Mitchell Weiser verbeugt sich vor dem dreifachen Torschützen Jens Stage (r.). Foto: Nordphoto/Bratic
4:3 nach 0:3

Drei Stage-Treffer bei Werders irrer Aufholjagd

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Spiel auf den Kopf gestellt: Werder gewinnt nach desolater Anfangsphase noch bei der TSG Hoffenheim.

Unglaublich schwach der Beginn, umso stärker das Comeback. Nach nur zwölf Minuten sah es aus, als sollte Werder eine Woche nach der 0:5-Pleite gegen den FC Bayern die nächste Klatsche bekommen. 3:0 führte die kriselnde TSG Hoffenheim nach drei haarsträubenden Abwehrschnitzern der Bremer. Doch als Nsoki wegen einer Notbremse vom Platz musste (18.) nahm Werder die Einladung an und glich noch vor der Pause durch Malatini (21.) und Stage (26./39.) aus. Mit seinem dritten Treffer (49.) stellte Stage die Weichen dann sogar auf Sieg, der in der Schlussphase noch einmal in Gefahr geriet.

Der Reihe nach: Trainer Ole Werner hatte wie schon in der zweiten Hälfte gegen die Bayern Mitchell Weiser als Unterstützung für Stürmer Marvin Ducksch aufgeboten. Auf der rechten Seite der Dreierkette erhielt Julian Malatini an Stelle von Amos Pieper eine Chance.

Bülter trifft für Hoffenheim

Die Bremer waren noch nicht richtig auf dem Platz, da war die Stimmung beim reichlich in Sinsheim vertretenen Werder-Anhang schon im Keller. Ballverlust im Angriff, das Gegenpressing geht ins Leere, Werder ist dadurch hinten offen wie ein Scheunentor und Marius Bülter, einer dieser Spieler, die gegen die Grün-Weißen gefühlt immer treffen, läuft nach einem Steckpass alleine auf Tor zu und triift zum 1:0 (5.).

Nur drei Minuten später der nächste Ball in die Spitze, der postwendend zurück kommt. Dieses Mal ist Bülter auf der rechten Seite durch. Zwar kann Anthony Jung den Hoffenheimer im Strafraum stellen, doch der zieht zur Mitte, wo Abwehrche Niklas Stark zu passiv ist, und schiebt den Ball ins lange Eck (8.).

Dritter Ballverlust, drittes Gegentor

Richtig dunkle Wolken ziehen über Werder nach dem nächsten Ballverlust auf. Zwar kommen die Bremer rechtzeitig hinter den Ball, doch dann lässt sich Malatini von Bülter auf einem Bierdeckel ausspielen. Der flankt vors Tor und während sich der junge Verteidiger der Bremer noch aufrappelt, ist Adam Hlosek im Fünfmeterraum gedankenschneller als drei Bremer und versenkt den Abpraller mit dem Rücken zum Tor (12.).

Dann plötzlich ein Silberstreif am Horizont. Weiser spielt einen Traumpass auf den durchgestarteten Felix Agu. Nsoki läuft ihm als letzter Mann in die Hacken und zupft auch noch am Trikot – klare Notbremse, Platzverweis, Werder in Überzahl (18.).

Malatini bringt Werder auf die Anzeigetafel

Zwar trifft Ducksch beim anschließenden Freistoß nur die Mauer, doch Werder bleibt dran und wird schnell belohnt. Zwar kann Torwart Oliver Baumann einen Volleyschuss von Weiser glänzend parieren, doch im Anschluss an die folgende Ecke kommt Malatini im Knäuel an den Ball, rappelt sich auf und stochert ihn zum 1:3 über die Linie (21.).

Jetzt ist Werder on fire, während Hoffenheim in Folge  der Roten Karte die  Ordnung verloren hat. Wieder pariert Baumann gegen Weiser, doch dann findet Ducksch mit einer Flanke in der Mitte Jens Stage. Der Däne schraubt sich hoch und köpft zum 2:3 ein (26.).

