Kinderärztin Mirjam von Bibra kümmert sich um neugeborenen Zwillinge. Für die Mutter war es überraschend. Sie wusste nicht, dass sie mit Zwillingen schwanger war. Foto: pv
Ärzte ohne Grenzen

Lebkuchen in der Karibik

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Warum eine Kinderärztin aus Bremen sechs Monate lang in Haiti arbeitet.

Dort arbeiten, wo Menschen medizinische Hilfe benötigen – davon träumte Mirjam von Bibra schon im Studium. Jetzt ist die Bremer Kinderärztin bereits zum zweiten Mal für die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ im Einsatz.

Seit November arbeitet die 37-Jährige in Haiti. Das Land in der Karibik hat nicht nur traumhafte Strände, sondern ist auch durch extreme Armut geprägt. „Hier haben wir in den vergangenen Wochen eine neue Geburtsklinik aufgebaut, die jetzt eröffnet worden ist“, erklärt von Bibra. „Zuerst war es eine Menge Planung, Strukturen schaffen und Schulungen für das Personal, aber jetzt können wir endlich behandeln.“

Bedarf ist da

Von Bibra arbeitet auf der Neugeborenenstation. „Typische Krankheitsbilder sind Neugeboreneninfektionen an erster Stelle, Frühgeburtlichkeit, Sauerstoffmangel um die Geburt herum, seltener Fehlbildungen, Neugeborenengelbsucht oder Unterzuckerung“, zählt von Bibra auf. Ein weiterer wichtiger Teil sei auch die Aufklärung über Krankheiten und Impfungen. Obwohl die Klinik erst vor einigen Tagen eröffnet worden sei, seien fast alle Betten belegt. „Der Bedarf ist also da“, weiß die Kinderärztin.

Für ihren zweiten Aufenthalt mit „Ärzte ohne Grenzen“ hat von Bibra den Zeitraum angegeben, in dem sie verfügbar ist. „Dann guckt die Organisation, welche Person zu welcher Stelle passt. Mir wurde dann Haiti vorgeschlagen“, erklärt sie. 2021 war sie bereits in der Zentralafrikanischen Republik.

Flexibel und teamfähig

Wichtige Eigenschaften, die man ihrer Meinung nach für den Job mitbringen müsse, seien Flexibilität und Teamfähigkeit. „Außerdem sollte man bereit sein, sich auf andere Begebenheiten als zu Hause einzulassen“, rät die Ärztin, die noch bis Mai in der Karibik bleibt.
Mit ihr arbeiten noch 16 weitere Kolleginnen und Kollegen von den „Ärzten ohne Grenzen“ auf Haiti. „Wir kommen aus sehr verschiedenen Ländern, wie zum Beispiel Burundi, Belgien, Kanada oder Spanien.“

Die Ärzte wohnen zusammen wie in einer Art Wohngemeinschaft. „Wir kochen zusammen, spielen Spiele oder gehen an den Strand. Aber jeder hat auch sein eigenes Zimmer, in das man sich zurückziehen kann“, sagt von Bibra.

Weihnachten zusammen feiern

Für sie sei es spannend, mit Menschen aus der ganzen Welt zusammenzuleben – gerade jetzt zur Weihnachtszeit. „Wir verhandeln gerade, was wir zu Weihnachten essen, weil jeder da andere Bedürfnisse von zu Hause hat“, berichtet von Bibra. Sie haben sich aus der Hauptstadt schon einige Leckereien wie Käse, Schokolade und Rotwein bestellt. „Das gibt es hier vor Ort eher selten zu kaufen“, sagt die Ärztin. Aus Deutschland mitgebracht hat sie Lübecker Marzipan, Zimtsterne und Lebkuchen. „Die meiste Schokolade wurde allerdings schon aufgegessen“, schmunzelt sie.

Am 30. Dezember ist ein Fest mit den lokalen Kollegen geplant, um die Eröffnung der Geburtsklinik zu feiern. „Da gibt es laute Musik, und es wird viel getanzt“, freut sich die Bremer Ärztin.

Unabhängige Organisation

„Die größte Sicherheit in Krisengebieten gibt uns die Unabhängigkeit von ‚Ärzte ohne Grenzen‘, da die Organisation zu 95 Prozent von privaten Spendern finanziert wird und nicht von Regierungsgeldern abhängig ist.“ Deswegen sei man auf die Unterstützung angewiesen.

Informationen zu Spenden und zur Teilnahme für Ärzte gibt es online unter aerzte-ohne-grenzen.de.

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