Ronald Rose (links) und Arne Kruse im künftigen Rytle-X-Hub im Lloydhof.Foto: pv Ronald Rose (links) und Arne Kruse im künftigen Rytle-X-Hub im Lloydhof. Foto: pv
Zustellung

Revolution mit System

Von
Wie Bremer Unternehmer die letzte Meile der Paketbranche erneuern wollen

„Treffen sich ein Mineralölhändler und ein Unternehmensberater…“ Nein, so beginnt kein Witz. Tatsächlich ist es der Beginn einer Gründungsgeschichte, genauer gesagt der noch jungen Geschichte von Rytle X.

Getroffen haben sich in dem Fall Ronald Rose, Geschäftsführer Bremer Mineralölhandel (BMÖ), und Arne Kruse, Vorstand der Unternehmensberatung Orbitak und ehemaliger Geschäftsführer des Bremer Lastenradherstellers Rytle.

Mehr Effizienz beim Transport

Die Idee, Lastenräder einzusetzen, um insbesondere in dicht besiedelten Gebieten und Innenstadtbereichen die Paketzustellung auf der letzten Meile umwelt- und verkehrsentlastend zu gestalten existiert schon eine ganze Weile.

Mit Rytle X soll aus der Idee allerdings ein System werden. Das Unternehmen will verschiedene Lieferströme auf der letzten Meile bündeln und somit den Transport zu und zwischen Lieferanten, Geschäften, Gastronomie und Verbrauchern effizienter machen.

Dadurch entstehende Kosten- und Geschwindigkeitsvorteile würden das System für alle Beteiligten lohnenswert machen, meint Rose. Schließlich verursacht der letzte Teil der Lieferkette den größten Teil der Kosten.

Dreh- und Angelpunkt des Systems ist der Microhub, das Lager und Verteilzentrum, das gerade im Lloydhof entsteht. Dort sollen die Warenströme zusammenkommen und auf die kurze Reise zum Bestimmungsort geschickt werden.

Den Transport übernehme die Citypost mit Rytle-Rädern, so Rose. „Wir sind der Systemgeber. Wir liefern die Software für die Koordination“, erklärt er.

Eine ganz entscheidende Rolle spielt dabei die Sortiermaschine. Die stammt ebenfalls aus Bremen. Von Cellumation aus Horn. „Damit sind wir in der Lage die Pakete so zu sortieren, dass sie in der richtigen Reihenfolge gestapelt im Fahrrad liegen“, sagt Rose. Das spart Zeit beim Suchen und Platz im Fahrzeug. Netto könnten dadurch fast so viele Pakete in den Rytle-Container wie in einen herkömmlichen Paketsprinter mit Regalen auf beiden Seiten und Gang in der Mitte, rechnet er vor.

Fehlen nur noch die Kunden, die ihre Lieferungen bündeln lassen. Mit dem Paketdienst GLS sei man sich grundsätzlich schon einig, berichtet Rose. Ein weiterer namhafter Paketdienst zeige großes Interesse. Wachsende Paketmengen machen nach Ansicht von Rose einen Systemwechsel erforderlich. „Das heutige System, wie Pakete verteilt werden, ist 40 Jahre alt“, unterstreicht er.

Microhub als Darkstore

Doch Rytle X will weit mehr Warenströme zusammenfassen als nur die Lieferungen der Paketdienste. Der Hub könnte etwa für Einzelhändler als sogenannter Darkstore dienen. Bestellt ein Kunde über das Internet oder im Laden einen vorrätigen Artikel, könnte dieser direkt ab Lloydhof geliefert werden.

Das funktioniert auch in umgekehrter Richtung. „Etwa wenn ein Kaffeeröster oder eine Brauerei mehrere Gastronomiebetriebe in der Innenstadt beliefert“, erklärt Rose. Statt alle Adressen einzeln anzufahren, könne der Hersteller einmal die Woche einen Lkw zum Lloydhof schicken. Von dort würden die benötigten Artikel dann nach Bedarf in die Restaurants geliefert. Auch Retouren könnten bei den regelmäßigen Runden der Rytle-Räder eingesammelt werden. „So gibt es ganz viele Bausteine“, meint der Unternehmer. „Durch das Vereinigen wird es wirtschaftlich.“

Testphasen in Bremen und London

Auch Vorteile des stationären Handels, insbesondere Beratung, und Vorzüge der Online-Bestellung lassen sich so verbinden. „Wenn die Einkäufe geliefert werden, brauchen sich die Kunden keine Gedanken machen, wo sie parken und wie sie die Sachen zum Auto schleppen“, sagt Rose.

Aktuell wird im Lloydhof noch gebaut. Gespräche mit potenziellen Nutzern aus der Innenstadt laufen. Laut Rose gibt es erste Zusagen. Im dritten Quartal soll das Hub in Betrieb gehen. Mit dann hoffentlich positiven Erfahrungen aus Bremen möchte Rytle X das System dann in andere Städte exportieren. Die Hansestadt ist nicht der einzige Teststandort. Auch in London laufen die Vorbereitungen für den Start von Rytle X.

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren...

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner