Oberbürgermeisterin Petra Gerlach (l.) bedankt sich für das Engagement bei (v. l.) Marie-Luise Behrens, Axel Klitte, Gisela Behrens, Torsten Preckel und Ingrid Klose. Foto: Martina I. Meyer
Weisser Ring

Opferschutzhilfe vor Ort

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Delmenhorster Außenstelle vom „Weissen Ring“ ist offiziell wiedereröffnet worden

Nach über anderthalb Jahren haben Opfer von Kriminalität in Delmenhorst erneut eine Anlaufstelle vor Ort. Am Donnerstag ist die Außenstelle vom „Weissen Ring“ im Beisein zahlreicher Gäste offiziell wiedereröffnet worden. Seit 1976 kümmert sich der bundesweit aktive gemeinnützige Verein mit Sitz in Mainz um Opfer aber auch um deren Angehörige nach einer Straftat. Die ehrenamtlichen Helfer begleiten Betroffene unter anderem zu Terminen bei der Polizei oder bei Gericht, leisten menschlichen Beistand, bieten Hilfechecks etwa für eine anwaltliche Erstberatung oder vermitteln an Fachstellen weiter.

Erfahrene Ehrenamtliche

Der pensionierte Polizist Axel Klitte, der mehr als 20 Jahre in Hamburg im Bereich Opferschutz tätig war, erweckte die Delmenhorster Außenstelle innerhalb kurzer Zeit wieder zum Leben. Sein ehrenamtliches Team besteht aus Gisela Behrens, Ingrid Klose, Marie-Luise Behrens sowie Torsten Preckel. Wenn sie ihr Basisseminar im März abgeschlossen haben, kann es richtig losgehen. „Ich bin seit vier Jahren im Ruhestand und wollte etwas Sinnbringendes machen“, sagt die 68-jährige Gisela Behrens zu ihrer Motivation. Mit dem „Weissen Ring“ hatte sie beruflich schon Kontakt. Von Klittes Plänen erfuhr sie aus der Zeitung. Für die schweren Schicksale, mit denen sie sicherlich konfrontiert iwrd, fühlt sie sich gut gewappnet. Wichtig sei, dass man sich persönlich abgrenzen könne. Erfahrungen bringt Behrens schon mit, denn sie war auch als Hospizhelferin tätig.

Weitere Mitstreiter sind jederzeit willkommen. Klitte hatte sich zunächst beim Weissen Ring in Oldenburg beworben und wurde dort ausgebildet. Dorthin mussten sich bislang auch die Kriminalitätsopfer aus Delmenhorst wenden. Etwas Überzeugungsarbeit habe es schon gebraucht, um ihn für die Wiederbelebung der Delmenhorster Außenstelle zu gewinnen, wie Petra Klein erklärt. Die stellvertretende Bundesvorsitzende vom „Weissen Ring“ leitet die Oldenburger Zweigstelle. „Während der Ausbildung ist das Interesse gewachsen“, beobachtete Klein, die auch Klittes Engagement in Sachen Netzwerkausbau betonte. Denn als die Idee geboren war, setzte er sich zugleich mit zahlreichen Stellen in Delmenhorst in Verbindung.

Hilfesuchende haben in Delmenhorst eine Anlaufstelle

„Ich hatte nicht gerade gejubelt“, blickt Klitte selbst auf den Zeitpunkt zurück, als die Anregung einer Wiedereröffnung kam. „Ich habe mich dann vorangetastet. Es macht sehr viel Spaß.“ Die ersten Kontakte liefen über den Kriminalpräventiven Rat (KPR) und dessen Geschäftsführerin Ruth Steffens. „Egal, wo ich nachgefragt habe: Niemand hat gesagt ‚Ich bin dafür nicht zuständig‘. In Delmenhorst ist man zuständig, und das war für mich ein wesentlicher Baustein, um zu sagen, ich versuche es“, so Klitte. „Hier stand zunächst das Netzwerk, bevor die Außenstelle stand. Das ist toll“, betonte Klein, die auch kurz auf die Geschichte vom „Weissen Ring“ einging. Der Verein entstand aus der Sendung „XY… ungelöst“, deren Moderator Eduard Zimmermann war Mitbegründer. Dabei kümmere sich der Verein nicht um die Straftat, sondern um deren Folgen. Opfer würden oftmals auch erst Jahre später davon berichten, etwa wenn es um Missbrauchsfälle geht.

„Wir sind nicht anonym“

Oberbürgermeisterin Petra Gerlach nennt es „charakterimmanent“ und „systemimmanent“, dass sich Axel Klitte in dem Bereich engagiert, der ihn beruflich geprägt habe. Für Delmenhorster Betroffene sei es eine Erleichterung, sich künftig nicht mehr nach Oldenburg wenden zu müssen, sondern Ansprechpartner direkt vor Ort zu haben. „Diese Nähe macht auch unsere Stadt aus. Wir sind nicht anonym“, so Gerlach, deren Dank auch den Ehrenamtlern galt. Ihr Engagement sei nicht selbstverständlich, könne belastend sein und sei aller Anerkennung wert. „Opferhilfe geht uns alle an. Wir alle können Opfer werden“, betont die Oberbürgermeisterin. Der „Weisse Ring“ biete individuelle Hilfe, ein aktives Zuhören und die Möglichkeit der Verarbeitung. „Betroffene können ihr Leben neu ordnen und mit der Belastungssituation abschließen. Zugleich ist es ein Zeichen an die Täter: Gewalt tolerieren wir nicht.“

Kontakt zum „Weissen Ring“ Delmenhorst: E-Mail delmenhorst@mail.weisser-ring.de, Telefon 0162/6 74 88 14 oder 0160/97 59 43 71. Für persönliche Treffen außerhalb der eigenen vier Wände stellt die St.-Marien-Gemeinde ihre Räumlichkeiten an der Louisenstraße zur Verfügung.

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