„Tut uns leid, die Warteliste ist leider voll“ – ein Satz, den viele Betroffene zu hören bekommen. Dabei geht es um ein Thema bei dem es eigentlich keinen Aufschub geben sollte: Die Suche nach einem Platz in der Psychotherapie. Mehrere Monate suchen psychisch Erkrankte teils nach einem Platz. Nach Einschätzung der Psychotherapeutenkammer könnte sich die Lage weiter verschärfen.
Zu wenige Psychotherapeutinnen und -therapeuten
In der Stadt Bremen gibt es nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung (KVHB) 301,05 Psychotherapeutinnen und -therapeuten (Kommazahlen stammen aus halben Stellen). Das sind weniger als noch 2022. Damals waren 309,1, das geht aus einer Senatsantwort hervor.
„Fachkräftemangel begegnet uns an vielen Stellen im Gesundheitssystem. Das ist bei Ärztinnen und Ärzte besonders spürbar, aber auch Psychologische und Kinderpsychotherapeutinnen und -therapeuten sind nur begrenzt verfügbar“, erklärt Amelie Thobaben, Präsidentin der Psychotherapeutenkammer Bremen
Plätze in der Psychotherapie sind begehrt
Wie lange Betroffene im Durchschnitt auf einen Termin warten sei der KVHB nicht bekannt, erklärt Christoph Fox, Pressesprecher: „Durchschnittliche Wartezeiten sind seriös nicht zu ermitteln, weil sie statistisch nicht erfasst werden.“ Die Wartezeiten auf ein Erstgespräch und eine Krisenintervention sollen jedoch durch die Einführung der Psychotherapeutischen Sprechstunde auf maximal vier Wochen verringert worden sein, so Fox.
Dabei handelt es sich jedoch um einzelne Gespräche und nicht um regelmäßige Therapiesprechstunden. Bei jenen könnten Betroffene nach Angaben der Bundestherapeutenkammer, je nach Arzt, mehrere Monate warten. „Die Nachfrage in den Praxen und Kliniken ist riesig“, so Thobaben. Deswegen versuche man neue Therapieformen bekannter zu machen: „Die Gruppentherapie als eine wirksame Form der Behandlung wird immer häufiger angeboten.“
Bedarfsplanung der Psychotherapie muss angepasst werden
Um die besonders vulnerable Gruppe der Kinder und Jugendlichen besser zu schützen, habe Bremen seit der Pandemie Maßnahmen ergriffen erklärt Kristin Viezens, Pressesprecherin des Gesundheitsressorts. „Die Senatorin für Gesundheit finanziert seit dem Ende der Corona-Pandemie regionale Fachkräfte für die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Ein spezielles Projekt, das die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in den Blick nimmt.“ Generell spiele die Psychologische Gesundheitsversorgung in Bremen eine große Rolle, so Viezens. Insbesondere in Anbetracht der steigenden Fallzahlen.
In Zukunft, stellt Viezens klar, müsse die Bedarfsplanung für die psychische Gesundheitsversorgung dringend überarbeitet werden. Der realen Nachfrage entspräche jene nicht. „Leider liegt diese Aufgabe auf der Bundesebene“, so Viezens. Ansonsten stehe man bundesweit vor Problemen. „In Anbetracht der aktuellen wirtschaftlichen Lage im Gesundheitssystem bin ich in Sorge um die zukünftige Entwicklung“, erklärt Thobaben.
Psychisch Erkrankte können sich in der Terminservice-Stelle unter der Telefonnummer 116 117 ein Erstgespräch vermitteln lassen.