Sie zeichnet, er schweißt: Iris-Sabine Langstädtler und ihr Ehemann Matthias Langstädtler wollen Radfahrer von Schmerzen befreien.Foto: Schlie
Freibeik

Zeichnung zum Frühstück

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Nach ihrem Auftritt in der Höhle der Löwen geht die Firma Freibeik der Familie Langstädtler durch die Decke.

In der Ecke hängt ein Skelett an einem Ständer, an der Wand eine Karte mit der Zeile „The Human Skeletion“, und auf dem Tisch liegt ein Buch über die „Biomechanik der menschlichen Gelenke“. „Die Kunden klagen über Schmerzen im Rücken“, sagt Iris-Sabine Langstädtler. Das ließ die Einzelhandelskauffrau nicht ruhen. Fünf Jahre lang tüftelte sie an einer Lösung, meist nachts.

Ihr Mann Matthias Langstädtler, Zweiradmechaniker, betreibt in Sebaldsbrück das Fahrradgeschäft „Bike & Wheels“. Im Herbst, wenn die Radsaison endet, räumt er mit seiner Frau Laden und Werkstatt auf. „Als ich die Ecke mit den Satteln sah, fragte ich mich: Wie viele Sattel wollen wir uns noch zulegen, bis unsere Kunden zufrieden sind“?, erzählt Iris-Sabine Langstädtler.

Starrer Sattel

Das Problem: Der Sattel auf dem Fahrrad bewegt sich nicht. „Diese Starrheit“, erklärt sie, „lässt keine Bewegung des Rückens zu“, und kann so Schmerzen verursachen. Doch wie den Sattel beweglich machen und doch sicher?

„Ich habe mich nachts hingesetzt mit Papier, Bleistift und Radiergummi“, sagt Iris-Sabine Langstädtler. „Wenn mein Mann morgens aufstand, lag auf seinem Frühstücksbrett die neueste Zeichnung, die sollte er umsetzen“, sagt seine Frau. 2015 begann sie damit, 2020 ließ sie die ersten Gelenke in einer Kleinserie produzieren. Sie können nachträglich montiert werden und ermöglichen es, dass sich der Sattel um 15 Grad in jede Richtung bewegen kann.

Ersten Gelenke ausverkauft

2021 präsentierte sie ihre Erfindung in der „Höhle der Löwen“, der Gründershow des Fernsehsenders Vox. Am vergangenen Montag wurde die Sendung ausgestrahlt. Wenig später waren die ersten Gelenke ausverkauft.

Wie viele Exemplare weggingen, kann oder will die Erfindern nicht sagen. „Das müsste ich auch erst absprechen“, sagt sie. Denn den Verkauf organisiert nicht mehr sie, sondern die Unternehmer Ralf Dümmel und Carsten Maschmeyer.

40 Prozent Anteile

Beide waren in der Sendung so begeistert von dem Gelenk, dass sie der Erfinderin insgesamt 190.000 Euro zusagten. Dafür wollten sie aber zusammen 40 Prozent an dem Unternehmen Freibeik, das Iris-Sabine Langstädler 2020 eigens für ihre Erfindung gegründet hatte. Jetzt hält die Familie daran noch 60 Prozent.

Über seine DS Gruppe kümmert sich Dümmel auch um die Produktion. „Die Hersteller sind in der ganze Welt, manche näher dran, andere weiter weg“, erläutert die Erfinderin. Auch hier will oder kann sie nicht mehr sagen.
Lieber berichtet sie über ihre nächste Idee: ein Gelenk, das auch 150 Kilogramm aushält. Bisher kann es nur mit maximal 100 Kilogramm belastet werden.

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