Einige Teile des Deutschen Stadions stehen noch heute und beherbergen unter anderem eine Dokumentationsstätte. Foto: Bollmann
Hafenmuseum

Vom Umgang mit der Vergangenheit

Von
Albert Speer in der Bundesrepublik: Sonderausstellung bis 4. Mai im Hafenmuseum

Im Gedenken an das 80-jährige Kriegsende präsentiert das Hafenmuseum Bremen bis 4. Mai anschaulich aufgearbeitete Forschungsergebnisse zu Albert Speer, die seine Lüge widerlegen, vom Holocaust nichts gewusst zu haben. Die Ausstellung wurde vom Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände in Nürnberg entwickelt und für Bremen um die Rolle Speers in der Hansestadt erweitert. Sie wird gemeinsam mit der Landeszentrale für politische Bildung und in Kooperation mit dem Zentrum für Baukultur und Erinnern für die Zukunft gezeigt.

Im Dokumentationszentrum wird auch der Gesamtplan für für das Reichsparteitag-Gelände ausgestellt. Foto: Bollmann

Albert Speer war einer der Haupttäter im NS-Regime

Speer war als führender Architekt und als Rüstungsminister einer der Haupttäter des NS-Regimes. Er war maßgeblich beteiligt an der Judenverfolgung, den Verbrechen in den Konzentrationslagern und der Ausbeutung von Zwangsarbeitern. Schon in den Nürnberger Prozessen und seiner Haft – vor allem aber seit seiner Entlassung im Oktober 1966 – leugnete er seine Beteiligung an den Verbrechen und zog sich auf die Rolle des unpolitischen Technokraten zurück: Er habe von nichts gewusst und sei unverschuldet in den Krieg hineingeraten. Dieses Narrativ wurde von der Gesellschaft lange Zeit bereitwillig angenommen.

Die Speer-Legende und der Umgang mit der Vergangenheit

Die Ausstellung entlarvt die Speer-Legende und stellt die Frage in den Mittelpunkt, warum diese über Jahrzehnte so große Resonanz in der Bundesrepublik fand. Experten-Interviews, Installationen, Fotos und Dokumente geben umfassende Antworten und machen den Umgang der Deutschen mit ihrer Vergangenheit sichtbar. Gleichzeitig werfen sie Fragen nach Bezügen zu aktuellen gesellschaftspolitischen Debatten auf.

Speer war auch am Bau der U-Boot-Bunker beteiligt

Als einer der Hauptverantwortlichen für den Bau der U-Boot-Bunker „Valentin“ in Farge und „Hornisse“ in Gröpelingen hat Speer auch in Bremen zerstörerische Spuren hinterlassen. Dr. Marcus Meyer, wissenschaftlicher Co-Leiter des Denkort Bunker Valentin, hat die Rolle Speers für die Ausstellung aufgearbeitet: „Die Bunker „Hornisse“ und mehr noch „Valentin“ sind ein Symbol für den „Totalen Krieg“. Albert Speer war neben Karl Dönitz der Hauptverantwortliche für deren Bau und damit auch verantwortlich für die Ausbeutung und den Tod von über 12.000 KZ-Häftlingen, Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern. Speer war ein überzeugter Nationalsozialist, der alles daransetzte, den Krieg doch noch zu gewinnen – und zwar bis zum Schluss.“

Begleitprogramm zur Ausstellung Albert Speer

Die Ausstellung wird finanziell ermöglicht durch Matthäi Bauunternehmen GmbH & Co. KG, der Hollweg-Stiftung, der Conrad Naber Stiftung und dem Bund Deutscher Architektinnen und Architekten BDA im Land Bremen.
Das Begleitprogramm:
Sonntag, 16. März, 11 Uhr, Führung durch die Ausstellung.
Donnerstag, 20. März, 18 Uhr, „Albert Speer: Eine deutsche Karriere“, Vortrag und Gespräch mit Magnus Brechtken, Historiker und Publizist.
Dienstag, 25. März, 18 Uhr, „Albert Speer und KZ-Zwangsarbeit in Nordwestdeutschland“, Vortrag und Gespräch mit Marc Buggeln, Historiker und Publizist.
Sonntag, 6. April, 11 Uhr, Führung durch die Ausstellung
Donnerstag, 10. April, 18 Uhr, Bremer Zentrum für Baukultur, „Bauen am nationalen Haus. Architektur als Identitätspolitik“, Vortrag und Gespräch mit Philipp Oswalt, Architekt und Publizist.
Sonntag, 4. Mai, 16 Uhr, letzter Ausstellungstag mit Führung. mb

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren...

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner