Foto: Konczak |
Schon die Avantgarden der 60er und 70er Jahre haben es den Ausstellungsbesuchern nicht leicht gemacht. Mut zur Aufgeschlossenheit braucht man zurzeit auch bei einem Besuch der Städtischen Galerie Delmenhorst.
Zugegeben: Die raumfüllenden und raumübergreifenden Stahlkonstruktionen des Bildhauers Thomas Rentmeister sind erstaunlich. Die Erkenntnis zu den Objekten kommt nicht zuletzt bei einem Hinweis auf den Titel „Hostal“, denn immerhin befindet sich die Ausstellung im Haus Coburg – der ehemaligen Arztpraxis von Dr. Hermann Coburg und nun Kunststätte für Verblüffendes.
Stahlkonstruktionen, Nutella und Penaten-Creme als Teil der Installation
Das Haus regte Thomas Rentmeister dazu an, die Historie der Villa nahezu brachial auf die vorhandenen geometrischen Strukturen anzuwenden und der Geschichte des Gebäudes irritierenden Ausdruck zu verleihen. Das „Hostal“, eine Mischung aus Hostel und Hospital, findet sich insbesondere in der hochbettartigen Stahlkonstruktion mit Matratzen, einem gigantischen Nutella-Klumpen, der, abgesehen von seinem unwiderstehlichen Schokoladenduft, eher an unschöne Hinterlassenschaften erinnert, und matschige Penaten-Creme Haufen wider.
Als Patient eins bis vier bezeichnet der Bildhauer Keramikskulpturen, die optisch an Schneebälle und Schneemänner mit Karottennasen erinnern. Eine Art „clowneskes“ Pendant zu dem versperrenden Stahl mit seiner rostigen, aber samtig-warm wirkenden Oberfläche, wie Rentmeister erklärt.
Minimalistische und humorvolle Skulpturen
Minimalistisch und humorvoll (wenn man möchte) geht es im oberen Stockwerk der Galerie weiter. Dort findet der Besucher unter anderem eine weiße filigrane Skulptur vor, die der Künstler aus Kunststoffrohren gefertigt hat. Die Rohre sind mit Watte und Mullbinden umwickelt und fügen sich poetisch-stimmig in den Raum ein.
Materialien des Alltags in ungewöhnlicher Konstellation
Die geometrischen Strukturen und die Prinzipien der Wiederholung greift Rentmeister bei seinen Papierarbeiten auf, die in der Remise des Haus Coburgs zu sehen sind. Ob Kringel, die von Bleistiften abgespitzt wurden, bunte Bleistiftspitzen, schwarze Klebepunkte oder ein Metallring, der mit Tesafilm fixiert und grauer Bleistiftschraffur zu einer Art runder „Skyline“-Ansicht von oben wird – auch hier lassen sich Materialien des Alltags in ungewöhnlicher Konstellation entdecken.
Gefördert wird die Ausstellung von der Niedersächsischen Sparkassenstiftung, der LzO-Stiftung Kunst und Kultur sowie dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur. Zur Schau gibt es zudem ein umfangreiches Begleitprogramm.
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