Von der Werft auf die Bühne

Der Mann ist so vielseitig, da wäre es untertrieben, ihn nur als Schlagersänger zu bezeichnen. Doch seine Leidenschaft ist nun einmal die Musik. Das trifft es auf jeden Fall. Und selbst da hat Mitch Keller, der in Bremen aufgewachsen ist, weit mehr zu bieten als nur Schlager. Vor einigen Wochen – pünktlich zur Europameisterschaft – veröffentlichte er seine Single „We are united“. Ein Fußballsong, Keller hat ihn aber nicht für die EM komponiert, sondern als Vereinslied für den Club United Teltow am Stadtrand von Berlin. Dort spielt er in einer Ü40-Hobbytruppe Fußball.

Keller lebt mit seiner kleinen Familie in der Hauptstadt, doch Bremen trägt er weiterhin im Herzen. Er kommt auch immer wieder in die Hansestadt, besucht seine Mutter und zwei seiner Geschwister. Wenn er sich in Blumenthal und Vegesack umschaue, wecke das schöne Erinnerungen, sagt er.

Ausbildung in Friedrich-Lürssen-Werft

„Wir sind nach Bremen gezogen, als ich neun Jahre alt war. Hier bin ich aufgewachsen, zur Schule gegangen und habe in der Friedrich-Lürssen-Werft meine Ausbildung zum Industriemechaniker gemacht“, sprudelt es aus Keller heraus. „Ich habe eine super tolle Zeit in Bremen gehabt und auch mein Job war cool und ich habe ihn total gerne gemacht“, erzählt Keller.

Die Leidenschaft für die Musik stammt von seinem Vater. Der spielte in einer Band mit dem späteren Showmaster Hugo-Egon Balder. Hinten im Obst- und Gemüseladen des Vaters stand immer ein Schlagzeug.

Karaoke singen

Aber nicht das war das Ding von Michael Keller, der erst Jahre später den Spitznamen Mitch verpasst bekam. Zu Anfang schmetterte er alle Songs, die die Karaokemaschine hergab. Der Vater hatte sie extra angeschafft. „Das war ein Pioneer Laserdiscplayer und hat damals ein kleines Vermögen gekostet“, erinnert sich Keller.

Als er im Spanienurlaub den Beatles-Song „Yesterday“ in einer Bar zu besten gab und das Publikum das offenbar ziemlich gut fand, war das für ihn das wohl entscheidende Erlebnis.
„Wow, so fühlt sich das an vor Leuten auf der Bühne zu stehen“, habe er damals gedacht, erzählt er. Und irgendwann sattelte Keller dann um: Der Schlosser wollte auf die Bühne. 1995 trat er unter dem Künstlernamen Luka mit dem Song „Sie ist solo“ in der legendären ZDF Hitparade auf.

Texter, Songschreiber und Studiomusiker

Von da an nahm seine Karriere Fahrt auf. Allerdings lange Zeit beinahe im Verborgenen oder in der zweiten Reihe. Tausende Lieder habe er gesungen, berichtet Keller, oft in Chören oder im Background mitgewirkt. Dazu die Arbeit als Texter, Songschreiber und Studiomusiker. Mit Stars der Branche wie Matthias Reim, Christina Bach, Brunner und Brunner, Andreas Gabalier oder Nik P. habe er zusammengearbeitet.

„Eben die ganze alte Schlagergarde“, sagt Keller, um die Sache etwas abzukürzen. Dazu habe er viel für die TV-Formate DSDS oder The Voice gemacht, war Vocal Producer. „Alles was Dieter Bohlen nicht gemacht hat, habe ich gemacht“, bemerkt er mit einem Lachen.

25 Jahre auf der Bühne

2015 dann Kellers Debütalbum: „Einer dieser Tage“. Und jetzt, sechs Jahre später, feiert Keller bereits sein 25-jähriges Bühnenjubiläum.
Sein aktuelles Album „Meine Zeit“ und die Hitsingle „Steh auf, wenn du fällst“ (eine Coverversion des 1990er Jahre Hits „I promised myself“ von Nick Kamen) kamen nicht nur bei Schlagerfans gut an.

Doch Keller wäre nicht Keller, wenn Schlager sein einzige berufliches Standbein wäre. Im Studio singt er regelmäßig Songs für Kindersendungen ein, synchronisiert Trickfilme, war schon die Stimme einer Qualle bei Sponge Bob oder schlüpfte in eine Hauptrolle bei „Barbie auf der Suche nach dem Diamantenschloss“. Auch ausländischen TV-Produktionen gab er schon seine Stimme.

Vorgruppe von Beatrice Egli

Nach Bremen kommt Mitch Keller erst im kommenden Jahr als Vorgruppe von Beatrice Egli. Vorher wird ein Vegesacker Shanty-Chor aber auch noch einen Song aus Kellers Feder erhalten. „Das wird eine tolle Nummer“, kündigt er an.

Dass seine Musik, seine Texte und sein Know-how in der Branche so gefragt sind, das macht Keller stolz.
„Ich bin ja wirklich Autodidakt“, sagt er. „Alleine deshalb hätte ich am Anfang nie gedacht, dass da mal mehr draus werden könnte aus der Singerei.“