Der Straßenname bleibt (vorerst). Foto: Konczak
Straßenumbenennung

Lettow-Vorbeck-Straße bleibt

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Hinweisschild soll zukünftig über den Namensgeber aufklären

Sieben Jahre nach einem ersten Antrag auf Umbenennung der „Lettow-Vorbeck-Straße“ stand das Thema in der Sitzung des Ausschusses für Planen, Bauen und Verkehr am vergangenen Dienstag wieder auf der Tagesordnung. Dafür hatte eine Privatperson gesorgt. 2016 beschäftigte sich die Delmenhorster Politik erstmalig mit der Sackgasse. Damals hatte die SPD die Umbenennung der „Lettow-Vorbeck-Straße“ vorgeschlagen. Die Verwaltung befürwortete eine Umbenennung damals wie heute.
Die Straße ist nach dem deutschen Offizier Paul von Lettow-Vorbeck benannt. Seinen Namen trugen und tragen Straßen in mehreren deutschen Städten. Auch Schulen und Kasernen waren nach ihm benannt, so wie zum Beispiel das heutige Hermann-Böse-Gymnasium in Bremen. Die kritische Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit Deutschlands brachte ans Licht, dass Paul von Lettow-Vorbeck unter anderem am Völkermord in Namibia beteiligt war.

Gerichtlicher Beschluss über Straßenumbenennungen

Im Jahr 2011 beschäftigte sich das Verwaltungsgericht Hannover mit der Personalie und teilte damals per Pressemitteilung mit, dass „es sich nach Ansicht der Kammer bei Paul von Lettow-Vorbeck um eine Person handelt, die Ziele und Wertvorstellungen verkörpert, die im Widerspruch zu den Grundsätzen der Verfassung, der Menschenrechte […] stehen. Er war zeitlebens überzeugter Monarchist und Antirepublikaner […] Durch die Art und Weise seiner Kriegsführung in Ostafrika verstieß er gegen heutige Wertvorstellungen. […] Ihm sind außerdem schwerwiegende persönliche Handlungen zuzuschreiben. Zum einen stellt die Zwangsrekrutierung von afrikanischen Trägern während des Rückzugs ins damalige Portugiesisch-Ostafrika Versklavung und damit ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit dar. Zum anderen bewertet die Kammer die Unterstützung des Kapp-Lüttwitz-Putsches im Jahre 1920 und die in diesem Zusammenhang zu sehende Inhaftierung der Landesregierung Mecklenburg-Schwerin durch Paul von Lettow-Vorbeck ebenfalls als schwerwiegende persönliche Handlung.“

Das Gericht vertrat damals die Ansicht, dass die Umbenennung von Straßen verhältnismäßig sei und die Unannehmlichkeiten für die Anwohner hinzunehmen seien. Diese Auffassung teilt auch die Verwaltung der Stadt Delmenhorst. Sie versichert den Anwohnern, mögliche Kosten aufgrund der Änderung zu übernehmen.

Sicht der Anwohner

Bereits 2016 hatten 14 von 16 Grundstückseigentümern der Straße dagegen votiert, den Straßenamen aufzugeben. In der Ausschusssitzung nutzen mehrere Anwohner die Bürgerfragestunde, um ihre Sicht zu erklären. Es sei nicht einmal klar, ob der Straßenname überhaupt in Bezug auf Paul Lettow-Vorbeck ausgesucht worden sei, Namensgeber können auch sein Bruder Gerd gewesen sein, der einen völlig anderen Lebensweg eingeschlagen habe, betonte eine Anwohnerin. Die anwesenden Anwohner beklagten zudem, die viele Arbeit die ein Adressänderung machen würde und da man sie nicht um ihre Meinung gefragt habe.

Kompromiss: Hinweisschild zur Aufklärung

Über die drei möglichen, alternativen Straßennamen wurde in der Ausschusssitzung nicht debattiert. Stattdessen stimmte der Großteil der anwesenden Politiker einem Vorschlag der SPD zu, den Straßennamen mit einem Hinweisschild und einem QR-Code zu versehen, um so die interessierte Öffentlichkeit über den Namensgeber zu informieren. Bei den anwesenden Anwohnern der Straße sorgte das für spontanen Jubel. Stefan Brinkmann (Grüne) und Hartmut Rosch (Linke) hätten lieber der Namensänderung zugestimmt.

Das Thema Straßenumbenennung ist noch nicht vom Tisch: Es wird noch den Veraltungsausschuss und den Rat der Stadt Delmenhorst beschäftigen.

 

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