Claudia und Andreas haben sich mit „Feuer und Flamme“ gesucht und gefunden. Foto: privat |
Für Menschen mit Behinderung ist es oft nicht einfach, einen Partner oder neue Freunde zu finden. Die Kontaktbörse „Feuer und Flamme“ unterstützt sie dabei und hilft ihnen, jemanden zu finden, der zu ihnen passt. Ins Leben gerufen wurde sie in Bremen-Lesum, in der Stiftung Friedehorst.
Claudia Michalski und Andreas Winter haben sich über „Feuer und Flamme“ kennen und lieben gelernt. Michalski lebte zu der Zeit in einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung in Bremen-Horn. Vor zwei Jahren wurde aus den beiden ein Paar, Michalski zog zu Winter nach Friedehorst. Seit einem Jahr sind sie verlobt.
Die Idee zu „Feuer und Flamme“ kam im Rahmen eines Frauenabends im Freizeittreff der Stiftung Friedehorst auf. „Einige Bewohnerinnen fragten mich, wie ich einen Partner kennen lerne“, berichtet Ute Osterloh, Leiterin des „Freizi“. Zunächst begann alles mit der Organisation eines Discoabends in der Großraumdisco Arena für Menschen mit Behinderung. „Dort trauten sich aber viele nicht, andere anzusprechen. Also haben wir vor fünf Jahren die Kontaktbörse ins Leben gerufen“, so Osterloh weiter.
Kurzsteckbriefe als Liebespost
In einem ersten Gespräch füllen der Interessent und Osterloh gemeinsam einen Steckbrief aus. Darin werden Fragen wie „Suchen Sie eine Partnerschaft oder Freundschaft?“, „Suchen Sie einen Mann oder eine Frau?“, zur Entfernung, die zurück gelegt werden kann sowie ob man Unterstützung braucht beantwortet. „Nur ich komme an diese Daten, sie liegen ständig unter Verschluss. Es gibt außerdem eine beiderseitige Schweigepflichtserklärung“, so Osterloh weiter.
Um die Interessenten zu schützen, verzichtet „Feuer und Flamme“ bewusst darauf, die Kontaktbörse über das Internet zu betreiben. „Man muss volljährig sein. Ein gesetzlicher Betreuer sowie eine Vertrauensperson dürfen natürlich bei dem Gespräch dabei sein“, erklärt die Freizi-Leiterin weiter.
Im Gespräch versucht Osterloh schließlich, etwas über die Hobbys und Vorlieben der Klienten heraus zu finden. Dann beginnt die Suche: Diese führt Osterloh händisch durch. „Natürlich habe ich oft schon jemanden im Hinterkopf, aber ich muss jeden Steckbrief durchgehen und schauen, ob es passen könnte.“ Findet sie jemanden, leitet sie den Kurzsteckbrief an den Interessenten weiter, oft per Post – wie eine Art Liebesbrief. „Wenn beide ja sagen, gebe ich die Telefonnummer weiter. Den nächsten Schritt müssen sie dann selber machen. Ich gebe ihnen aber mit auf den Weg, sich nicht zu früh zu verabreden“, so Osterloh.
Über die Grenzen Bremens hinaus
Inzwischen haben sich rund 190 Personen mit körperlicher und geistiger Behinderung bei „Feuer und Flamme“ angemeldet. Davon leben 45 in Friedehorst, der Rest in anderen Bremer Stadtteilen und umzu. Zwei Drittel sind Männer. „Sie trauen sich eher. Leider macht es das Vermitteln viel schwieriger“, bemerkt Osterloh.
46 Paare haben sich in den fünf Jahren, seit „Feuer und Flamme“ existiert, gefunden. Den Betreuern und Osterloh selbst fällt auf, dass die Klienten sich nach ihrer Anmeldung schneller öffnen, ihr Selbstwertgefühl steigt.
Fachleute für das Thema Sexualität
Zum „Kuppel“-Konzept gehören auch die zweimal jährlich stattfindenden Discoabende sowie das „Flirt-Café“ – ein Speed Dating für Menschen mit Behinderung. Dieses richtet das „Freizi“ in Zusammenarbeit mit pro familia und dem Martinsclub aus. „Mit pro familia haben wir Fachleute für das Thema Sexualität dabei“, so Osterloh weiter. Am wichtigsten bei all diesen Projekten sei allerdings, dass die Interessenten selbst entscheiden müssen und dürfen, „auch wenn manchmal die Eltern dagegen sind“, so Osterloh weiter.
Inzwischen braucht sie Hilfe bei der Bewältigung der Anfragen für „Feuer und Flamme“. Dafür sucht sie einen Ehrenamtler, der ihr beim katalogisieren hilft und die Telefonate übernimmt. „Es ist schwer, keinen Spaß an der Aufgabe zu haben“, sagt die Freizileiterin.
Wer sich für die Aufgabe, die Kontaktbörse oder das Flirt-Café interessiert, findet alle Infos unter www.friedehorst.de im Netz. Osterloh besucht interessierte Einrichtungen auch persönlich, um „Feuer und Flamme“ vorzustellen.