Auch im Teufelsmoor werden Flächen wiedervernässt, um diese wieder als CO2-Senken verfügbar zu machen. Foto: Pixabay
Osterholz-Scharmbeck

Gesellschaft auf Pump

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Vortrag zum Erdüberlastungstag / Die Rolle des Einzelnen nicht herunterspielen

Gerne sagt man, die Gesellschaft lebe von nun an auf Pump. Gemeint ist der Erdüberlastungstag, der in diesem Jahr auf den 3. Mai fiel. Ab diesem Tag sind die erneuerbaren Ressourcen der Welt aufgebraucht, so das Global Footprint Network, bei dem es sich um eine internationale Denkfabrik handelt, die sich mit dem ökologischen Fußabdruck beschäftigt. Anlässlich des Erdüberlastungstages lud die Linke zu einem Vortrag inklusive anschließender Diskussion in ihrem Büro in der Kreisstadt ein.

„Würden alle Menschen weltweit so viele natürliche Rohstoffe verbrauchen und CO2 ausstoßen wie in Deutschland, bräuchte die Menschheit knapp drei Erden“, so Linken-Mitglied Philipp Schübel, der den Vortrag ausgearbeitet hatte. Die Redewendung, die Welt lebe „auf Pump“, sei hinsichtlich des Erdüberlastungstages überaus treffend, da er auch beinhalte, dass noch „etwas entnommen“ werden könne, was aber mit spürbaren Folgen verbunden sei.

Utz Weißenfels, ebenfalls beim Vortrag anwesend und Mitglied der Linken, brachte ein, dass seine Partei schon immer das Ziel verfolgt habe, Reichtum gerechter aufzuteilen. Das funktioniere angesichts der klimatechnischen Auswirkungen grenzenlosen Wachstums nicht mehr, stattdessen solle man gemeinsam neue Wege suchen, um sparsamer mit dem Vorhandenen umzugehen.

Entwicklung des Erdüberlastungstages

Schübel wandte sich der Historie zu und berichtete, dass der Erdüberlastungstag seit 1970 immer früher eintreffe. „1970 war er noch am 29. Dezember. Im Jahr 1993 war er am 21. Oktober. Im Jahr 2003 fand er schon am 22. September statt. 2019 lag der Tag am 29. Juli.“ Aktuell sei es vor allem die Entwicklung im Bereich der künstlichen Intelligenz, die sich als neuester Trend in Sachen Klimakiller herauskristallisiere. „Eine Anfrage bei ChatGPT reicht aus, um ein Smartphone 50 Mal aufzuladen.“

Nun sei es nachvollziehbar, zunächst trotzig zu reagieren und die eigene Rolle herunterzuspielen. Doch auch für den Einzelnen gibt es Möglichkeiten, zur Nachhaltigkeit beizutragen und durch ein bewussteres Leben Teile zu einem großflächigeren Umdenken beizutragen. Schon etwa der sparsamere Konsum von Fleisch würde besonders in Deutschland einiges bringen. „Zwar ist der Fleischkonsum in Deutschland etwas rückläufig, aber von der Empfehlung der World Health Organization oder der Deutschen Gesellschaft für Ernährung von 200 bis 300 Gramm Fleisch die Woche sind wir als Gesellschaft noch weit entfernt“, so Schübel. Ja, die Politik sei auch in der Verantwortung, ihre Lenkungswirkung einzusetzen, doch zum Thema Nachhaltigkeit sei es wichtig, dass alle gemeinsam ins Handeln kämen.

Mit dem Gedanken, dass endliche Ressourcen kein unendliches Wachstum ermöglichen können, schloss Schübel seinen Vortrag und öffnete den Raum zur Diskussion, in welcher Weißenfels seiner Beobachtung Luft machte, dass mit der vorhandenen Erde in landwirtschaftlicher Hinsicht immer aggressiver umgegangen werde. Demgegenüber stehen Moorwiedervernässungen und die Bestrebungen des Living Lab, Möglichkeiten zur wirtschaftlichen Nutzung des Teufelsmoors zu erforschen.

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