Stage gleicht vor der Pause aus

Zwar wechselt TSG-Coach Materazzo im Anschluss und die Gastgeber bauen rund um den Strafraum ein Bollwerk auf, doch Werder findet die Balance zwischen Gaspedal und kühlem Kopf. Nach Balleroberung im Mittelfeld flankt Felix Agu vor das Tor. Wieder ist Jens Stage durchgelaufen und drückt den abgefälschten Ball zum 3:3 cool in die Maschen (39.). War dem Dänen nicht kürzlich noch fehlende Effektivität im Abschluss vorgeworfen worden?

Selbst ein vierter Werder-Treffer vor der Pause scheint plötzlich möglich. Doch erst vergibt Ducksch etwas kläglich, dann scheitert Romano Schmid an Baumann.

Stage zum Dritten!

Nach dem Seitenwechsel macht Werder erstmal da weiter, wo die Mannschaft vor der Pause aufgehört hat. Weiser sieht Stage vor dem Tor, gefühlvolle Flanke, Kopfball: 4:3 (49.)!

Vier Minuten später zappelt der Ball sogar zum fünften Mal im Hoffenheimer Tor. Doch Derrick Köhn stand bei der Ballabgabe im Abseits. Der Treffer zählt nicht.

Stark muss angeschlagen raus

Nach einer knappen Stunde setzt sich dann Stark auf den Rasen und zeigt an, dass es bei ihm nicht mehr weiter geht. Offenbar hat er sich bei einem Duell an der Mittellinie an der Wade verletzt. Für ihn kommt Amos Pieper und Werder schaltet in den Verwaltungsmodus.

Nach 67 Minuten fordern die Gastgeber dann einen Platzverweis gegen Julian Malatini. Doch Werders Verteidiger hat bei seiner Rettungstat als letzter Mann klar den Ball gespielt – nochmal gut gegangen.

Auch Lynen verletzt raus

Doch jetzt wittert Hoffenheim offenbar Morgenluft. Zu allem Überfluss muss auch noch Senne Lynen nach einem Zusammenprall mit Brummschädel vom Feld. Für ihn kommt Skelly Alvero, gleichzeitig bringt Ole Werner auch noch Olivier Deman und Keke Topp für Derrick Köhn und Romano Schmid.

Hoffenheim hat jetzt trotz Unterzahl wieder mehr vom Spiel, während Werder keine klare Aktion mehr gelingt. In der 81. Minute rutscht Michael Zetterer ein Schuss von Bruun-Larsen durch die Hände. Kurz vor der Linie ist Julian Malatini zur Stelle und rettet Werder zum zweiten Mal an diesem Sonntagabend.

Grüll verpasst das 5:3

Die siebenminütige Nachspielzeit ist fast rum, als der für Ducksch eingewechselte Marco Grüll aus der eigenen Hälfte zum Konter startet. Bedrängt von einem Hoffenheimer Verteidiger kann der Österreicher den Ball nicht an Baumann vorbei bringen. Auch Weiser findet in dem potenziellen neuen deutschen Nationaltorwart seinen Meister. Kurz darauf ist endlich Schluss. Werder hat den zweiten Saisonsieg im Sack.

„Es war ein Wahnsinns-Spiel, das ich so auch noch nie erlebt habe und es nur selten in der Werder-Historie gab. Die erste Viertelstunde war es im absolut negativen Sinne. Die Art und Weise wie wir Zweikämpfe geführt haben, war entscheidend und hier haben wir jeden verloren. Natürlich haben wir die Situation mit der Roten Karte gebraucht, dennoch müssen wir das dann auch noch so in Überzahl spielen. Und wir hatten Spielfreude und müssen auch erstmal vier Tore schießen, dafür großen Respekt“, lautet das Fazit von Ole Werner.

Nun hoffen die Werder-Fans am Samstag, 5. Oktober, (15.30 Uhr) auf den ersten Heimsieg der Saison. Gegner im Weserstadion ist der SC Freiburg.

Werder: Zetterer – Malatini, Stark (59. Pieper), Jung – Agu, Schmid (76. Topp), Lynen (76. Alvero), Stage, Köhn (76. Deman) – Weiser, Ducksch (88. Grüll)

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