Maja von Glan und ihr Kollege patrouillieren auf dem Freimarkt. Wer sich orientierungslos, bedrängt oder einfach unwohl fühlt, kann die Awareness-Teams ansprechen.Foto: Schlie
Freimarkt

Mit Gespür für Mitmenschen

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Wie das neue Achtsamkeits-Team auf dem Freimarkt den Besucher hilft.

Ihre lila Westen fallen auf, wenn Maja von Glan und ihr Kollege über den Freimarkt laufen – ganz offiziell mit Dienstausweis und Funkgerät. Doch viele Besucher wissen noch nicht, was die Menschen in den lila Westen machen, die neben Sanitäts- und Sicherheitsdiensten dort patrouillieren.

Das sogenannte „Awareness-Team“ (deutsch: Achtsamkeits-Team) ist allein für die Betreuung Hilfe suchender Personen auf dem Volksfest zuständig und dieses Jahr das erste Mal vor Ort. Gestellt wird das Awareness-Team von dem Sicherheitsdienst l‘Unità Security. „Wir helfen Menschen, die auf dem Freimarkt überfordert sind, orientierungslos oder jemanden verloren haben“, erklärt von Glan, die bei l‘Unità Security unter anderem für die Koordination zuständig ist. Also all die Aufgaben, die Security oder Schausteller nicht leisten können. Auch gehe es um Menschen, die sich bedrängt, verfolgt oder belästigt fühlen.

Immer in Zweier-Teams

„Wir bringen die Leute vom Gelände oder rufen für sie jemanden an“, erklärt von Glan. Immer in Zweier-Teams patrouilliert das Awareness-Team täglich ab späten Nachmittag das Gelände – so wie nun von Glan mit ihrem Kollegen. Während der Runde über den Freimarkt sind die beiden aufmerksam, schauen sich um. „Wir laufen immer gegen den Strom, um die Menschen besser im Blick zu haben“, sagt von Glan.
Die intern geschulten Mitarbeitenden sind oft Erzieher oder aus dem Gebiet der Sozialen Arbeit oder der Psychologie. „Also diejenigen, die eh schon ein Gespür für Menschen und Räume haben“, erklärt die 27-Jährige.

Sie gehen gezielt auf Leute zu, fragen nach ihrem Wohlbefinden. „Wir gucken auch in Ecken, zum Beispiel zwischen den Karussells oder Toiletten, dort ziehen sich die Menschen gerne zurück.“ Sie greifen aber nicht vorschnell ein – helfen nur, wenn Hilfe auch gewünscht ist. Ab und zu werden die Teams aber auch nur nach dem Weg gefragt.

Hilfe anbieten

Zwischendurch geht immer wieder von Glans Funkgerät. Die Zweier Teams, von denen eine Person immer weiblich ist, halten sich auf dem Laufenden. „Wir sind immer zwischen acht und zehn Leuten. Ein Team ist am Container, der Rest auf dem Gelände“, erklären die beiden. Bis zu 30.0000 Schritte machen die Teams auf einer Tour. „Die Wochenenden sind aufgrund des Alkoholkonsums arbeitsintensiver“, erklärt von Glan. Vor allem, wenn die Zelte schließen, sei viel los. „Wir schauen, dass niemand zurückbleibt, ob jemand Hilfe beim Wegkommen braucht. Dann bringen wir sie zum Beispiel zum nächsten Taxi oder zur Straßenbahn.“

Auch sei es schon vorgekommen, dass Personen sich beim Awareness-Team gemeldet haben, die bedroht oder belästigt worden sind. Das bestätigt auch das Wirtschaftsressort, die l‘Unità Security engagiert haben: „Die Teams haben deeskalierend auf Streitsituationen unter Paaren eingewirkt oder zum Beispiel die Sanitätskräfte unterstützt, indem sie orientierungslosen, alkoholisierten Besucher behilflich waren“, sagt Sprecherin Kristin Viezens.
„Vor allem als weibliche Person kenne ich das Gefühl, sich nicht sicher zu fühlen. Und das muss nicht sein“, betont von Glan. Auf so großen Veranstaltungen gebe es viel zu viele Übergriffe und für Betroffene keine Struktur. Ihr Ziel: Dass sich die Menschen auf großen Veranstaltungen wohlfühlen. „Wir haben schon viele positive Rückmeldungen bekommen. Auch, dass Menschen uns schon eher gebraucht hätten, weil ihnen schon mal etwas passiert ist und sie damit allein waren.“

Zeit für Probleme

Die beiden hoffen, dass auf den nächsten Veranstaltungen sich das Konzept noch weiter etabliert. Auf der Breminale in diesem Jahr waren sie auch schon und im Viertel sind sie regelmäßig unterwegs.

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