Die Gemeinde Ganderkesee gibt die Preissteigerungen der Catererer nun an die Eltern weiter. Ein neues Soforthilfeprogramm vom Land stimmt jedoch hoffnungsvoll. Foto: Pixabay
Schule & Bildung

Mehr fürs Mittagessen

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Monatliche Pauschalen in Kitas um bis zu 36 Prozent erhöht

Seit diesem Monat müssen Eltern für das Mittagessen in den Kitas der Gemeinde tiefer in die Tasche greifen. Um 36 Prozent ist die monatliche Pauschale für Krippenkinder gestiegen und zwar von 44 auf 60 Euro. In den Kindergärten sind 68 Euro statt zuvor 54 Euro fällig und im Hort stiegen die Gebühren von 56 auf 70 Euro. „Überdurchschnittlich hoch“ nennt die FDP-Fraktion die Gebührenerhöhung, die den Eltern Ende September mitgeteilt worden war. Die Freien Demokraten hatten eine Staffelung beantragt, mit einer ersten Steigerung zum 1. Januar 2023 und einer zweiten zum 1. Januar 2024. Denn die prozentuale Erhöhung liege weit über der aktuellen Inflationsquote und belaste die Familien „weit über dem zumutbaren Maße“.

Der Antrag auf eine Staffelung wurde abgelehnt

So lag das Thema jetzt auf dem Tisch des Ausschusses für Schulen, Bildung und Kultur – über den Antrag jedoch wurde nicht verhandelt. Es gab nur eine Mitteilungs- und keine Beschlussvorlage. Grund laut Bürgermeister Ralf Wessel: Es handelt sich um ein sogenanntes Geschäft der laufenden Verwaltung. Sprich: eine Routineangelegenheit, die von der Verwaltung erledigt werden kann und die nicht eines Fachausschusses bedarf. Ein Antrag der FDP, dennoch darüber abzustimmen, wurde mehrheitlich abgelehnt. „Irritiert“, zeigte sich Eike Brakmann. „Wir sind für kostendeckende Gebühren, aber es geht um die Planbarkeit“, so der FDP-Ratsherr und Ortsverbandsvorsitzende. Und vier Wochen Vorlauf seien zu wenig.

Auch dem Gemeindeelternrat schmeckt das Vorgehen so gar nicht. Der Unmut war im Ausschuss, bei dem einige Vertreter zugegen waren, deutlich zu spüren. „Die Ankündigung kam sehr kurzfristig. Wir brauchen eine Planungsgrundlage“, meinte Lara Molde aus dem Vorstand. Schriftlich werden die Sorgeberechtigten darauf hingewiesen, dass die Gemeinde die monatliche Pauschaule im Falle von Preissteigerungen durch die Lieferanten anpasst.

Gemeinsames Essen ist ein soziales Unterfangen

Eine Gebührenerhöhung von über 30 Prozent in einem Schritt sei sozial unverträglich. Darüber hinaus sei mit dem gemeinsamen Essen auch ein Bildungsauftrag verbunden. Es gehe um Esskultur und ein Miteinander. Zudem sei der Verweis auf das Bildungs- und Teilhabepaket zu kurz gedacht. In den Kitas der Gemeinde nehmen laut Verwaltung derzeit rund 820 von 1.130 Kindern an der Mittagsverpflegung teil. Nur 18 Familien werden aktuell die Kosten erstattet, weitere acht könnten eine Übernahme beantragen.

Die erhöhten Preise würden „plötzlich auf die Schultern der Eltern verteilt“, so Molde weiter, „und das in einer Gemeinde, die sich als familienfreundlich bezeichnet.“ Der Gemeindeelternrat plädierte ebenso wie die FDP für ein Verschieben und Staffeln.

Die Inflation hat Auswirkungen auf alles

Erster Gemeinderat Matthias Meyer erklärte, dass es durch die dynamischen Entwicklungen der vergangenen Monate häufig zu Preissteigerungen gekommen sei und die Caterer ihre erhöhten Kosten selbst nur zwei bis vier Wochen vorher ankündigen würden. Ein Vorlauf von vier Wochen für die Eltern sei noch angemessen. Tatsächlich haben die Lieferanten nach Angaben der Verwaltung seit 1. April stetig ihre Preise aus bekannten wirtschaftlichen Gründen erhöht, was aus dem Budget der Kitas heraus aber noch abgefedert werden konnte. Doch dies sei nicht mehr möglich, die veränderten Preise werden nun weitergegeben.

„Das ist Praxis schon seit Jahren“, wie Bürgermeister Wessel betonte. Eine Praxis, die auch keineswegs die Familienfreundlichkeit der Kommune infrage stelle. Er und Meyer hätten schon fast alle Einrichtungen besucht, und man kenne die Probleme. Auch sei schon viel investiert worden, unter anderem in eine Erhöhung der Verfügungsstunden, Gebäudesanierungen und technische Ausstattungen.
Ein „Lichtblick“ ist nun ein neues Soforthilfeprogramm der Landesregierung, auf das der fraktionslose Ratsherr Martin Faqeri hinwies. Dabei sind auch Zuschüsse für die Verpflegung in Kitas und Schulen vorgesehen.

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