Zugewuchert und marode – so wie dieses Haus in der Waller Feldmark sehen viele der Kaisenhäuser in Bremen aus. Denn nicht jeder darf dort wohnen.Foto: Schlie
Marode Häuser

Streit um Kaisenhäuser

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Viele Behelfsheime stehen leer und verfallen. Die CDU fordert schnellerer Abrisse.

Was tun mit den Kaisenhäusern? Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte Bremens damaliger Bürgermeister Wilhelm Kaisen den Bürgern erlaubt, Behelfsheime in Kleingärten zu bauen, um die Wohnungsnot zu lindern. Rund 1.000 dieser Häuser stehen noch, viele sind marode. Nur 150 werden noch bewohnt. Auch deren Verfall ist abzusehen. Die CDU-Fraktion in der Bürgerschaft fordert deshalb, den Abriss zu beschleunigen.

Denn wohnen darf in einem Kaisenhaus nur, wer es damals erbaut hat sowie dessen Kinder. Ziehen sie aus, muss es leer bleiben.
Nicht alle sind damit einverstanden. Marlene Lühmann etwa verließ nach dem Tod ihres Mannes zwar das gemeinsame Kaisenhaus, setzt sich aber dafür ein, dass es erhalten bleibt. „Ich möchte, dass dort noch jemand wohnen darf oder es zumindest als Gartenhaus genutzt werden darf, bevor es abgerissen wird, denn es ist noch gut erhalten“, sagt die 86-Jährige. Unklar ist zudem noch, ob sie den Abriss des Hauses selber bezahlen muss oder ob die Stadt die Kosten übernimmt.

Probleme für Kleingärten

Leerstehende Kaisenhäuser bereiten auch vielen Kleingartenvereinen Probleme. Denn aufgegebene Parzellen mit noch intakten Kaisenhäusern darauf können praktisch nicht mehr neu verpachtet werden. Niemand kann nämlich garantieren, dass die neuen Pächter am Ende nicht für den Abriss aufkommen müssen. Insbesondere im Kleingartengebiet Waller Feldmark stehen daher mehrere verfallene Kaisenhäuser.
Umweltsenatorin Maike Schaefer kündigte jetzt an, dass in diesem und im nächsten Jahr insgesamt 14 Kaisenhäuser abgerissen werden sollen. Jeder Abriss kostet die Stadt laut Schaefer rund 30.000 Euro, bei Häusern mit Asbestbefall sogar deutlich mehr.

Dem CDU-Abgeordneten Martin Michalik geht das nicht weit genug. „Wir wünschen uns, dass die brachliegenden Häuser besser kontrolliert und schneller entfernt werden. Oft dienen sie als illegale Behausungen oder als Unterschlupf für Obdachlose, zum Leidwesen der Kleingärtner.“ Laut Schaefer leben in Kaisenhäusern auch mehr als 100 illegale Bewohner.

Entwicklungsplan

Die Umweltbehörde will bis 2025 einen Entwicklungsplan für Kleingärten erstellen, der auch den Umgang mit verlassenen Kaisenhäusern regeln soll.

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