Ralf Stapp wechselte 2011 von der Sparkasse Lüneburg in die Geschäftsführung der Bremer Aufbau-Bank (BAB), die dem Land Bremen gehört. Seit 2022 ist der Diplom-Kaufmann Vorsitzender der Geschäftsführung.Foto: Schlie Ralf Stapp wechselte 2011 von der Sparkasse Lüneburg in die Geschäftsführung der Bremer Aufbau-Bank (BAB), die dem Land Bremen gehört. Seit 2022 ist der Diplom-Kaufmann Vorsitzender der Geschäftsführung. Foto: Schlie
Interview

„Gründen auf der Bierbank“

Von
Aufbau-Bank-Chef Ralf Stapp über Startups, Hilfsprogramme und Mietspiegel

Weser Report: Herr Stapp, nach der Corona-Krise kommt die Energiekrise. Was bedeutet das für die Bremer Aufbau-Bank, kurz BAB?

Ralf Stapp: Das letzte Corona-Hilfsprogramm ist Ende 2022 ausgelaufen, jetzt gehen wir in die Nachbereitung. Wir erstellen die Schlussabrechnungen und müssen einen Großteil der Anträge noch einmal in die Hand nehmen. Mitunter müssen wir weitere Unterlagen von den Antragsstellern einfordern, damit wir prüfen können: Hat er vielleicht zu viel Geld bekommen oder sogar zu wenig? Insgesamt haben wir aus den unterschiedlichen Programmen von März 2020 bis Dezember 2022 rund 752 Millionen Euro für Antragsteller aus der Stadt Bremen bewilligt. Mit der Arbeit sind bis 2024/25 noch rund 24 Köpfe beschäftigt. Insgesamt arbeiteten Ende 2022 genau 121 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der BAB.

Wie viele Unternehmen können oder wollen keine Hilfen zurückzahlen?

Wir haben gerade erst mit den Schlussabrechnungen angefangen. Bisher gibt es keine großen Auffälligkeiten. Bei unter einem Prozent der Anträge haben wir die Polizei wegen des Verdachts auf Betrug eingeschaltet.

Wie viele Unternehmen wurden bisher verurteilt?

Die Verfahren zu den gemeldeten Verdachtsfällen laufen noch, daher können wir hierzu keine Angabe machen.

Und jetzt kommen die Hilfsprogramme für Betriebe, die unter den Folgen des Ukraine-Krieges leiden. Inwieweit sind Sie da wieder gefragt?

Ob diese Programme in Bremen über die BAB abgewickelt werden, darüber laufen gerade Gespräche mit den senatorischen Ressorts im Land Bremen. Seit dem 22. Dezember ist nun aber bekannt, dass 30 Millionen Euro Härtefallhilfen Energie zur Verfügung stehen. Aber grundsätzlich ist es jetzt wieder eine Zeit der Förderbanken, weil jetzt unsere Instrumente besonders gefragt sind.

Sie haben in der Bischofsnadel zusätzliche Räume gemietet und dort das BAB Lab eingerichtet. Was planen Sie da?

Uns fehlten Räume in der Innenstadt, wo Existenzgründer netzwerken können, wo sie sich schnell ohne lange Terminabsprache treffen können, mit Partnern, anderen Gründern oder auch mit Kapitalgebern. An unserem Sitz am Domshof war das Projekt nicht umsetzbar. Außerdem brauchen wir für das BAB Lab nicht die banküblichen Sicherheitsvorkehrungen, die Räume dort strahlen auch keine Bankatmosphäre aus, nichts Offizielles. Die Räume sind multifunktional eingerichtet, in der unteren Etage würfelähnliche Sitzgruppen, oben Stühle und Bierbänke. Es gibt einen Kaffeeautomaten und einen gefüllten Getränkekühlschrank.

Wie stark wird das Lab schon genutzt?

Seit der Eröffnung im Oktober 2022 hatten wir dort schon rund 30 Veranstaltungen, auch die senatorischen Behörden oder Abteilungen und Arbeitsgruppen von uns können das Lab nutzen. Wir verfolgen damit aber kein Vermietungskonzept und wollen damit kein Geld verdienen. Vorerst haben wir die Räume bis kommenden Mai gemietet. Wenn wir gute Erfahrungen machen, und danach sieht es bisher aus, dann verlängern wir den Mietvertrag.

Wie stark ist angesichts der Krisen das Interesse, in Bremen ein Unternehmen zu gründen?

Die Anzahl der Beratungen liegt schon über dem Niveau von 2019, dem letzten Jahr vor Corona. Manche, die schon gegründet haben, müssen wegen der Krisen nachjustieren, ihre Geschäftsmodell verändern.

In welche Bereiche streben die meisten potenziellen Gründer?

Am stärksten gefragt sind Gaststätten und Restaurants sowie der Heil- und Gesundheitsbereich. Unabhängig von diesen Bereichen ist der Anteil der Frauen seit 2019 von 45 auf 48 Prozent gestiegen. Da greifen unsere Unterstützungsformate. Die Gründerinnen haben inzwischen auch ein eigenes Netzwerk aufgebaut. Auch Gründer mit Migrationshintergrund unterstützen wir mit speziellen Programmen. Und auch bei der Ausgründung von Hochschulen passiert viel.

Welche neuen Förderungen sind geplant?

Ein Thema, das immer wichtiger wird, ist Venture Capital, also Risikokapital. Da schauen wir, dass wir mehr Bremer dafür gewinnen können, in junge Unternehmen zu investieren, vor allem in der ersten risikoreichen Phase. Da ist noch Luft nach oben. Und dann brauchen wir noch Zuschussprogramme. Dazu gibt es schon Überlegungen. Ich finde es positiv, dass das Wirtschaftsressort und die Senatskanzlei das Thema Startup als wichtiges Thema für diesen Standort definiert haben.

Denn Bremen scheint nachzulassen. Laut Startup-Monitor saßen im Land Bremen 2022 nur 1,3 Prozent aller deutschen Startups, im Jahr zuvor, waren es noch 2,1 Prozent.

Uns liegen noch andere Auswertungen vor, an denen wir uns auch orientieren. Demnach liegt seit 2018 Bremen bei Unternehmensgründungen über dem Bundesdurchschnitt, aktuell auf Platz vier hinter Berlin, Hamburg und Hessen laut dem Institut für Mittelstandsforschung, kurz IFM, in Bonn. Für alle Untersuchungen gilt: Wir müssen noch besser präsentieren und besser kommunizieren, welche Angebote es in Bremen für Startups gibt.

Zu Ihren Aufgaben gehört auch die Förderung des sozialen Wohnungsbaus. Wie viele Wohnungen hat die BAB 2022 gefördert?

Im Jahr 2022 wurden 171 Objekte gefördert.

Außerdem beteiligt sich die BAB an der Erstellung des ersten Mietspiegels für Bremen. Was genau tun Sie da?

Die Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnungsbau hat uns beauftragt, das Projekt zu leiten und zu koordinieren. Erstellt wird der Mietspiegel vom Bochumer Institut für Wohnungswesen und Immobilienwirtschaft, kurz Inwis. Anfang 2024 muss er stehen.

Wir werden sich die Mieten dann entwickeln?

Das ist schwer einzuschätzen. Es wird sicherlich vereinzelt Bewegung in beide Richtungen geben.

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