„Wir versuchen das Thema Demenz verstärkt in die Öffentlichkeit zu bringen“, erklärte die Pflegefachkraft Nicole Klein, die mit einem Team der Stiftung Maribondo da Floresta die Ausstellung „Das Gedächtnis geht – die Gefühle bleiben“ in der Galerie mit Café „Das Blaue Haus“ initiierte. Die Ausstellung wird mit einem „Demenzsimulator“ sowie Karikaturen von Peter Gaymann ergänzt. Anschaulich wird auf Wandtafeln geschildert, wie es möglich ist, mit demenzkranken Menschen einfühlsam umzugehen. Einleitende Worte zur Ausstellungseröffnung sprach der Vorsitzende der Bremer Heimstiftung, André Vater.
Über Demenz werde nicht gerne geredet, sagte Erwin Bienewald, Vorsitzender der Stiftung Maribondo da Floresta. Die Einrichtung widmet sich neben der Behindertenhilfe auch der Betreuung und Pflege alter Menschen, die immer häufiger an Demenz erkranken. „Wir wollen auf das Schicksal dieser Menschen aufmerksam machen und Wege suchen, deren Lebenssituation zu verbessern“, so Bienewald. Er wolle versuchen, in Worpswede ein Zentrum für Demenz aufzubauen.
In der Galerie des Blauen Hauses befindet sich zur Ausstellung ein sogenannter „Demenzsimulator“. Dieser besteht aus mehreren Stationen, an denen die Besucher sich testen und informieren können, wie beschwerlich der Alltag der an Demenz erkrankten Menschen sein kann. Zum Beispiel beim Zuknöpfen eines Kleidungstückes. Ein Kittel und ein paar Handschuhe liegen hier bereit zum Überziehen. So können sich die Besucher einen Eindruck verschaffen, wie beschwerlich es für Betroffene sein könne, einfache alltägliche Dinge zu verrichten. Den erkrankten Menschen soll es beim Anziehen ähnlich ergehen, erklärte Klein, die seit vier Jahren auf einer Demenz-Station arbeitet. Insbesondere Schwierigkeiten im Alltag oder in Straßenverkehr wurden hier anschaulich aus Sicht der betroffenen Personen angesprochen. Wandtafeln informierten hier über Ursachen und Formen der Demenz, über Betreuung, Pflege und Chancen auf Heilung.
Tabuthema in Fokus bringen
Demenz sei immer noch ein Tabuthema, über das die Gesellschaft nicht gerne spricht, so Klein, „wir möchten, dass das Thema mehr in den Fokus gerät, dass Worpswede demenzfreundlich wird“. Demenz sei ein großes Thema, bundesweit seien 1,2 Millionen Menschen betroffen, berichtete Vater. Es würden täglich mehr, fügte er hinzu. Inzwischen wurden Pflegekonzepte in der Altenhilfe verändert, wie Fragen zum Wohnen, der Strukturierung des Alltags. Pflegheime seien nicht immer die richtige Lösung für Betroffene. Besser seien kleine Pflege-Wohngemeinschaften mit acht bis zehn Personen. Dabei wies Vater auf die Planung des Projektes von Bienewald in der Villa Maribondo Im Schluh in Worpswede hin, in der bis zu zwölf pflegebedürftige Frauen und Männer in ambulant betreuten Wohngemeinschaften zusammenleben.
Die Ausstellung mit Demenz-Simulator in der Galerie und Café „Das Blaue Haus“ in der Findorffstraße 9 ist bis Ende Oktober geöffnet und kann freitags, samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr besucht werden. Im Mai werden zusätzlich Vorträge und Filme angeboten.