Die meisten Menschen feiern und böllern an Silvester friedlich, argumentieren die Verbots-Gegner.Foto: Pixabay
Silvester

Tradition oder Gefahr?

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In Bremen ist man sich in der Debatte über ein Böllerverbot nicht ganz einig.

Die vergangene Silvesternacht ist in Bremen zwar relativ mild verlaufen, in anderen Städten wie Berlin sah es jedoch anders aus: Angriffe mit Böllern auf Polizei, Feuerwehr und Rettungskräfte.

Für Bremens Innensenator Ulrich Mäurer ist ein allgemeines Böllerverbot deswegen längst überfällig: „Eine Vielzahl von Einsätzen für Feuerwehr und Polizei und wieder Verletzte. Das muss ein Ende haben, auch wenn Bremen dieses Jahr keine Berliner Verhältnisse hatte. “ Für Mäurer sei das unsachgemäße Hantieren mit Feuerwerkskörpern und der anschließende Müll in den Straßen unserer Stadt sind ein großes Ärgernis, die Knallerei über Tage eine Zumutung für Mensch und Tier.

Ein Baustein für Silvester

Jochen Kopelke, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP) betont: „Pyrotechnik in privater Hand ist gefährlich und nicht mehr zeitgemäß. Ein solches Verbot ist jedoch aus polizeilicher Perspektive nur ein Baustein für ein friedlicheres Silvester. Angesichts der schockierenden Angriffe auf Einsatzkräfte wollen wir alle Beteiligten an einen Tisch bringen und am Ende mit klaren Aufträgen herausgehen“, findet der aus Bremen stammende Vorsitzende.

GdP, Jochen Koppelke

Kevin Lenkeit, innenpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, setzt sich für eine Beschränkung des Verkaufs ein: „Momentan sind das 50 Kilogramm pro Privatperson. Das ist zu viel.“ Zudem könne man spezielle Orte ausweisen, in denen geböllert werden dürfe. „Zum Beispiel in Gewerbegebieten, um Wohngebiete zu entlasten.“

Aus für Arbeitsplätze

Die Bremer CDU ist gegen ein generelles Verbot, spricht sich aber für die Böllerverbotszonen aus, die es in Bremen gibt. „Ein Böllerverbot ist auch das Aus für viele Arbeitsplätze in dieser Branche“, sagt der innenpolitische Sprecher Marco Lübke.

„Es ist der falsche Weg, aufgrund weniger negativer Ausnahmen den vielen verantwortungsvoll Handelnden das private Feuerwerk zu verbieten“, findet FDP-Landesverbandsvorsitzender Thore Schäck. Seine Part setzt auf das Verantwortungsbewusstsein der Menschen.

Personelles Problem

Die Deutsche Polizeigewerkschaft Bremen sieht ein Verbot als nicht zielführend. „Die Straftäter würden im Ausland Böller besorgen, die dann nicht zertifiziert sind“, erwartet André Gudel, Landesvorsitzender der Gewerkschaft. In seinen Augen ist es ein personelles Problem: „Wenn wir mit mehr Stärke und Präsenz vorgehen, ist das besser als ein Verbot.“ In Berlin seien nicht nur Böller, sondern auch Eisenstangen oder Feuerlöscher geworfen worden. „99,9 Prozent haben friedlich Silvester gefeiert“, betont Gudel.

„Angriffe auf Einsatzkräfte sind für uns ganzjährig ein Thema und nicht nur an Silvester“, sagt Polizeisprecher Nils Matthiesen. Auch wenn ein Böllerverbot für die Polizei Bremen sicherlich zu weniger Einsätzen und weniger schlimmen Ereignissen in der Silvesternacht führen würde. Um ein Komplettverbot an Silvester zu erreichen, brauche es eine bundesrechtliche Änderung der Sprengstoffverordnung.

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