Mike Frank besuchte am Gedenktag auch die einstige Wirkungsstätte seines Vaters Julius Frank in der Hauptstraße 44. Das ehemalige Fotoatelier, heute Atelier Kühn, ist in seinen Grundzügen noch erhalten. Foto: Johannsen
Gedenktag

Aktionen gegen das Vergessen

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Mike Frank besuchte Lilienthal / Vortrag zur Arbeit von Amcha in Worpswede

Zum Holocaust-Gedenktag wird jedes Jahr am 27. Januar – dem Tag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz – an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert. Auch im Landkreis gab es verschiedene Gedenkveranstaltungen.

In Lilienthal legten Vertreter der Gemeinde und des Heimatvereins am Atelier Kühn, dem ehemaligen Atelier des Fotografen Julius Frank, Lilien nieder. Hier befinden sich zwei Stolpersteine für Julius und Ludwig Frank, die nach Inhaftierung und Flucht in den USA und in Kanada eine neue Heimat fanden.

„Die Verbrecher waren so schrecklich, dass wir sie uns heute gar nicht mehr vorstellen können“, sagte Bürgermeister Kim Fürwentsches in seiner Ansprache. Gerade deshalb sei es wichtig, dass die Taten niemals in Vergessenheit geraten. „Die Stolpersteine sind ein Ort der Erinnerung, an denen wir Lilienthaler uns mit unserer Geschichte beschäftigen können“, so Fürwentsches weiter.

An der Gedenkfeier nahm auch Julius Franks Sohn Mike Frank teil. Er war anlässlich der Ausstellung im Focke-Museum „Julius Frank. Eine jüdische Fotografenfamilie“ eingeladen worden. In Lilienthal konnte er im Atelier Kühn, einstmals Franks Fotoatelier, die ehemalige Arbeitsstätte seines Vaters besuchen. „Ich spüre im Herzen den guten Willen der Lilienthaler“, so Mike Frank.

Berührt zeigte er sich auch von den Aufnahmen, die sein Vater anlässlich des Festumzugs zur 700-Jahr-Feier Lilienthals im Jahr 1932 angefertigt hatte. Der Film wurde im Emmi-Brauer-Haus gezeigt.

Vortrag in Worpswede

In Worpswede fand derweil eine stille Abendandacht auf dem Rosa-Abraham-Platz statt. Um 19 Uhr verlagerte sich die Gedenkveranstaltung im Künstlerdorf in die Rathausdiele, wo die Initiative „Nie Wieder“ Lukas Welz, den Vorstandsvorsitzenden von Amcha Deutschland, zu einem Vortrag begrüßen durfte.

Welz schilderte eindrücklich, wie stark die traumatischen Erlebnisse bei Verfolgten und ihren Nachkommen nach wie vor wirken. So erzählte er von der Überlebenden Giselle Cycowicz, die nach ihrer Befreiung auf sich gestellt war. „Es war schön mit Müttern zusammen zu sein. Mütter gab es sonst nicht mehr“, zitierte er sie. „Ich war ein erfahrener Häftling aber unerfahren in der Freiheit“, zitierte er einen anderen Überlebenden und machte damit deutlich, wie sehr Überlebende des Holocaust nach wie vor auf die psychosoziale Hilfe angewiesen sind, die Amcha leistet.

Die Initiative „Nie Wieder“ sammelte wieder, wie seit Beginn der Tätigkeiten, für Amcha.

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