Machen sich schon mal warm (v. l.): Wolfgang Etrich (Volksbank), Musikschulleiter Michael Müller, Dirigent Adrian Rusnak und Ümit Akbulut von der „Haarwerkstatt“. Foto: Konczak
Schon lange war das Programm geplant. Unter dem Titel „Weites Russland“ präsentiert die Konzert- und Theaterdirektion (KuT) am kommenden Montag, 21. März, zum vierten Mal ein Frühlingskonzert mit dem Städtischen Orchester Delmenhorst der Musikschule der Stadt Delmenhorst (MSD).
52 Musiker
52 Musiker nehmen die Besucher im Theater „Kleines Haus“ mit auf einen fulminanten Streifzug durch Höhepunkte der Klassik, mit Werken von Peter Tschaikowsky, Sergej Rachmaninow und Modest Mussorgsky. Beginn ist um 19.30 Uhr.
„Bei der Planung war die Situation noch eine andere, es hat sich viel verändert“, sagt MSD-Leiter Michael Müller. Doch weder für ihn noch für das gesamte Team stand eine Änderung angesichts des russischen Einmarschs in die Ukraine zur Debatte.
„Ihr seid mutig. Das kann man doch nicht mehr machen“, bekam Müller zu hören. Andere Theater nahmen gar russische Stücke aus dem Programm. „Putin ist nicht Russland und er ist nicht die russische Kultur. Es gibt auch nicht den Russen“, betont Müller.
Russland habe „ausgezeichnete Musik“
Russland habe „ausgezeichnete Musik“, die auf der ganzen Welt geachtet sei. „Die Komponisten können nichts für die derzeitige Situation“, so der MSD-Leiter. „Wir können auch nicht warten, bis alles vorbei ist, oder nur in Schwermut versinken. Es herrscht auch anderswo Krieg. Dieser betrifft uns bislang nur peripher. Wir können uns über die Musik mit der Situation auseinandersetzen.“
Auch manche russische Komponisten seien zeitlebens geflohen oder wurden unterdrückt, erklärt Adrian Rusnak, Dirigent des Städtischen Orchesters und selbst gebürtig aus der Ukraine. Rachmaninow floh nach der Oktoberrevolution in die Schweiz und in die USA, Tschaikowsky musste seine Homosexualität geheim halten.
Bekenntnis zur russischen Musikkultur
Auch für Rusnak, der sechs Jahre in Kiew lebte, stand das geplante Programm nie infrage. So soll das Konzert vor dem Hintergrund der aktuellen Situation nicht zuletzt ein Bekenntnis zur russischen Musikkultur sein.
Festlich eingestimmt werden die Besucher mit Tschaikowskys Polonaise aus seiner Oper „Eugen Onegin“. Der Förderpreis des Orchesters, gestiftet von KuT-Chefin Ulrike Thümmel, geht an den 17-jährigen Saxophonisten David Patyra vom Institut für Frühförderung an der Musikhochschule Hannover. Er beweist sein Können mit der Introduktion und dem Rondo capriccioso von Camille Saint-Saens.
Förderpreis für David Patyra
Zum ersten Mal in Delmenhorst wird anschließend das 3. Klavierkonzert von Rachmaninow erklingen, das als eines der schwersten seiner Gattung gilt. Im zweiten Teil wagt sich das Orchester an Mussorgskys Zyklus „Bilder einer Ausstellung“, bis heute Inbegriff der Programmmusik und eine Herausforderung für die 52 Musiker und ihren Dirigenten. Er vermittelt den Eindruck eines Rundgangs durch eine Ausstellung mit Werken von Viktor Hartmann.
Gipfel der Komposition ist laut Müller der würdevolle Satz „Das große Tor von Kiew“. „Wir wollen kein politisches Zeichen setzen“, betont Müller. Vielmehr solle die Musik sprechen. Unter den Musikern sind übrigens auch Ukrainer und Russen.
vorgeschaltete Akademie
Für das Orchester wird es wieder eine vorgeschaltete Akademie geben in Form von zwei Fortbildungstagen unter der Leitung namhafter Orchestermusiker. Als Sponsoren sind die Volksbank Delmenhorst-Schierbrok, die EWE-Stiftung, die Dr. Hildegard Schnetkamp-Stiftung, der Rotary Club, Bäcker Becker und die „Haarwerkstatt“ von Ümit Akbulut mit dabei.
Karten gibt es zum Preis von 23 bis 27 Euro bei der Konzert- und Theaterdirektion
