Männliche Akte zu sehen in der Kunsthalle Bremen. Foto: Schlie Männliche Akte zu sehen in der Kunsthalle Bremen. Foto: Schlie
Männliche Akte

Der bewegte Mann

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Die Bremer Kunsthalle zeigt ab heutigem Mittwoch im Kupferstichkabinett nackte Männer auf Papier.

Obwohl der männliche Akt ein zentrales Kunstthema seit der griechischen Antike sei, dominiere in den Museen der nackte, weibliche Körper – ein Umstand, der Kuratorin Christine Demele zu der neuen Ausstellung „Manns-Bilder – Der männliche Akt auf dem Papier“ inspirierte, die am heutigen Mittwoch in der Kunsthalle eröffnet wird.

In der Kunst ist der nackte männliche Körper in all seinen Facetten zu finden: Antike Helden mit athletischen Körpern, christliche Märtyrer in schmerzverzerrter Pose, lässige Badende und Freizeitsportler, klassische Aktmodelle und Selbstbildnisse. Die Ausstellung zeigt diese Bandbreite von Darstellungen vom ausgehenden 15. bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts.

Im Fokus stehen zeitlose Fragen nach Schönheit und Männlichkeit – insgesamt werden mehr als 70 Zeichnungen und Druckgraphiken aus dem Bestand der Kunsthalle in den beiden Studiensälen des Kupferstichkabinetts ausgestellt, darunter selten gezeigte Schätze. Dabei spielt sowohl der Blick von Männern wie Albrecht Dürer, als auch von Frauen wie Paula Modersohn-Becker eine Rolle.

Sieben unterschiedliche Perspektiven

Die Ausstellung in den beiden Studiensälen des Kupferstichkabinetts gliedert sich in sieben Kapitel, darunter erotische Renaissancegrafik, mythologische Akte, christliche Themen, Allegorien, Aktstudien und Selbstbildnisse, Badende und Sportler sowie bewegte Körper.

Das Zeichnen nach dem lebenden Aktmodell gehörte lange zur künstlerischen Grundausbildung. Die Tradition des Aktzeichnens verbreitete sich ab der Renaissance im 15. Jahrhundert von Italien aus. Doch angehende Künstler mussten sich dafür erst qualifizieren, indem sie sich im Zeichnen nach Vorbildern wie beispielsweise antiken Statuen sowie im Zeichnen nach „toten Plastiken“, also nach von nackten Menschen abgenommenen Gipsmodellen, übten.

Erst dann durften sie zur Königsdisziplin – dem Zeichnen nach dem lebenden Aktmodell – übergehen. Da es Berufsmodelle noch nicht gab, dienten Werkstattmitarbeiter, Familienangehörige, Arbeiter oder Badehausbesucher als Modelle.

Frauen durften erst im 20. Jahrhundert Akte malen

Bis in die Moderne hatten Kunstakademien das Monopol auf den Unterricht im Aktzeichnen. Dies bedeutet vor allem, dass Frauen vom Zeichnen nach dem lebenden Modell ausgeschlossen waren. Denn sie wurden bis in das 20. Jahrhundert an staatlichen Akademiebetrieb in der Regel nicht zugelassen.

Noch Paula Modersohn-Becker konnte als Frau nur an privaten Kunstschulen Malerei studieren, in denen sie um 1900 in Berlin und Paris immerhin auch nach männlichen Aktmodellen zeichnen durfte.

Mehr Infos zu der Ausstellung, die noch bis zum 6. November zu erleben ist, gibt es unter kunsthalle-bremen.de

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