Die Ansicht der Hohenzollernburg südlich von Tübingen ist eines der Bilder, auf das Helmut Gall besonders stolz ist. Foto: Lenssen
Unbekannter Künstler

Der Traum von der Ausstellung

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Helmut Gall ist 81 Jahre alt, als Maler völlig unbekannt – aber das soll sich ändern.

Noch ist ein wenig Platz an den Wänden des kleine Apartments in Hemelingen. Doch wenn Helmut Gall so weiter macht, dürfte es in einigen Monaten eng werden. Denn der 81-Jährige malt und malt und malt. Erst vor anderthalb Jahren hat er so richtig damit angefangen, aber inzwischen hat er bereits mehr als 60 Bilder geschaffen.

„Ich bin eben ein dynamischer Typ“, erklärt der Künstler, dessen abgewetzten Kappe ihn unverkennbar macht. Seinen künstlerischen Stil nennt er: „Dynamischer Realismus“, und er malt nur, was ihm etwas bedeutet. Eine ehemalige Kollegin war sein erstes Motiv.

Stimmungs- und Landschaftsbilder

„Da habe ich gemerkt: Das kann ich ja richtig toll“, erinnert er sich. Und danach gab es kein Halten mehr. Zahlreiche Stimmungs- und Landschaftsbilder hat Gall gemalt nach Eindrücken aus der Zeit, als er 18.000 Kilometer mit dem Fahrrad kreuz und quer durch Niedersachsen gefahren ist. Doch das musste er aus gesundheitlichen Gründen drangeben. Inzwischen findet Gall seine Motive vorzugsweise beim Durchblättern von Zeitungen oder Magazinen. „Die male ich einfach ab. Ich will nichts verändern“, sagt er.
Auch Prominente dürfen in der illustren Sammlung des Mannes nicht fehlen, der 30 Jahre lang im Bremer Viertel gewohnt hat.

„Ich male einfach so, dass es mir gefällt“, sagt Gall. Früher seien das Aquarelle in Öl gewesen, inzwischen hat er die Acrylmalerei für sich entdeckt. Vincent van Gogh und der österreichische Maler Oskar Kokoschka begeisterten ihn, erklärt der gelernte Industriekaufmann.

Schon in seiner Schulzeit hatte er entdeckt, dass er Talent fürs Malen und Zeichnen besitzt. Aber mehr als ein wenig Zeitvertreib wurde daraus nicht. Viele Jahre kämpfte Gall viele Jahre mit den Folgen eines Burn-outs. Obdachlos sei er gewesen und sogar zu einem Suizidversuch habe das geführt. Doch zum Glück habe er das überwunden.
„Bei mir ist Ruhe eingekehrt, auch in meinem Kopf“, erklärt der Rentner. Und weil ihm das normale Rentnerdasein zu langweilig wäre, er aber er leider auch nicht mehr so mobil sei, habe er mit der Malerei angefangen.

Oft angefragt

An 17 unterschiedliche Stellen in Bremen habe er sich bereits gewandt in der Hoffnung, dass sie interessiert wären, sein Werk auszustellen. Die Resonanz war allerdings fast Null. „Ich habe den Eindruck, man ist bei denen sofort außen vor, wenn man keine E-Mail-Adresse hat“, sagt Gall.

Doch entmutigen lässt er sich nicht. Regelmäßig klappert er seine beiden Lieblingskopiershops in der Neustadt und in Tenever ab und kopiert dort einige seiner Bilder. Von anderen Kunden wird er dabei häufig angesprochen, und diesen schenkt er dann die Farbkopien.

Lebenstraum

Einen, der ihm im Gegenzug eine Ausstellung anbiete, habe er jedoch nicht kennengelernt. Dabei wäre sie doch so etwas wie ein Lebenstraum.
„Ich will mit meinen Bildern ja kein Geld verdienen. Aber ich will noch bekannt werden und möglichst vielen Menschen in Erinnerung bleiben – egal wie“, sagt der 81-Jährige. und man merkt, dass es ihm damit ernst ist. An Selbstvertrauen mangelt es Gall jedenfalls nicht. „Ich male einfach gute Bilder“, findet der Autodidakt. Und darauf komme es schließlich an.

Und was wird sein nächstes Projekt? „Hier, diese Auenlandschaft habe ich in Reserve“, zieht Gall eine großformatige Zeitungsseite hervor. „Ansonsten lasse ich alles einfach auf mich zukommen.“

Wer mit Helmut Gall Kontakt aufnehmen möchte, erreicht ihn unter der Telefonnummer: 0177 / 64 75 718.

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