Kümmert sich nicht viel um gesellschaftliche Normen: Der junge Mozart (Mattes Lambertus, Mitte) ist just dabei seine spätere Gemahlin Constanze (Elena Razetti) zu bespringen. Salieri (Oliver Kohlmann) schaut entgeistert zu. Foto: Roskamp
Lilienthal

Duell der Musiktitanen

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Bei der Freilichtbühne Lilienthal läuft derzeit „Amadeus“ / Herausragende Schauspielleistungen

Wie eine dunkle Wolke erhebt sich Antonio Salieri (Oliver Kohlmann) aus seinem Sessel und führt die Zuschauer in die Welt des Stückes Amadeus ein. Hat er, anerkannter und beliebter Hofkapellmeister Salieri, das Ausnahmetalent Wolfgang Amadeus Mozart (Mattes Lambertus) in den Tod getrieben, ihn umgebracht? Dieser Frage stellt sich das Stück „Amadeus“ aus der Feder Peter Shaffers, das am Freitag, 24. Juni, an der Freilichtbühne Lilienthal, Höge 2, Premiere feierte.

Kohlmann legt seinen Salieri mit lebhaftem Mienenspiel und bombastischer Stimme an. Der Musiker steht in der Gunst des Kaisers (Dieter Klau-Enken) und sieht sich selbst als gottesfürchtig. Doch mit dem Auftritt Mozarts, der im quietschbunten Rock seine spätere Gattin Constanze (Elena Razetti) bespringt, während Salieri entsetzt vom Sessel aus zusieht, gewinnen Neid und Hass einen immer größeren Platz im Leben des Italieners.

Forderndes Stück gemeistert

Mit dem Stück hat sich Regisseur Bernd Schröter einen echten Brocken aufgeladen. „Amadeus“ funktioniert in der in Lilienthal gebotenen Inszenierung nur, wenn Salieri von einem echten Könner gespielt wird. Die Rolle führt die Zuschauer im Grunde über zweieinhalb Stunden lang durch die eigenen Erinnerungen und verlässt somit als Fremdenführer die Bühne nicht. Gut, dass Schröter auf Kohlmann setzen kann, der uneingeschränkt überzeugt. Mal charmant, mal schmierig aber immer ein Berg der Präsenz ist der Schauspieler.

Gut ergänzt er sich auch mit seinem Gegenspieler, dem Wunderkind Mozart, den Lambertus voller derartigem Panache verkörpert, dass die Zuschauerreihen bei der Premiere in wahrhaftige Lachorgien ausbrachen.

Natürlich ist „Amadeus“ nicht nur ein komisches Stück, es gibt allerlei Gelegenheit, damit der sprichwörtliche Kloß im Hals des Zuschauers stecken bleibt. Besonders das spätere Elend der Familie Mozart ist eine Symphonie der Verzweiflung.

Die beeindruckenden Kostüme und das zurückhaltende Bühnenbild tun ihr übriges, damit man sich in der Welt von „Amadeus“ verlieren kann.

Weitere Aufführungen gibt es am 30. Juni, 1., 6., 8., 15. und 16. Juli, am 18., 25., 26. und 31. August sowie am 2., 7. und 9. September. Aufführungsbeginn ist jeweils um 20 Uhr. Weitere Infos und Karten unter fblilienthal.de im Internet.

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