Die beiden Hebammen Anahid Borna (v.l.) aus dem Iran und Gilia Gheli aus Italien werden von Pflegedienstleiterin Michaela Feldmann unterstützt. Foto: Schlie
Hebammen

Hilfe aus dem Ausland

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Bremer Geburtsstationen suchen weltweit nach Hebammen

Als Anahid Borna nach Deutschland kam, konnte sie die Sprache nicht. In ihrer Heimat im Iran hatte sie bereits 20 Jahre als Hebamme gearbeitet. Doch sie war gegen das Regime dort und flüchtete nach Deutschland.

Jetzt arbeitet Borna im Klinikum Nord als Hebamme und spricht auch Deutsch. Hier musste sie allerdings noch einmal die Hebammen-Ausbildung durchlaufen. „Es hat gedauert, die Auflagen der Behörden zu erfüllen, um in Bremen als Hebamme arbeiten zu könne“, erklärt Pflegedienstleiterin Michaela Feldmann. „Es ist bekannt, dass wir einen Mangel an Fachkräften haben.“

Hilfe bei Integration

Deshalb setze der Klinikverbund Gesundheit Nord (Geno), zu dem das Klinikum Nord gehört, verstärkt auf ausländische Hebammen. Es gibt sogar extra eine Arbeitskraft, der bei der Integration hilft, beispielsweise bei der Wohnungssuche.

In einem Anerkennungspraktikum über nicht ganz zwei Jahre bewies Borna, dass sie über alle nötigen Kenntnisse verfügt. „Noch macht mir die Sprache manchmal Probleme, aber die Frauen, die ich betreue, wissen: Ich arbeite mit dem Herzen. Hebamme sein ist meine Berufung“, sagt die 52-Jährige, die mittlerweile die deutsche Staatsbürgerschaft hat.

Anerkennung des Berufs

Das Anerkennungspraktikum von Borna war so erfolgreich, dass das Klinikum Nord dies nun mit einer Hebamme aus Indonesien weiterführt.
Auch die Klinik St. Joseph-Stift bietet dieses Praktikum an. „Seit dem 1. Oktober arbeitet eine albanische Hebamme bei uns, die hier ihren praktischen Einsatz im Kreißsaal und auf unserer Wochenstation für die Anerkennung ihres Examens in Deutschland absolviert“, sagt Kliniksprecher Maurice Scharmer. „Eine weitere Hebamme aus dem Iran wird nach Erteilung ihrer Arbeitserlaubnis demnächst bei uns im Kreißsaal beginnen.“

Bei italienischen Hebammen ist es einfacher: „Diese brauchen kein Anerkennungspraktikum, ihre Ausbildung wird bei uns akzeptiert. Nur ein gewisses Sprachniveau müssen sie nachweisen“, erklärt Feldmann. Insgesamt gibt es bei der Geno sieben Hebammen aus Italien.
Eine davon ist Gilia Gheli. „In Italien ist es anders als in Deutschland. Dort gibt es wenig Arbeitsmöglichkeiten für Hebammen.“ Deshalb gingen viele nach Deutschland.

Mehr Verantwortung

Auch das Krankenhaus Diako Bremen beschäftigt drei Hebammen aus Italien, eine Hebamme aus dem Iran und eine aus Armenien. Im St. Joseph Stift arbeiten neben der Anerkennungspraktikantin noch fünf Hebammen aus Italien und zwei aus Bulgarien.

„Hier in Deutschland habe ich mehr Verantwortung als in Italien. Das finde ich gut“, sagt Gheli, die seit April 2020 in Bremen lebt. Die italienischen Hebammen werden häufig über Organisationen vermittelt. „Ausländische Hebammen einzustellen ist eine Art, um an genügend Fachkräfte heranzukommen, sagt Feldmann. „Und nicht nur die Kliniken, sondern auch die Hebammen profitieren davon.“

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