Taktik

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Milos Veljkovic verspricht Kampf und Emotionen für das Bundesliga-Heimspiel gegen Bayer Leverkusen.

Hat es jetzt tatsächlich Klick gemacht, bei den Fußballern des SV Werder Bremen. Nachdem die Grün-Weißen in den vergangenen Wochen nach sieben Bundesligapleiten in Folge noch mitten in den Abstiegsstrudel hineingeraten sind, ist die Hoffnung jedenfalls groß, dass der starke Pokalauftritt beim 1:2 gegen Leipzig nun auch für die Bundesliga der Anfang der Wende markiert hat.
Doch was war da eigentlich passiert, in den Trainingseinheiten zwischen dem ernüchternden 0:3 gegen Union Berlin in der Bundesliga und dem leidenschaftlichen Kampf im Pokal sechs Tage später. Was waren die Hebel, die Trainer Florian Kohfeldt in Bewegung gesetzt hat?

„Mit der gleichen Härte auftreten“

„In der vergangenen Woche ging es weniger um Taktik. Da haben wir viele Spiele gemacht, viele Zweikämpfe bestritten. Da war viel Emotionalität drin“, berichtet Milos Veljkovic über die Einheiten auf dem Trainingsplatz, um es dann im Nachsatz ganz kurz und knackig auf den Punkt zu bringen: „Kampf und Emotionalität – das ist in unserer Situation jetzt wichtiger als Taktik!“
Dementsprechend entschlossen ist auch Veljkovics Ansage für das Heimspiel am kommenden Samstag (15.30 Uhr) gegen Bayer Leverkusen. „Wir müssen mit der gleichen Härte und dem gleichen Willen auf den Platz gehen“, sagt der serbische Nationalspieler.

Unterbewusst wähnten sich die Spieler schon gerettet

Sportpsychologe Christian Hueske, horcht da erfreut auf. Er bezeichnet es als „die Energie, die Werder beibehalten muss, um nun auch in den restlichen drei Spielen ähnliche Leistungen abzurufen“. Aber wie konnte es aus Sicht des Fachmanns eigentlich zum Bremer Absturz in der Tabelle kommen? Die Erklärung ist aus psychologischer Sicht recht einfach und leicht nachvollziehbar.
„Werder hatte zehn Spieltage vor Saisonende bereits 30 Zähler auf dem Konto, kurz vorher gegen eine Top-Mannschaft wie Frankfurt gewonnen und gegen die Abstiegskandidaten Köln und Bielefeld unentschieden gespielt, beziehungsweise gewonnen. Da sagt man sich doch: Die paar, die noch fehlen zum Klassenerhalt, die holen wir noch irgendwie“, beschreibt Hueske. Natürlich werde das keiner der Spieler zugeben, doch unterbewusst laufen eben solche Prozesse ab.

An Dampf und Momentum verloren

Zudem hatte Werder gegen die meisten Mannschaften von unten ja fast immer gepunktet oder sogar gewonnen. Aber dann seien eben die Spieltage gegen Gegner aus dem oberen Tabellendrittel gekommen. „Und gegen die hat Werder – mit Ausnahme des Heimspiels gegen Frankfurt eigentlich konstant verloren“, rechnet Hueske vor. All diese Aspekte zusammen hätten dann zu der Niederlagen-Serie geführt. Und mit jedem weiteren Spiel habe Werder mehr an an Dampf und Momentum verloren, so der Experte, der seit langem die sportliche Entwicklung der Mannschaft verfolgt.
Erklärungen schön und gut, aber warum hat es bis jetzt gedauert, bis die Spieler auf dem Platz endlich eine Reaktion gezeigt haben, die dem Ernst der Lage entspricht?

„Mit heißem Herz und kühlem Kopf“

„Manchmal ist einem rational eine Sache völlig bewusst: Wenn ich mir zum Beispiel jeden Tag einen Schokopudding nach dem anderen reinhaue, dann weiß ich, dass das nicht gesund ist. Aber erst wenn es richtig knallt und ich körperliche Probleme bekomme, dann ändere ich mein Verhalten“, erklärt Hueske.
Den Knall hat es bei Werder nach der Union-Pleite gegeben, die Reaktion darauf war im Pokal bereits sichtbar. „Und jetzt geht es darum sich zu fokussieren und mit Vollgas und Entschlossenheit – mit heißem Herz und kühlem Kopf ans Leipzig Spiel anzuknüpfen“, sagt Hueske. Und das würde Veljkovic so auch sicher sofort unterschreiben.

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