Weser Report: Frau Senatorin Vogt, Sie haben der CSU-Politikerin Dorothee Bär zu ihrem neuen Amt als Raumfahrtministerin gratuliert. Was ist das Wesentliche, was Sie ihr wünschen?
Kristina Vogt: Das ist natürlich, dass sie gut in ihrem neuen Job ankommt. Es wird ja ein komplett neues Ministerium gebildet. Das ist nicht ganz einfach. Das Zweite ist, dass ich ihr ein glückliches Händchen wünsche. Und das Dritte ist, dass ich so schnell wie möglich einen Termin mit ihr haben möchte. Persönlich und auch auf der Arbeitsebene, da die US-Administration das NASA-Budget kürzen will. Das betrifft auch Bremen. Das Zudem haben wir die ESA-Ministerratskonferenz in Bremen. Ich möchte, dass die Ministerin vorher Bremen besucht und sie sieht, dass Raumfahrt nicht nur in Bayern stattfindet.
Frau Bär kommt aus Bayern, das sich als Raumfahrt-Land sieht. Kann Bremen wenigstens als Raumfahrt-Stadt Nummer eins glänzen?
Frau Bär ist jetzt ja neu und jung im Amt. Ich habe mit Interesse ihre Interviews gelesen und da war immer von Bayern die Rede. Ich kann es verstehen – das ist auch ein Raumfahrt-Standort. Und sie sprach von Nordrhein-Westfalen: Naja, die wollen Raumfahrt-Standort werden. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt mit der Raumfahrt-Agentur sind zwar dort, aber nicht die Unternehmen. Es ist wichtig, dass eine bayerische Raumfahrt-Ministerin weiß, dass die Musik, was Raumfahrt betrifft, auch in Bremen spielt.
Im Moment sind wir sehr selbstbewusst und die City of Space in Europe – die europäische Raumfahrt-Hauptstadt. Wir wissen aber, dass der Druck groß ist, insbesondere auch, was die transatlantische Zusammenarbeit mit den USA angeht. Deswegen kämpfen wir dafür, dass wir hier auch Standort Nummer eins aus unserer Sicht bleiben. In Anerkennung dessen, dass in Bayern unglaublich viel passiert und dort auch viele Start-ups im Launcher-Bereich unterwegs sind. Launcher sind die Raketen, die etwas ins All bringen.
Welche Unternehmen haben Sie Ministerin Bär ans Herz gelegt – Airbus, OHB oder Ariane?
Alle drei Firmen.
Es geht um viel Geld. Wie wollen Sie es erreichen, dass nicht alles an den Alpenrand fließt?
Na, indem ich jetzt alles für uns tue. Aktuell ist wichtig, dass die bemannte Raumfahrt weiterhin einen Platz in Europa hat. Deshalb werde ich mit den Verantwortlichen in der ESA, zum Beispiel mit dem Generaldirektor sprechen. Mit dem Agentur-Chef Walter Pelzer habe ich schon telefoniert. Wir machen deutlich, dass Exploration, bemannte Raumfahrt, Raketen- sowie der Satellitenbau auch in Bremen beheimatet ist – und eben auch weiter bleiben soll. Die Ministerratskonferenz der ESA, der Europäischen Raumfahrt-Agentur, ist da wichtig, weil dort die Programme gezeichnet werden.
Welche Rolle spielt es, dass sich Europa nicht mehr auf Aufträge und die Zusammenarbeit mit der NASA, eigentlich der Trump-Regierung, verlassen kann?
Deswegen habe ich Frau Bär jetzt auch sofort geschrieben, weil die NASA-Kürzungen im Bereich der bemannten Raumfahrt vorsieht. Das betrifft vor allem Airbus Defence and Space. Bemannte Raumfahrt spielt nicht so eine Rolle in Baden-Württemberg oder Bayern. Deswegen müssen wir in Bremen sehr stark dafür kämpfen.
Werden sich Europa und Deutschland jetzt verstärken müssen?
Auf jeden Fall. Sollten die Kürzungen für uns in den USA wahr werden, muss Europa die bemannte Luftfahrt stärken. Sonst hätten wir einen wahnsinnigen Nachteil, wenn wir im Gegensatz zu den USA, China und Indien nicht ins All reisen könnten.
Was erwarten Sie aus den neuen und kommenden Etats der Bundeswehr und NATO für die Hansestadt?
Ich gehe schon davon aus, dass auch das Verteidigungsministerium weiß, dass Raumfahrt wichtig ist. Dann braucht man im Zweifelsfall auch keinen Schuss Munition einzusetzen.
Ihr privates Lieblingsprojekt aus Bremen fürs oder im All, das Sie wie ein Kind begeistert?
Also es ist natürlich schon so, dass bemannte Raumfahrt einen riesigen Reiz hat. Ich hab als Kind die Mondlandung gesehen und das war wirklich ein Meilenstein. Deswegen kämpfe ich dafür, dass Europa einen großen Anteil an der Raumfahrt behält.