Das letzte Stündlein hat geschlagen: Das ehemalige Bundesbankgebäude an der Kohlhökerstraße soll noch in diesem Jahr abgerissen werden. Foto: Schlie
Kohlhökerstraße

Beirat will Bäume retten

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Beirat Mitte formuliert Kritik an Bauantrag für Wohnbauprojekt auf dem ehemaligen Bundesbankgelände.

Auf den Werbegrafiken des Investors sind die Bäume in der Kohlhökerstraße noch drauf. Nach den aktuellen Bauplänen von Grundstückseigentümer Evoreal für das ehemalige Bundesbank-Areal müssten sie aber weg, um den zweiten Rettungsweg zu einem Großteil der vorgesehenen 179 Wohnungen zu gewährleisten. Der Beirat Mitte fordert deshalb Nachbesserungen an den Plänen, insbesondere beim Brandschutz.

Das Brandschutzkonzept von Evoreal für den Neubau sieht vor, dass die Bewohner im Notfall durch das Anlegen von Feuerwehrleitern gerettet werden können, sollte der Weg durchs Treppenhaus versperrt sein. Das hat zur Folge, dass ausreichend große Aufstellflächen für die Rettungsfahrzeuge vorhanden sein müssen. Doch die sind nicht auf dem privaten Grundstück vorgesehen, sondern auf dem öffentlichen Grund davor. Die vorhandenen Bäume müssten weichen.

Überarbeitung gefordert

„Der Brandschutz wird in den öffentliche Raum verlagert. Das können wir nicht hinnehmen“, sagte Joachim Musch (Grüne). Im Namen der Beiratsmehrheit forderte er eine Überarbeitung der Pläne. Es sei möglich, Sicherheitstreppenhäuser einzuplanen und so den Brandschutz innerhalb der Grundstücksgrenzen sicherzustellen. Damit könne der Alleecharakter der Straße erhalten bleiben.

Susanne Gräff von Evoreal wies die Forderungen zurück. Im Bebauungsplanverfahren habe es bereits eine Abwägung zwischen Bäumen und der Schaffung von Wohnraum gegeben. Das Einplanen von Sicherheitstreppenhäusern hätte zur Folge, dass 50 Prozent der Planung neu gemacht werden müssten. Es bedeute außerdem den Verlust von fünf Wohneinheiten und eine Verzögerung um mehrere Monate sowie Kostensteigerungen für den Bau und den Unterhalt.

Architekten kritisieren Pläne

Der Architekt Caspar Willich kommentierte das mit dem Hinweis, das die zusätzlichen Kosten für ein Sicherheitstreppenhaus vergleichsweise lächerlich seien.

Kritik an den Bauplänen gab es aber auch noch aus anderem Grund. So bemängelte Gottfried Zantke die Eintönigkeit der Fassade und die geplante Ausführung mit Wärmeverbundsystem und Klinkerriemchen. „Als Architekt habe ich solche Klinkertapeten immer abgelehnt. Das ist ein Offenbarungseid für Architekten“, meinte er. Das Bundesbankgebäude sei zwar geschmäht worden, es habe aber immerhin einen Preis vom Bund Deutscher Architekten gewonnen.

Kritik an Fassade

Auch Willich kritisierte die Fassade als „erschlagend für die Gebäude gegenüber“ und das geplante Wärmeverbundsystem an der Fassade. „Haben die das allen Ernstes genehmigt?“

Eine weitere Sorge des Beirats betrifft den geplanten Durchgang von der Kohlhökerstraße zum Imre-Nagy-Weg. Grund: Im Vertrag zwischen Evoreal und Stadt ist ein Rücktrittsrecht für den Grundstücksbesitzer vorgesehen. Sollte dort eine Drogenproblematik entstehen, könnte der Durchgang geschlossen werden. „Ein Drogenproblem ist schnell beobachtet“, befürchtet Musch.

Der Beirat nahm den Bauantrag letztlich mit Mehrheit zur Kenntnis. Nur die Beiratsmitglieder der CDU blieben bei ihrer kategorischen Ablehnung des Projektes. „Die langfristigen negativen Wirkungen für den Städtebau sind größer als die kurzfristigen positiven Effekte für den Wohnungsmarkt“, begründete Dirk Paulmann.

Entkernung ab August

Bevor an der Kohlhökerstraße neu gebaut werden kann, muss erstmal das ehemalige Bundesbankgebäude verschwinden. Die Abrissarbeiten sollen im August mit der Entkernung und Schadstoffsanierung des Gebäudes beginnen. Ab Oktober könnten dann drei große Bagger anrücken, um mit dem maschinellen Abbruch zu beginnen, der sich bis ins Frühjahr 2022 ziehen würde

Zuvor soll ein Teil des Kellers mit Kies gefüllt werden, um ihn gegen Auftrieb zu sichern, wenn das Gewicht des Gebäudes nicht mehr auf ihm lastet. Die Untergeschosse des Bundesbankgebäudes sollen erhalten bleiben und später Platz für eine Tiefgarage mit 158 Parkplätzen bieten.

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