Die Gestaltung einiger Verteilerkästen stößt auf Entsetzen und Unverständnis bei Anwohnern und Stadtteilpolitik.Foto: Schlie
Verteilerkästen

Glasfaser ja – aber mit Auflagen

Von
Warum die Verteilerkästen Beiräte in den Stadtteilen beschäftigen.

Der Glasfaserausbau in den Bremer Stadtteilen schreitet weiter voran: Nach Schwachhausen und derzeit Barkhof sollen im kommenden Jahr auch im Buntentor und einem Teil Findorffs die Leitungen verlegt werden. Damit das schnelle Internet auch in jedem Haushalt potentiell nutzbar ist, verlegt Wesernetz als Ausbaupartner von Glasfaser Nordwest die Leitungen und stellt neue Netzverteilerkästen auf. 109 sind es in den vier genannten Stadtteilen insgesamt.

Der Neustädter Umwelt- und Bauausschuss befasste sich kürzlich mit den Standorten. Der Zeitplan von Wesernetz sieht einen Start der Baumaßnahmen Anfang Januar vor. In Schwachhausen indes sind die Arbeiten fast abgeschlossen, zufrieden sind Anwohner und Beiratsmitglieder aber nicht gänzlich: „Es ist ein großes Ärgernis“, sagt Beiratssprecherin Gudrun Eickelberg. Gemeint ist die Gestaltung mancher Kästen, wie etwa an der Altmannstraße. Magentapink mit großflächiger Werbung – das kommt nicht gut an. „Werbung im öffentlichen Raum nimmt Überhand. Und nach dem Aufstellen kümmert sich auch niemand mehr um die Kästen und sie vergammeln“, sagt Eickelberg. Zwar habe der Beirat die Kästen genehmigt, über die Gestaltung sei er allerdings nicht informiert worden.

Niemand mehr drum gekümmert

Ralph Saxe, Bürgerschaftsmitglied der Grünen und Fraktionssprecher für Wirtschaft und Verkehr, hat zum Thema eine Berichtsbitte an die Baubehörde gestellt. „Nachdem vor vielen Jahren 900 Kästen für den Breitbandausbau aufgestellt wurden, hat sich niemand mehr darum gekümmert. Das und die großflächige Werbung sind eine Zumutung und Verschandelung des öffentlichen Raums“, sagt Saxe.

Ein weiteres Ärgernis: Man habe sich während der Bauzeit in Schwachhausen auch nicht immer an den Baumschutz gehalten. Saxe rät den Beiräten, das Thema Baumschutz vorab zu klären und will vor den Gefahren für die Bäume warnen. „Wir begrüßen den Glasfaserausbau, es müssen aber die Rahmenbedingungen stimmen und die Genehmigungspraxis überprüft werden“, sagt Saxe im Hinblick auf die Gestaltung und spätere Wartung der Verteilerkästen.

Baumschutz

Was den Baumschutz angeht, so habe Glasfaser Nordwest klare Auflagen, die mit der Stadt festgehalten wurden, sagt Konzernsprecher Tim Bunjes. Wesernetz sei dafür in engem Austausch mit dem Umweltbetrieb Bremen.

In Findorff ist der Ausbau im Bereich Bürgerweide geplant. „Grundsätzlich ist es sehr zu begrüßen, dass es schnell voran geht“, sagt Beiratsmitglied Ulf Jacob. Er – ebenso wie seine Neustädter Kollegen – wundert sich aber darüber, dass immer wieder neue Verteilerschränke aufgestellt werden. „Warum können nicht bestehende Kästen genutzt werden? Und warum müssen sie auf den Bürgersteigen stehen und nicht auf Parkplätzen?“ fragt er. Die öffentlichen Anlagen seien bereits stark belegt und die Barrierefreiheit werde immer weiter eingeschränkt, so Jacob weiter.

Schönere Gestaltung

Die Standorte der Kästen wurden gemeinsam mit dem Amt für Straßen und Verkehr (ASV) gewählt, erklärte Jörn Bredehoft von Wesernetz in der Neustadt, außerdem müssen zwei Meter Platz auf dem Gehweg bleiben, was die Wahl der Plätze einschränke. Auch die Zahl sei nach aktuellem Stand der Technik bereits das absolute Minimum. Allerdings würden alte Kästen irgendwann zurück gebaut. Zudem seien die neuen kleiner und im urbanen Umfeld grau, wie auch Sprecher Bunjes bestätigt. „Wir haben nichts gegen eine schöne Gestaltung und waren auch schon in Gesprächen mit der Kunsthochschule“, sagt Frank Scheper von Glasfaser Nordwest.

Die auffällige Gestaltung einiger Kästen in Schwachhausen habe aber nichts mit dem Ausbau von Glasfaser Nordwest zu tun, sagt Sprecher Bunjes auf Nachfrage. Diese gehören dem Vermarktungspartner Telekom, der auf den Kästen Werbung platziert habe. Eine Anfrage dort blieb allerdings bisher unbeantwortet.

Info

Glasfaser Nordwest ist ein Zusammenschluss der Unternehmen Telekom und EWE. In Schwachhausen wurden 31 Verteilerkästen aufgestellt, 23 kommen im Stadtteil Barkhof, 27 in Findorff und 28 im Buntentor. Dort werden im Zuge der Baumaßnahme außerdem 2,5 Kilometer Stromleitungen und im Buntentorsteinweg 500 Meter Wasserrohr erneuert.

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren...

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner