Wenn Christoph Krogemann die über 100 Jahre alte Maschine bedient, um seine Fässer zu bearbeiten, fliegen die Holzspäne in hohem Bogen durch die Werkstatt.Fotos: Schlie
Böttcher

Der letzte Fassmacher

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Wie Christoph Krogemann den traditionsreichen Böttcher-Betrieb führt.

Bis zur Decke stapeln sich die Holzfässer: große, kleine, alte und neue. Es riecht nach frisch gehobeltem Holz, wenn Christoph Krogemann die Fässer bearbeitet und überall die Holzspähne fliegen.

Christoph Krogemann ist einer der letztens Fassmacher.

Die Fassfabrik Krogemann ist die letzte ihrer Art in Norddeutschland. „Früher gab es viele Fassmacher, die sogenannten Böttcher. Nach ihnen ist auch die Böttcherstraße in Bremen benannt“, sagt Krogemann. Er hat das Unternehmen 2019 von seinem Vater Alfred Krogemann übernommen. „Unter diesem Namen gibt es die Firma bereits seit 1954. Da hatte mein Großvater sie erworben.“ Die Unternehmensgeschichte ist bis 1890 belegt, doch wahrscheinlich reicht die Historie aber bis ins Mittelalter zurück“, erzählt Krogemann.

Weingüter und Privatkunden

Seine Kunden sind Weingüter und Destillerien, aber auch Privatleute. „Von Frühjahr bis Spätsommer sind Kunden, die Regentonnen, Blumenkübel und sonstige Deko aus Holzfässern erwerben, unser Hauptgeschäft“, berichtet der Böttcher.

Nun starte allerdings die Zeit, in der die neuen Fässer hergestellt werden, sogenannte Barrique-Fässer für die Weinlese. Die Maschinen, die dafür genutzt werden, sind teilweise mehr als 100 Jahre alt. „Funktionieren aber noch wie am ersten Tag“, lacht Krogemann. Hier wird das Holz gefügt. Das bedeutet, dass der obere und untere Rand schmaler wird als der Bereich in der Mitte. In einem Kochkessel, der ebenfalls schon einige Jahre alt ist, wird das Holz für 30 Minuten gekocht. „So kann es nicht brechen, wenn wir es danach zu einem Fass zusammenziehen“, erklärt Krogemann.

Röstaromen für den Geschmack

Über einem offenen Holzfeuer wird dann das Fass ausgebrannt oder ausgetoastet, wie es der Böttcher nennt. Das verhindere, dass die Dauben wieder gerade werden und brechen. So entstehen auch Röstaromen, die besonders wichtig sind für Wein, aber auch für Whisky. „Beim Holz der amerikanischen Eiche kommt beispielsweise ein vanilliger Geschmack heraus, der gerne für Rioja-Weine genutzt wird“, weiß der Böttcher.

Ein nächster, wichtiger Schritt in der Fassherstellung ist der Boden. „Hier ist die Schwachstelle eines jeden Fasses. Wenn der Boden nicht richtig sitzt, ist das Fass undicht und leckt“, sagt Krogemann. Darum muss für jedes Fass der Boden individuell ausgemessen werden. Zum Schluss wird auch noch Wasser ins Fass gefüllt, um zu prüfen, ob es hält.

Handarbeit

Die Barrique-Fässer, fassen 225 Liter und kosten ungefähr 650 Euro. „Für ein einzelnes Fass brauchen wir ungefähr 35 Stunden. Wenn wir eine Serie herstellen, nimmt ein Fass davon sechs bis acht Stunden Arbeit in Anspruch“, sagt Krogemann.

Fässer herstellen ist Handarbeit.

Destillerien nehmen gerne alte Wein- oder Schnapsfässer, die ihr Aroma an die neuen Füllungen abgeben. Die werden dann gekürzt und zu kleineren 100-Liter-Fässern umgebaut. Auch Fassreparaturen gehören zu den Aufgaben.

Die Arbeitsweise hat sich in den vergangenen 100 Jahren wenig verändert. Auch ein Grund, warum viele den Job nicht mehr ausüben. Die Fassfabrik Krogemann hat sich aber auch modernisiert. „Wir verkaufen auch viel über unseren Onlineshop. Wir sind mit der Zeit gegangen. Deswegen“, sagt Krogemann, „gibt es uns noch.“

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